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Die «grösste Blume der Welt» zieht an

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gestatten, Amorphophallus titanum; frei auf Deutsch übersetzt: unförmiges, penisartiges Riesending. Im deutschen Sprachraum ist der Oger unter den Blumen unter dem Namen Titanwurz bekannt – und nicht selten bezeichnet ihn der Volksmund ebenfalls zutreffend als Stinkwurz. Eben diese «grösste Blume der Welt» mit einem Blütenstand von bis zu drei Metern Höhe weilt seit letztem Sommer im Papiliorama zur Untermiete. Sie ist eine Leihgabe des Botanischen Gartens Basel, der sich zurzeit im Um- und Ausbau befindet.

Allerdings: Bis jetzt hat die XXL-Pflanze dem Papiliorama nicht viel gebracht. Mitte Juli haben die Verantwortlichen des Spezialzoos die Hoffnung aufgegeben, dass die Pflanze sich wie gewünscht entwickeln würde. Sie stellten fest, dass die Blütenknospe verfault war, und schnitten sie ab. Mit der Konsequenz, dass die Blume nun entweder in die Ruhephase eintreten oder wenigstens ein grosses Blatt entwickeln wird.

«Sie ist eine tropische Pflanze und braucht bestimmte Klimabedingungen», sagt Michael Känel, der für die Pflanze verantwortlich ist. Diese optimalen Bedingungen seien diesen Winter nicht gegeben gewesen. «Sie hatte wohl einfach kalt, obschon wir sie mit Heizmatten umwickelt haben.» Angesichts dessen, dass die Titanwurz ganz allein in einem Topf stehe und keinen Kontakt mit möglichen Fressfeinden wie Würmern haben könne, seien andere Faktoren so gut wie ausgeschlossen.

Seit ihrer Ankunft hatten die Verantwortlichen darauf gewartet, dass sie blüht. «Diese Phase ist nun durch, und wir hatten so gut wie nichts davon», bedauert Känel. Denn nur dann kann die Titanwurz ihre ganze Pracht entfalten – und nur dann stinkt sie bestialisch vor sich hin. «Doch gerade darum kommen die Leute. Keine andere Pflanze zieht so viele Interessierte an», weiss Känel. Während nur einer Nacht, rund sechs Stunden, ist der Blütenstand wie ein Trichter offen und bereit zur Befruchtung. Die Pflanze verströmt dann einen Geruch, der aasfressende Käfer anzieht, die die Befruchtung erst ermöglichen. «Nur die weiblichen Blüten stinken», stellt Känel klar. Erst wenn dieser Höhepunkt vorbei ist, kommen die männlichen Blüten zum Zug – damit sich die Pflanze nicht selbst bestäubt. Die männlichen Blüten produzieren Pollen.

Bis zu 200 Arten

Es gebe bis zu 200 Arten der Gattung Amorphophallus, die mit den Aronstäben verwandt sind und von denen die Titanwurz nur die grösste sowie am intensivsten stinkende ist. Ebenfalls einen Missgeruch strömten viele weitere Amorphophallus-Arten aus, weiss Känel, doch nehme ihn kaum jemand wahr. Auch von der kleinsten Amorphophallus besitzt das Papiliorama einige Exemplare.

Schwierig zu vermehren

Sie sei eine Laune der Natur, sagt Känel, das sonderbare Fruchtbarkeitsverhalten der Titanwurz führe dazu, dass sie sich selten vermehrt. Die einzelnen Pflanzen stünden zum Teil weit voneinander entfernt, blühten nacheinander und eben nur ganz kurz. «So ist es schwierig, sich zu treffen.» Man sehe sie auch in freier Wildbahn – konkret in einer beschränkten Region in den Dschungelgebieten im Westen der indonesischen Insel Sumatra – kaum. Weltweit stehen Exemplare in rund 50 botanischen Gärten. «Alles, was man weiss, weiss man aus der Forschung in den botanische Gärten», so Känel, vor allem in Bonn forsche man intensiv an der Pflanze.

XXL ist im Übrigen nicht nur die Höhe des Blütenstandes, sondern auch das Gewicht der Knolle. Fast 90 Kilogramm wog das Exemplar bei der Ankunft in Kerzers.

Nein, eine besonders kompliziert Pflanze sei die Titanwurz an sich nicht, so Känel, er stehe mit den Kollegen in Basel in dauerndem Kontakt, die ihn in allen Belangen beraten. Allerdings, so räumt der Pflanzenpfleger ein, «sie ist vergleichbar mit einer wilden Orchidee, man muss sie schon ‹chüderle›».

Besonders, da sie eine Leihgabe sei und in der Öffentlichkeit grosse Aufmerksamkeit erhalten habe, schaue man schon genau, dass es ihr gut gehe. «Keine andere Pflanze hier wird so umsichtig gepflegt wie die Titanwurz.» Er gehe sicher jeden Tag einmal vorbei, schaue, wie es ihr gehe, und sei es auch nur für fünf Minuten. Das Befinden der Pflanze herauszufinden, sei nicht ganz einfach. Känel muss ein Loch in die Erde schaufeln und nachschauen, «anders geht es nicht». Bei einer Yuccapflanze zum Beispiel sehe man sofort, wenn sie ein Problem habe, so Känel.

«Gespannt, was jetzt kommt»

Ob er auch von der grössten Blume der Welt träume? Nein, sagt Känel. Doch auf Nachfrage räumt er ein, dass sie für das Papiliorama schon wichtig sei und seine Aufmerksamkeit beanspruche. «Jetzt warten wir auf das Blatt.» Er sei jetzt gespannt, ob es komme. Das Blatt kenne er, er habe die Titanwurz einmal in Basel im Botanischen Garten angeschaut, «nicht aber die Blüte gesehen». Diesen XXL-Menschenauflauf habe er sich geschenkt.

Das Blatt sei ebenso XXL: Auch wenn es von Weitem nach einer Baumkrone aussehe, bei näherem Studium erkenne man rasch: Es handelt sich um ein einziges Blatt mit einer Gesamthöhe und Breite von je fünf Metern und einer Gesamtfläche von 30 Quadratmetern. «Es gibt Wohnungen, die kleiner sind als die Titanwurz», gibt Känel zu bedenken. In Basel erhielten die Zuschauer einen Blick von oben auf die Pflanze und konnten sich so ein Bild von der immensen Grösse des Blattes machen.

Auch den Blattstiel könne ein Laie fälschlicherweise für einen Stamm halten, er ist jedoch deutlich weicher. Damit hänge übrigens auch die seltsame gesprenkelte Färbung des Blattstiels zusammen, so Känel. Die Pflanze wehre sich damit – zum Beispiel gegen Nashörner, die sich hüten, mit dem vermeintlichen von Rindenflechten bewachsenen Baumstamm zu kollidieren. Auch Fressfeinde werden so erfolgreich abgeschreckt.

Zur Pflanze

Das grosse Rätsel der Botaniker

Die Titanwurz durchlebt mehrere Phasen: Eine blühfähige Knolle ist in der Regel rund zehn Jahre alt. Sie braucht rund drei Monate, um entweder aus einer Knospe ein Blatt oder eine Blüte zu entwickeln. Das Blatt kann bis zu zwei Jahre bleiben, dann stirbt es nach und nach ab. Die Knolle tritt anschliessend in eine Ruhephase ein. Sollte sich ein Blütenstand entwickeln, geht es deutlich rascher: Nach nur rund einer Woche ist alles vorbei, und die Blume verschwindet. Danach kann die Pflanze wiederum eine längere Ruhephasen haben. Ist sie bestäubt worden, bilden sich während neun Monaten einige Hundert Früchte, die etwa dattelgross sind und je einen einzigen Samen enthalten. Danach tritt sie ebenfalls in eine Ruhephase, und der Zyklus beginnt wieder von vorn.

fca

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