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Die heikle Suche nach dem Oberhaupt

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Die orthodoxe Kirche ist die Kirche der ökumenischen Konzilien, die Kirche der Väter, die Kirche der ununterbrochenen apostolischen Tradition: So lautet die orthodoxe Selbstdarstellung im interchristlichen Dialog. Ein Studientag am Institut für Ökumenische Studien der Universität Freiburg brachte theologische Positionen westlicher und östlicher Traditionen ins Gespräch. Der Hintergrund war ein umstrittenes Dokument des Moskauer Patriarchats zur Frage desEhrenprimats, des symbolischenFührungsanspruchs innerhalb der orthodoxen Kirche. Diesen stellen sowohl das Patriarchat von Moskau als auch dasjenige von Konstantinopel (Istanbul).

Konzil angekündigt

Kurz vor der Freiburger Tagung vom 24. März hatten alle Oberhäupter der autokephalen Kirchen in Istanbul ein panorthodoxes Konzil für 2016 angekündigt. Um Details zu klären, konnte man nicht auf Präzedenzfälle zurückgreifen. Das Konzil wird präsidiert vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, der von Oberhäuptern der Lokalkirchen auf gleicher Augenhöhe umgeben ist. Beschlüsse fasst das Konzil im Konsens.

Laut Metropolit Hilarion Alfejew, dem Aussenverantwortlichen des Moskauer Patriarchats (siehe Kasten), gibt es mit der Ekklesiologie in der theologischer Forschung einen Bereich, «in dem Theologen verschiedene, oft unvereinbare methodologische Zugänge und Modelle vorlegen, polemisieren und vorläufig keine Einigkeit demonstrieren». Das gelte auch für die Frage des Primats.

Selbst Konzilsentscheidungen dokumentieren laut Hilarion «nur denjenigen Konsens, der in der Kirche zum Zeitpunkt ihrer Annahme bestand». Der 34. Apostelkanon, der die Wahl eines Höchsten unter den orthodoxen Bischöfen verlangt, müsse in eine neue Zeit übertragen werden. Er erfasse nicht die Realität der orthodoxen Diaspora, denn die Gemeinden unterstehen dem jeweiligen Oberhaupt der verantwortlichen Heimatkirche.

Differenz nicht überdecken

Spätestens seit dem «Schisma» von 1054, der konfessionellen Trennung der Kirchen des Ostens und des Westens, besteht die Diskussion des Führungsanspruchs auch zwischen Orthodoxen und Katholiken. Das Dokument, das die orthodox-katholische Gesprächskommission in Ravenna in Abwesenheit der russischen orthodoxen Delegation verabschiedet hat, sei in seinen Optionen für die Russische Orthodoxe Kirche nicht annehmbar, so Hilarion. Die Suche nach Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Tradition dürfe Differenzen nicht verdecken, so Hilarion weiter. Ein orthodox-katholischer Dialog über den Primat sei nicht sinnvoll, solange kein innerorthodoxer Konsens gefunden ist.

 Der Beitrag von Bischof Dimitrios Salachas bekräftigte die unterschiedlichen Ansätze im orthodoxen und im katholischen Selbstverständnis: Während sich in der katholischen Tradition die Unterscheidung zwischen Weihe- und Jurisdiktionsprimat ausgebildet hat und der päpstliche Primat als Jurisdiktionsprimat konzipiert ist, wird der «Ehrenprimat» ausschliesslich auf der Grundlage der Gleichrangigkeit in der Weihevollmacht gedacht.

Den Katholiken bekannt

Die Konstruktion einer zeitgemässen orthodoxen Kirche wird nicht ohne eine historische und systematisch-theologische Dekonstruktion vieler lieb gewordener Formen der Selbstdarstellung möglich sein.Der Theologe Peter Hünermann präsentierte in seinem Vortrag über den Primat des römischen Bischofs meisterhaft die katholische Erfahrung mit einem selbstkritischen Zugang zur eigenen Tradition.

*Barbara Hallensleben ist Professorin der Dogmatik und Theologie der Ökumene sowie Direktoriumsmitglied am Institut für Ökumenische Studien der Uni Freiburg.

Zur Person

Eine lange Freiburger Vergangenheit

Hilarion Alfejew, Aussenbevollmächtigter des Patriarchats von Moskau, ist der erste russisch-orthodoxe Metropolit, der eine Titularprofessor an einer katholisch-theologischen Fakultät erhielt. Die Universität Freiburg verlieh ihm diesen Titel im März 2011. Er hatte davor in Freiburg habilitiert und war seit 2005 Privatdozent im Bereich der Dogmatik. An der Verleihung nahm auch Kardinal Kurt Koch teil, der Vertreter des Vatikans in Fragen der Ökumene.fca

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