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«Die Initiative zwingt uns, über unsere eigenen Werte nachzudenken»

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Autor: Irmgard Lehmann

Das Private möchte sie lieber ausklammern, sagt Petra Bleisch Bouzar gleich zu Beginn des Gesprächs. Die Doktorandin war mit einem Moslem verheiratet, inzwischen ist sie geschieden.

Muslimische Frauenvereine

Petra Bleisch ist im sanktgallischen Rheintal aufgewachsen und ist nach Freiburg gekommen, um Religionswissenschaften zu studieren. Die Islamwissenschaften hat sie nun in den Mittelpunkt gerückt. Darüber will die Mutter von zwei Kindern (neun- und elfjährig) eine Doktorarbeit schreiben. Das Thema: «Muslimische Frauenvereine in der Schweiz». Im Rahmen ihrer Arbeit setzt sie sich denn auch mit unterschiedlichen Strömungen in der Welt auseinander: «In Malaysia z. B. sind die Frauenvereine sehr dynamisch», erzählt sie. In manchen muslimischen Ländern seien Frauen auch Richterinnen.

Forschen statt praktizieren

Im vierten Stock in der neuen Uni im Pérolles hat Petra Bleisch ihren Arbeitsplatz. Auf engstem Raum türmen sich Bücher und Schriften. In einer Ecke steht eine Muttergottesstatue. Sonnenlicht fällt auf sie.

Die Assistentin trägt Pulswärmer, ein Kapuzenshirt und spricht leise, besonnen. Eine junge Frau, die sich für das islamische Recht interessiert. Von der Scharia möchte sie erzählen und Vorurteile ausräumen (siehe Kasten).

«Wie leben die Menschen, was bewegt sie, was ist ihnen wichtig?» Diese Frage habe sie schon in jungen Jahren beschäftigt, sagt sie und stellt damit auch klar, warum bei ihr Religion in den Mittelpunkt gerückt ist – wohlverstanden als Forschungsgebiet, nicht als persönliche Komponente. «Ich bin aus der katholischen Kirche ausgetreten.»

Religion ist in den letzten Jahren immer mehr ein Thema geworden, bemerkt die 37-Jährige und nennt die islamische Revolution 1979 als markantes Ereignis. Da habe sich die arabische Welt auf ihre Identität besonnen. «Und einzelne Muslime haben mit den Attentaten die Aufmerksamkeit der Medien erreicht.»

Dass aber der arabische Raum bereits vor einigen Jahrhunderten grossen Einfluss hatte, werde leider zu oft vergessen: «Wir kennen Texte des griechischen Philosophen Aristoteles dank der Übersetzung durch die Araber, die Originaltexte sind verloren gegangen.» Auch die kulturelle Hochblüte im spanischen Andalusien sei den Arabern zu verdanken.

Und nun die Initiative zum Minarettverbot? «Völlig unnötig», findet sie. «Das Verbot widerspricht jeglichem Rechtsdenken und ist ein Verstoss gegen die Verfassung (Diskriminierungsartikel) und das Völkerrecht.»

Weder Deutschland noch Frankreich kennen solche Verbote. «In Genf hat man die Erbauer gar aufgefordert, höher zu bauen als geplant.»

Und in Mannheim sei das Minarett zugleich Aussichtsplattform der Stadt.

Petra Bleisch vermag der Initiative aber auch Positives abzugewinnen: «Sie löst Diskussionen aus und zwingt uns, über unsere eigenen Werte nachzudenken.» Der Staat müsse über die Bücher gehen und klären, wie künftig die Beziehung zwischen Staat und Religion aussehen soll.

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