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Die KAB muss zu einer eigenen Melodie finden

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Hans Gisler, der zusammen mit Enrico Gallacchi das neue Co-Präsidium der Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung (KAB) der Schweiz bildet, begann seine Ausführungen zur Lage der KAB Schweiz mit einem geschichtlichen Rückblick. Vor mehr als 100 Jahren wurde in St. Gallen der erste katholische Arbeitnehmerverein der Schweiz gegründet. Damals gab es weder Versicherungen noch Banken. Die arbeitende Bevölkerung musste vielfach Not am eigenen Leib erleben, und es fehlte an organisierten Hilfeleistungen. Ziel der Arbeitnehmervereine war es darum, untereinander Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Das ist bis heute einer der Kerngedanken der KAB.

Waschmaschine für alle

Gisler illustrierte diesen Kerngedanken folgendermassen: Fehlte beispielsweise in einem Dorf eine Waschmaschine für eine Familie, so hat man sich in der KAB zusammengesetzt, gemeinsam eine Waschmaschine finanziert, diese auf einen Wagen gesetzt und ist damit von Familie zu Familie gezogen. So hat man sich gegenseitig geholfen. Aus den lokalen Anfängen sind kantonale Gruppierungen und da­raus später wiederum eine nationale Vereinigung hervorgegangen. Die KAB Schweiz hat sich dabei laut Gisler auch die Pflege der Bildung auf die Fahnen geschrieben. Es brauchte und braucht Leute, die vorne hinstehen, und um diese zu fördern, führte und führt die KAB Schweiz Bildungsanlässe und Vereinsführungskurse durch. Daraus ist das von der KAB getragene Institut für Sozialethik entstanden. Als Sprachrohr und Verbandsorgan diente jahrelang das christlich-sozialethische Magazin «Treffpunkt», das im Rahmen der Neuausrichtung Ende 2016 nach 48 Jahren aber eingestellt werden musste.

Welche Aufgabe erfüllen?

Warum aber braucht es überhaupt eine Neuausrichtung? Gislers Antwort ist so einfach wie folgerichtig: schwindende Mitgliederzahlen. Und er erklärt diesen Rückgang ebenso schlüssig: «Viele der Aufgaben aus der Gründungszeit werden heute durch Gewerkschaften, politische Parteien oder Pfarreigruppierungen wahrgenommen. Sozialwerke sichern das materielle Überleben.» Die Leute heute wollen nicht mehr Mitgliederbeiträge zahlen für eine Leistung, die sie anderswo billiger oder gratis erhalten, so Gisler. Der Co-Präsident verurteilt aber diese Einstellung nicht, sondern erklärt, dass die KAB sich eben neu positionieren müsse. Was kann die KAB heute noch leisten? Früher wusste die KAB genau, so Gisler metaphorisch, welches Musikstück sie spielen kann, doch heutzutage sei das unklar geworden.

Für Mitmenschen einsetzen

Man müsse ja nicht die ganze Welt verbessern, meint Gisler, sondern sich für den Mitmenschen einsetzen. Das könnte das Musikstück der KAB sein: Die Probleme vor Ort erkennen und sich dafür einsetzen. Gisler sieht drei Bereiche, in denen das geleistet werden kann: eine lebendige Kirche leben, das Miteinander pflegen und die Gesellschaft mitgestalten. Allerdings schränkt Gisler gleich ein, dass diese Werte nicht mehr nur KAB-intern gelebt werden sollten, sondern lokal, vor Ort also, der ganzen Gemeinschaft offenstehen müssen. Denn so sei die Gesellschaft heute organisiert. Zwar wollen nicht mehr viele in einem Verein wie der KAB sein, aber gemeinsame Anlässe und das Zusammensein seien auch heute noch ein Bedürfnis. Es reicht nach Gisler, wenn einige wenige als Mitglieder der KAB den Verein weitertragen und die Werte leben würden – aber für alle, nicht nur für KAB-Mitglieder. So gelebt habe die KAB eine Zukunft. Gisler betont auch, dass es immer noch einfacher ist, als Verein mit einem Namen und einer Geschichte einen Anlass zu organisieren, als es für eine Einzelperson wäre.

Namensänderung

Im Anschluss an die Ausführungen des Co-Präsidenten fand eine angeregte Diskussion statt. Dabei wurde beispielsweise ein Namenwechsel vorgeschlagen, der kontrovers diskutiert wurde. Ist es einfacher, mit einem neuen Namen einen teilweise veränderten Inhalt zu transportieren, oder führt ein Namenwechsel dazu, dass Wurzeln wegfallen, die man danach wieder mühsam aufbauen muss? Es wurde auch die Frage aufgeworfen, warum man eigentlich nur darauf schiele, junge Mitglieder zu gewinnen, wenn doch die Gesellschaft immer älter werde. Schlussendlich kam der Hinweis aus dem Publikum, dass ein möglicher struktureller Zusammenschluss mit anderen ähnlich ausgerichteten Vereinigungen möglicherweise die Organisation und finanzielle Problematik etwas beruhigen könnte. Bei einem gemeinsamen Mittagessen als Abschluss der DV wurden diese und andere Punkte noch einige Zeit weiterdiskutiert.

KAB Schweiz

Eine bewegte Geschichte

Am 29. Januar 1899 wurde in St. Gallen der Katholische Arbeiterverein St. Gallen Dom gegründet. Ziel der Gründung war die materielle und geistige Besserstellung der Arbeiter. Die lokale Organisation wuchs bald zu einer schweizerischen Bewegung. Ihr Gründer war Johann Baptist Jung, Religionslehrer in St. Gallen. Die Gründung war ein Gegengewicht zu den sozialistischen Ideen und Gewerkschaften der Zeit. Bereits im ersten Jahr des Bestehens wurden Selbsthilfe-Organisationen gegründet. Es folgte der Aufbau von christlichen Gewerkschaften und Parteien. Im Laufe der Geschichte wandelte sich der Arbeiterverein zur Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Bewegung. Die KAB zählte Ende 2016 5500 Mitglieder

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