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Die Kathedrale Sankt Niklaus zwischen Zähringerbrücke und Poyabrücke

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Brücken waren von Anfang an unumgänglich, denn wer liebte es schon, jedes Mal nasse Füsse zu haben, wenn er von einem Ufer der Saane zum anderen hinüber wollte? Und was, wenn der Fluss Hochwasser führte? Da half auch kein Hosenbeinaufkrempeln mehr! Also mussten Brücken her, die ersten aus Holz, dann welche aus Stein, und schliesslich solche knapp über dem Wasser oder in schwindelnder Höhe sich baumelnde Hängebrücken. Den Letzteren machten alsdann Brücken aus Beton den Garaus.

Und nun zu mir: «Noblesse oblige!» Geplant war ich seit der Gründung der Stadt durch Herzog Berchtold IV. von Zähringen. Als erste Pfarrkirche wurde ich dem heiligen Bischof von Myra geweiht, lange bevor dieser Bau fertiggestellt war. Man hatte Grosses vor mit mir – Schriften und Pläne bezeugen es –, weshalb die Bauhütten zu meinen Füssen während vieler Jahrhunderte mehr oder weniger präsent waren, je nachdem, ob Krieg oder Frieden herrschte und ob die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ein Weiterbauen erlaubten oder nicht. Meine Gestalt wuchs und veränderte sich im Lauf der Zeit; auch mein Pflichtenheft erklomm die Stufen des Renommees: Von der bescheidenen Pfarrkirche wurde ich zur «Collégiale» und schliesslich zur «Cathédrale» ernannt.

Im zwölften Jahrhundert war es selbstverständlich, dass ich im Herzen der aufkommenden Stadt zu sein hatte. Sowohl die kirchliche wie die weltliche Regierung war sich darüber einig, den übrigen Bürgern blieb wohl vorerst keine andere Wahl. Aber damals, und noch einige Jahrhunderte lang, verkehrte man in dieser Stadt zu Fuss oder zu Pferd. Vor die mit allerhand Waren beladenen Karren spannte man Ochsen, Esel oder Maultiere, herrschaftliche Leute benutzten Pferdekutschen. Überall roch es nach Pferdeäpfeln, Kuhfladen, Schweinedung und dem ätzenden Dunst verpisster Mauern. Aber alle diese «Düfte» waren heilig im Vergleich zu dem, was ich heutzutage erleide.

Lange Zeit hielt ich dieses intensive Leben aus, ohne gross Schaden zu leiden. Aber dann kam die Wende. Dem Fortschritt zuliebe wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in meiner nächsten Nähe die erste Hängebrücke gebaut, damit ersparte man sich den Umweg durch die Unterstadt. Beinahe hätte es der Ingenieur Joseph Chaley mit seinem europaweit bekannten «Grand Pont» erreicht, mich in den zweiten Rang der Freiburger Kuriositäten zu verdrängen. Doch knapp ein Jahrhundert später wurde das einstige Prunkstück, welches dem rasch zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen war, durch die in Beton gegossene Zähringerbrücke ersetzt.

Für die Oberstadt war die neue Brücke ein gutes Omen, für die Unterstadt hingegen ein schlechtes, mir persönlich wurde sie zum Verhängnis. Der wachsende Austausch zwischen Stadt und Land und die Erfindung des Benzinmotors gaben mir den Rest. Völlig unfreiwillig bin ich in den Mittelpunkt eines infernalen Karussells geraten. Die Blechschlange erwürgt mich, die ausgestossenen Abgase unzähliger Motorfahrzeuge fressen sich in meine Sandsteinmauern hinein wie ein bösartiger Krebs. Wenn das so weitergeht, nützt auch jeder Versuch, dem Zerfall meines Gemäuers Einhalt zu gebieten, rein nichts, auch wenn schon seit Jahrzehnten immer wieder an mir herumgeflickt wird.

So durfte es nicht weitergehen! In der Not haben die Freiburger ein über siebzig Jahre altes Projekt aus seiner verstaubten Schublade hervorgeholt und es neu gestaltet. Gegen Norden hin, dort wo die Saane unmerklich in den Schiffenensee einmündet, steht nun die Poyabrücke, eine nach den neuesten Techniken konzipierte Schrägseilbrücke, fürs Auge ein imposantes Prachtstück. Die leidige Blechschlange der Motorfahrzeuge wird sich künftig dieser neuen Brücke bedienen müssen. Wer auf sein Auto verzichtet, sein Fahrrad aus der Remise holt oder auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigt, der darf die alte Zähringerbrücke weiterhin benutzen. Ich, die Kathedrale Sankt Niklaus, freue mich auf die neue Zeit, die es mir hoffentlich erlauben wird, mich in Ruhe von den Strapazen der vergangenen Jahrzehnte zu erholen. Wie eh und je werde ich von meinem hoch über der Saane gelegenen Standort aus Wache halten über meine Stadt.

 

 Nachwort der Autorin:

Wie den meisten Freiburgern liegt mir die Erhaltung unserer Kathedrale am Herzen. Das heisst aber nicht, dass jedermann glücklich ist über die jüngsten Veränderungen. Wenn Probleme, wie der Stadtverkehr zum Beispiel, einfach nur aufgeschoben und nicht aufgehoben beziehungsweise gelöst werden, dann macht eine neue Brücke keinen Sinn. Unsere Chance liegt vielleicht darin, dass dieser Neubau uns zum Umdenken zwingt, auch wenn wir den Endeffekt jetzt noch nicht ganzheitlich voraussehen können. Wir sind ein Wagnis eingegangen, das, so hoffen wir, der Stadt Freiburg zum Heil und nicht zur Last werden wird.

Vergessen wir nicht: Ohne eine gezielte Zukunftsvision unserer Ahnen und dem rechtzeitigen Bau der Grandfeybrücke läge die Stadt Freiburg heute «näb de Schine»!

 

 Quellenangaben: Fribourg jette ses ponts, de Pierre Delacrétaz, ds. Collection Monts et Merveilles, Editions Ketty & Alexandre, 1990 Chapelle-sur-Moudon; La cathédrale Saint-Nicolas de Fribourg, miroir du gotique européen, sous la direction de Peter Kurmann, 2007 La Bibliothèque des Arts, Lausanne, et Fondation pour la conservation de la cathédrale Saint-Nicolas de Fribourg.

Fränzi Kern-Eggerist Autorin. Die Stadtfreiburgerin schreibt in Bolz und Deutsch.

«Die Blechschlange erwürgt mich, die ausgestossenen Abgase unzähliger Motorfahrzeuge fressen sich in meine Sandsteinmauern hinein.»

Kathedrale Sankt Niklaus

«Ohne den rechtzeitigen Bau der Grandfeybrücke läge die Stadt Freiburg heute‹näb de Schine›!»

Fränzi Kern-Egger

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