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«Die Kontrollen sind überrissen»

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«Die Kontrollen sind überrissen»

«Die Kontrollen sind überrissen» Felix Aeby zieht Bilanz seiner Tätigkeit an der Spitze des Amtes für Landwirtschaft 18 Jahre war der in Giffers aufgewachsene Düdinger Felix Aeby Vorsteher des kantonalen Amtes für Landwirtschaft. Nun geht er am 31. Oktober in Pension. Er stellt fest, dass die Freiburger Landwirtschaft einen tiefgreifenden Wandel durchgemacht hat. Diese Anpassungsfähigkeit verleihe ihr auch gute Perspektiven. Mit FELIX AEBY
sprach WALTER BUCHS
Der Kanton Freiburg hat sich erst in diesem Jahr ein Landwirtschaftsgesetz gegeben. Hat das Ihre Tätigkeit bisher nicht erschwert?
Das Fehlen eines Gesetzes hat meine Tätigkeit nicht wirklich erschwert. Ich habe es aber immer befürwortet, dass man die zahlreichen in der Rechtssammlung verstreuten Erlasse in einem Rahmen- und Organisationsgesetz zusammenfasst. Dadurch sind sie jetzt besser aufeinander abgestimmt.
Die Kantone sind in der Landwirtschaft weitgehend Vollzugsorgane des Bundes. Welches sind dabei die Hauptaufgaben des Amtes für die Landwirtschaft (LwA)?
Unsere Hauptaufgabe besteht tatsächlich in erster Linie im Vollzug von agrarpolitischen Massnahmen des Bundes, namentlich der Direktzahlungen (DZ). Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Förderung der Tierzucht. Der Bund wird zwar in Zukunft auch finanziell für einen grossen Teil der Tierzucht zuständig sein. Im Bereich Tierzucht hat der Kanton zusätzlich eigene Massnahmen. Wir unterstützen Viehausstellungen wie den bekannten Zuchtstiermarkt und die international renommierte Milchviehausstellung in Bulle. Als weiteres Beispiel einer kantonalen Massnahme sei die Milchanalyse erwähnt, die den Bauern wichtige Hinweise über den Gesundheitszustand der Tiere gibt.
Im Bereich der Raumplanung haben wir als Interessenvertreter der Landwirtschaft die Aufgabe, die guten Böden zu schützen. Wir begutachten ebenfalls die Baugesuche. Bei den ökologischen Massnahmen erwähne ich als eine unserer Unterstützungsmassnahme die Direktsaat. Das ist ein Beitrag zur Verhinderung der Erosion. Dann haben wir «Nitratprojekte», wo wir Bewirtschaftseinschränkungen in der Nähe von Quellenfassung mit Beiträgen abgelten.
Man nennt Sie gelegentlich «Monsieur Direktzahlungen». Ist die korrekte Verteilung der DZ die wichtigste Aufgabe des Vorsteher des LwA?
Das kann man schon so sagen, es geht immerhin um einen Betrag von 165 Millionen Franken oder 50 000 Franken pro Betrieb. Das Heikelste und gleichzeitig auch das Anspruchvollste bei der Anwendung der Direktzahlungen ist die Verfügung von Beitragskürzungen, wenn ein Betrieb die Anforderungen nicht voll erfüllt. Man muss dabei einen Pfad finden, der die Glaubwürdigkeit der Direktzahlungen sicherstellt und gleichzeitig einen Betrieb nicht in den Ruin stürzt.
Welche Anforderungen könnten denn dazu führen, dass Zahlungen gekürzt werden?
An erster Stelle nenne ich den Tierschutz: gute Pflege und regelmässiger Auslauf. Dann muss jeder Betrieb mindestens sieben Prozent Ökofläche und eine ausgeglichene Düngerbilanz aufweisen sowie die Pflanzenschutzmittel nach Vorschrift einsetzen. Beim Bodenschutz muss eine Fruchtfolge und eine Bodenbedeckung gewählt werden, die die Erosion einschränken.
Wie wird das alles kontrolliert?
Wenn die Fläche und die Anzahl Tiere stimmen, dann ist das Wichtigste in Ordnung. Unser Amt ist in diesen beiden Punkten so eingerichtet, dass wir das weitgehend elektronisch überprüfen können.
Der ökologische Leistungsausweis wird von der privaten Organisation Fipo überprüft, welche uns die Ergebnisse mitteilt. Bei dieser Kontrolle hat der Betrieb den Beweis zu erbringen, dass die Auflagen erfüllt sind.
Ist das für den Betroffenen aufwendig?
Die Verordnung des Bundesamtes für Landwirtschaft betreffend die Kontrollen der Direktzahlungen zählt 168 Seiten. Es muss immer mehr nach standardisierten Fragebogen kontrolliert werden. Die Grossverteiler verlangen zudem ihre spezifischen Kontrollen, AOC verlangt seine Kontrollen. Die unverhältnismässig detaillierten Kontrollanforderungen sind untereinander nicht koordiniert. Das ist eine bedauerliche Fehlentwicklung, und gleichzeitig zählt die Berufsethik des einzelnen Produzenten immer weniger.
Glücklicherweise hat Bundesrat Deiss vor einem Jahr ein Machtwort gesprochen. Er hat angeordnet, dass der einzelne Betrieb, bei dem die Sachen in Ordnung sind, im Maximum einmal im Jahr kontrolliert wird.
Innerhalb der Verwaltung, namentlich in der Raumplanung, war es Ihre Aufgabe, die Interessen der Landwirtschaft wahrzunehmen. Wie hoch ist der Stellenwert der Landwirtschaft heute? Geben nicht eher andere Bereiche wie Industrie oder Ökologie den Ton an?
Diesen Eindruck habe ich nicht. Die Organe der Raumplanung spannen noch ganz gerne mit uns zusammen, um in die Bauzonen etwas mehr Ordnung zu bringen. Wenn es darum geht, guten Boden zu schützen, ziehen wir oft am gleichen Strick.
Es kommt durchaus vor, dass für Industrie- und Gewerbezonen sehr gutes Landwirtschaftsland genommen wird. Wenn diese Zonen überdimensioniert und die bestehenden noch gar nicht voll genutzt sind, dann können wir eingreifen. Dabei gelingt es uns recht gut, auf die Gestaltung der Bauzonen so Einfluss zu nehmen, dass Landwirtschaftsbetriebe in ihrer Arbeit nicht zu stark eingeschränkt werden und sie sich trotzdem weiterentwickeln können.
Welches waren in Ihrer Amtszeit die folgenschwersten Entwicklungen in der Landwirtschaft?
Bei den kleinen Nebenerwerbsbetrieben hat sich wenig geändert. Diese behaupten sich. Demgegenüber sind die Haupterwerbsbetriebe ganz klar grösser geworden, während deren Anzahl jährlich um etwa zweieinhalb bis drei Prozent abnimmt.
Der Strukturwandel, der dahinter steckt, ist tiefgreifend. Darunter sind Rationalisierungen der Betriebsabläufe und Spezialisierungen zu verstehen. Diese wurden in den vergangenen zehn Jahren in unserem Kanton vorangetrieben, wie kaum je zuvor. Es ist aber nicht zu übersehen, dass es etliche Betriebe gibt, die wie eh und je weitermachen. Oft kommt ein Strukturwandel nämlich erst mit dem Generationenwechsel.
Wie viele Vollerwerbsbetriebe wird es im Kanton Freiburg in zehn Jahren noch geben?
Da kann ich nun wirklich keine Prognose abgeben. Es wäre gefährlich nur mit der Betriebsgrösse zu operieren. Das hängt von sehr vielen Faktoren ab. Auch kleine Nebenerwerbsbetriebe, die eine extensive Landwirtschaft betreiben, haben Zukunftschancen.
Die Dynamik vieler Vollerwerbsbetriebe stimmt mich zuversichtlich. Diese wollen wirklich produzieren und sind daher weitgehend bereits eurokompatibel. Ich denke dabei auch an unsere Gemüseproduzenten im Seeland.
Wie sehen die Perspektiven aus?
Im Vergleich zum schweizerischen Durchschnitt hatte die Freiburger Landwirtschaft stets eine recht gute Struktur. Freiburg hatte immer vergleichweise grosse Betriebe und immer überdurchschnittlich grosse Milchkontingente. Wenn die Freiburger Landwirtschaft diese Vorteile bewahren kann – dank der guten Ausbildung durch das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve sind die Voraussetzungen optimal – wird sie weiterhin die Nase vorne haben.

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