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Die Last der zweiten Generation

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«Mein Vater war ein grosszügiger, integrer und in moralischen Fragen strenger Mann. Er hat mich intellek­tuell geformt, und ich habe mich ihm sehr verbunden gefühlt.» So beschrieb Barbara Brix, 1941 im damals deutschen Breslau geboren, gestern am Kollegium St. Michael in Freiburg ihren Vater. Was sie erst nach dessen Tod herausfand: «Mein Vater war ein überzeugter Nationalsozialist und als Arzt aktiv an Massenermordungen beteiligt.»

Ein Tabu

Barbara Brix legte gestern vor 300 Schülerinnen und Schülern der Freiburger Kollegien Zeugnis ab an der Veranstaltung «2. Generation – Kinder von Widerstandskämpfern und Nazis erzählen». Organisiert wurde der Anlass von der Koordinationsstelle gegen Antisemitismus und Diffamierung (CICAD), Stadt und Kanton Freiburg unterstützten ihn.

Obwohl Barbara Brix als kleines Mädchen vor der Roten Armee fliehen musste und ihren kriegsversehrten Vater erst danach kennenlernte, war der Krieg in der Familie nie ein Thema. «Es war ein absolutes Tabu. Als ich erfuhr, dass mein Vater Mitglied der SS gewesen war, war das ein brutaler Moment. Und ich war ebenso schockiert, als ich erkannte, dass er mehrmals alles geleugnet hatte.»

Auch Ulrich Gantz ist Sohn eines SS-Offiziers. «Wenn wir meinem Vater Fragen zum Krieg stellten, hiess es immer, da gebe es nichts zu erzählen», sagte er gestern. Nach dem Tod des Vaters stellte Gantz Nachforschungen an und fand unter anderem heraus, dass sein Vater in Minsk an der Ermordung von 100 Juden an einem Morgen beteiligt war, um Heinrich Himmler die Effizienz des Systems zu demonstrieren.

Für Brix und Gantz ist das öffentliche Berichten nicht einfach, denn es stösst nicht immer auf Verständnis: «Ich hatte meinem Bruder bei der Beerdigung des Vaters versprochen, dass nichts von dessen Nazi-Vergangenheit an die Öffentlichkeit gelangen würde. Ich fühlte mich aber moralisch verpflichtet, es trotzdem zu tun», sagte Gantz.

Völlig anders sind die Berichte von Yvonne Cossu und Jean-Michel Gaussot – beide sind Kinder von französischen Widerstandskämpfern, die deportiert wurden und in einem Konzentrationslager starben. Die beiden mussten ohne ihre Väter aufwachsen, mit Verlust und Trauer als ständigen Begleitern. Sie konnten lange nicht glauben, dass ihre Väter tot waren, weil diese namenlos in einem Massengrab verscharrt worden waren.

Gegen das Vergessen

Die vier unterschiedlichen Vertreter der zweiten Generation haben sich an einem Seminar im ehemaligen KZ Neuengamme kennengelernt. Brix und Gantz sprachen damals vor Nazi-Opfern und deren Kindern: «Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion», sagte Brix gestern. Doch dann sei Jean-Michel Gaussot aufgestanden und habe ihnen zu ihrem Mut gratuliert. Gestern sagte er: «Wir sind keine Helden, weil unsere Väter Helden waren. Und sie sind keine Kriminellen, weil ihre Väter Kriminelle waren.» Diese Aussage war eine Erleichterung für die Kinder von Nazi-Verbrechern: «Ich war drei Jahre alt, als der Krieg zu Ende war. Ich wusste, dass mich keine Schuld traf. Aber ich trug die Schuld dennoch in mir. Die Worte von Jean-Michel haben mich befreit.»

Nach dem Seminar beschlossen die vier, gemeinsam aufzutreten mit dem gleichen Ziel: Die Gräueltaten der Nazis sollen genauso wenig vergessen gehen wie der Mut der Widerstandskämpfer. Die vier engagieren sich gegen Hass, Antisemitismus und Rassismus. «Wir sprechen zur Jugend, weil es heute Parallelen gibt zu den 1930er-Jahren. Der Hass darf nicht wieder überhandnehmen», sagte Jean-Michel Gaussot.

Programm

Als Ergänzung zum Geschichtsunterricht

Die gestrige Veranstaltung fand in Vorbereitung auf den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust statt. Erziehungsdirektor Jean-Pierre Siggen (FDP) sagte, dass Berichte von Betroffenen den Geschichtsunterricht vervollständigen würden. «Die Suche nach der historischen Wahrheit darf nicht völlig unabhängig von Gefühlen geschehen», sagte er. Bis morgen um 11 Uhr ist am Kollegium St. Michael eine Ausstellung zu sehen, welche in Text, Bild und Film die Berichte der Zeitzeugen zusammenfasst.

mir

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