Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Die Lernbereitschaft der Imame war gross»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Insgesamt 26 Weiterbildungs-Workshops zum Thema «Muslimische Organisationen als gesellschaftliche Akteure» hat das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft, welches Teil der Universität Freiburg ist, 2016 und 2017 durchgeführt. Nun liegen die Ergebnisse dieser Workshops in Form von fünf Broschüren vor. Die erste wurde diese Woche unter dem Titel «Muslimische Seelsorge in öffentlichen Institutionen» veröffentlicht. Die Broschüren lehnen sich inhaltlich an die fünf Themenbereiche der Workshops an: Vereine als gesellschaftliche Akteure, junge Muslime, Geschlecht und Körper, Prävention sowie Seelsorge in Spitälern und Gefängnissen. Professor Hansjörg Schmid, Direktor des Zentrums, ist mit den Ergebnissen dieser Workshops sehr zufrieden. «Wir haben sehr viele Teilnehmer mit diesem relativ niederschwelligen Angebot erreicht», sagt er. «Vor allem aber konnten wir das Vertrauen der muslimischen Vereine gewinnen, und auch von den teilnehmenden christlichen Seelsorgern und von Fachpersonen der Sozialen Arbeit haben wir ein sehr positives Echo erhalten.»

Nicht nur Imame

Zwei der ein- bis zweitägigen Workshops mit durchschnittlich 20 Teilnehmenden fanden in Freiburg statt, die übrigen 24 an verschiedensten Orten in der Schweiz, von Lugano über Genf, Basel und Zürich bis St. Gallen. Insgesamt nahmen 477 Personen teil: 298 Männer und 179 Frauen. «Von Imam-Workshops zu sprechen, ist angesichts der gemischten Teilnehmerschaft eine Verkürzung», sagt Schmid. 96 Imame hätten an den Workshops teilgenommen, was etwa 20  Prozent der gesamten Teilnehmer entspreche. Wenn man aber davon ausgehe, dass es schätzungsweise 200 Imame in der ganzen Schweiz gebe, so hätten die Workshops doch einen beträchtlichen Teil von ihnen erreicht. Das Interesse und die Lernbereitschaft der teilnehmenden Imame sei jedenfalls sehr gross gewesen. Für viele sei es das erste Mal gewesen, dass sie mit so einem Angebot erreicht wurden. Auch mit dem «relativ hohen Frauenanteil» ist Schmid sehr zufrieden. Inhaltlich sei das Thema Kommunikation am meisten gefragt gewesen, mit acht Workshops. Sechs Workshops hätten sich dem Thema Seelsorge gewidmet, fünf dem Thema Prävention, vier dem Thema Jugend und drei dem Thema Geschlecht und Körper.

Bei der Mehrzahl der teilnehmenden Muslime habe es sich um Sunniten gehandelt. Es seien aber auch Schiiten gekommen. «Die grosse Mehrheit der Muslime in der Schweiz sind Sunniten», so Schmid. «Die Zahl der Schiiten ist recht klein. Schätzungen gehen von bis zu zehn Prozent aus.» Was die ethnische Herkunft der Teilnehmer betreffe, so sei vom Balkan über die Türkei bis zu den arabischen Ländern ein breites Spektrum vertreten gewesen.

Breite Zusammenarbeit

«Die Idee war, mit muslimischen Kooperationspartnern zusammenzuarbeiten», so Schmid weiter. Kooperationspartner waren meist kantonale muslimische Dachorganisationen, aber auch albanische, türkische und bosnische Verbände. Im Kanton Freiburg erfolgte die Zusammenarbeit mit den Organisationen Frislam und Espace Mouslima. Das Projekt habe auch die Begegnung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zum Ziel gehabt. Darum hätten die Organisatoren verschiedenste weitere Ansprechpersonen eingeladen: christliche Seelsorger, Ärzte, Spitalverantwortliche, aber auch einen Vertreter des Sicherheitsverbunds Schweiz.

Nun ist das Ganze abgeschlossen. Aufgrund des Erfolgs sei ein Folgeprojekt bewilligt worden. Eine zweite Workshop-Reihe sei vor kurzem gestartet, mit bis zu dreitägigen Workshops. Im ersten, der in Zürich stattgefunden habe, sei es um Kommunikation und Medien gegangen. Für die dreitägigen Workshops werde ein Kostenbeitrag verlangt. Die Teilnahme an der ersten Workshop-Serie war noch gratis. «In unserer vorgängigen Bestandesaufnahme hatten wir festgestellt, dass Kosten ein Teilnahmehindernis waren», bemerkt Schmid dazu. «Dank Zuschüssen waren die Workshops kostenfrei. Allerdings haben die Vereine, die mit uns zusammenarbeiteten, Manpower beigesteuert, ebenso Sachleistungen, etwa Verpflegung.» Die erste Workshop-Reihe habe einschliesslich der Publikationen in je zwei Sprachen (Deutsch und Französisch) insgesamt 250 000 Franken gekostet, wobei das Staatssekretariat für Migration 220 000 Franken bezahlt habe, die Fachstelle für Rassismusbekämpfung den Rest. Die zweite Reihe werde 370 000 Franken kosten, wobei das Staatssekretariat für Migration 330 000 Franken beisteuere.

Auch wenn es in diesen Workshops nicht ausschliesslich um sie gehe, so bleibe der Begriff «Imam» doch weiterhin ein Schlagwort in der Öffentlichkeit, so Schmid weiter. Imame hätten wichtige Schlüsselpositionen inne. «Es ist auch im Interesse der Schweiz, dass diese Posten gut besetzt werden, mit Menschen, die über reli­giöse Kenntnisse hinaus noch andere Kompetenzen mitbringen», bemerkt er dazu. Grundsätzlich sei der Titel «Imam» in sich ziemlich komplex. Eigentlich könne im Islam jeder, welcher das Gebet beherrscht, Imamdienste übernehmen. Es gebe im Islam keinen gesonderten Priesterstand und auch keine allgemein verbindliche Norm oder Instanz, welche über den Titel wache. Ein Imam sei auch nicht mit einem katholischen Priester vergleichbar. Der Islam stehe, was diese spezifische Frage nach der Position des Geistlichen betreffe, insgesamt also eher dem Protestantismus nahe als dem Katholizismus. «Der einzelne Mensch steht im Islam in unmittel­barer Beziehung zu Gott», so Schmid. «Der Imam ist eine Art Lehrer und Ratgeber, der etwa auch bei familiären Konflikten konsultiert wird.»

Nicht alle vollzeitlich tätig

Beim Grossteil der Imame in der Schweiz gehe man zwar davon aus, dass sie Theologie studiert haben, so Schmid. Es gebe aber auch Imame, die Ingenieure sind und sich in Kursen weiterbildeten. Daneben gebe es Imame, welche vom Ausland für eine begrenzte Zeit in die Schweiz entsandt würden. «Sie haben in der Regel eine gute theologische Ausbildung, sind aber oft mit der Schweizer Gesellschaft und deren Gepflogenheiten nicht ausreichend vertraut», so Schmid. Nicht alle Imame in der Schweiz arbeiteten Vollzeit. Manche Vereine hätten einen Vollzeitangestellten, dessen Lohn sei allerdings nicht mit jenem eines reformierten Pfarrers vergleichbar. In gewissen Vereinen gebe es nebenberufliche Imame oder solche, die nur während des Ramadans arbeiteten.

Zur Institution

«Beitrag zum Zusammenleben»

Das im Jahr 2015 ins Leben gerufene Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft ist ein nationales Kompetenzzentrum, gehört aber zur Universität Freiburg. Geleitet wird es von den Professoren Hansjörg Schmid, Amir Dziri und René Pahud de Mortanges. Ziel des Zentrums ist es, «einen Beitrag zu einem funktionierenden Zusammenleben in der pluralistischen Gesellschaft zu leisten, indem zentrale Fragen des muslimisch-religiösen Selbstverständnisses aufgegriffen und Lösungsvorschläge für gesellschaftliche Herausforderungen erarbeitet werden». Das Zentrum widmet sich der Forschung, aber auch der Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs, der Weiterbildung sowie der Kooperation mit weiteren Hochschulen.

jcg

 

«Der Imam ist eine Art Lehrer und Ratgeber, der etwa auch bei familiären Konflikten konsultiert wird.»

Hansjörg Schmid

Universität Freiburg

Meistgelesen

Mehr zum Thema