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Die letzten Schüsse des Kanoniers

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Noch bevor der Morgen graut, um 4.30 Uhr, wird Hugo Hayoz morgen Donnerstag beim alten Schützenhaus in Düdingen sein. Punkt 5 Uhr wird er den ersten Schuss mit der Kanone abgeben und zur Tagwacht an Fronleichnam rufen. Es wird das letzte Mal sein, dass Hayoz buchstäblich in aller Herrgottsfrühe aufsteht, um mit den Kanonen loszuziehen. Der Kanonierverantwortliche von Düdingen gibt sein Amt nach mehr als dreissig Jahren ab.

«Als Buben haben wir nach der ­Feier mit den Resten Schwarzpulver ­gezündelt. Das gab Stichflammen!»

Hugo Hayoz

Kanonier

 

«Wenn man weiss, wie es geht, ist das nicht gefährlich», sagt Hayoz zum Abfeuern der Kanone. Er hat allerdings einen Kurs zum Sprengmeister absolviert. Damit darf er auch die neun Kilogramm Schwarzpulver, die es für den Herrgotts­tag braucht, auf einmal bestellen. «Der Kurs hat ziemlich viel gekostet. Also habe ich mir gesagt, das mache ich jetzt ein paar Jahre, damit sich die Ausgabe auch lohnt», sagt er. Ein paar Jahre wurden zu einem Vierteljahrhundert.

Als Buben schon dabei

«Ich bin da einfach hineingewachsen», sagt Hayoz zu seinen Anfängen als Kanonier. Bereits sein Vater bediente die Kanonen, und als kleiner Bub war er mit Jugendfreund Daniel Jungo stets mit dabei. «Wir haben jeweils nach den Feierlichkeiten mit den Resten Schwarzpulver im Wald etwas gezündelt», erzählt Hayoz schmunzelnd. «Das gab schöne Stichflammen.»

Eindrücke und Interview im Video:

Jungo erfüllt ebenfalls eine wichtige Funktion an Fronleichnam. Während der Messe und der Prozession funkt er mit den Kanonieren, um ihnen das Zeichen für den nächsten Schuss zu geben. Auch er wird heuer zum letzten Mal funken.

Zwölf Schüsse während Messe

Die beiden kennen die Abläufe an Fronleichnam in- und auswendig. «Von 5 Uhr bis 5.30 Uhr wird mindestens fünfmal geschossen», sagt Jungo. «Danach gehen wir runter ins Dorf und essen Zmorge», ergänzt Hayoz. Um 9 Uhr beginnt der Festgottesdienst, während dem die Kanonen zwölf Schüsse abgeben. Bei der Wandlung etwa gebe es einen Schuss, wenn der Pfarrer den Kelch hochhalte, und einmal, wenn er die Hostie hochhalte, erklärt Jungo. «Ich schaue dann von der Sakristei aus beim Gottesdienst zu und funke den Kanonieren.»

Nach dem Gottesdienst beginnt die Prozession mit Geistlichen, Amtsträgern und Trachtenträgern. Sie hält an verschiedenen Altären im Dorf, auch dann ertönt jeweils ein Schuss. Zum Schluss der Prozession wird erneut geschossen.

Gut stopfen

Damit es so richtig knallt, stopfen Hayoz und seine Kanonierkollegen nebst Schwarzpulver Papiersäcke mit ganz feinem Sand in die Kanonenrohre. «Der ist vom Sandstein, den es hier in der Gegend gibt», sagt Hayoz. Er hole ihn jeweils von einem Fuchsbau; die Füchse scharren das Material aus der Höhle. Je fester die Kanone gestopft wird, desto lauter knallt es.

Nie im Krieg

Die beiden Kanonen von Düdingen stammen aus den Jahren 1909 und 1912. Auf der einen ist «Pfarrei Düdingen» eingraviert, auf der anderen «Peter Hayoz Ottisberg» – dieser Hayoz sei aber kein naher Verwandter von ihm, sagt der Kanonier. Im Krieg wurden die Kanonen wohl nie eingesetzt, ihr Zweck war stets das Schiessen an Fronleichnam. Heute werden sie daneben nur ein zweites Mal im Jahr gebraucht: von den Artilleristen am Barbara-Tag. Sie sind noch gut in Schuss. «Wir mussten nur einmal eine Schraube ersetzen», sagt Hayoz. Die Kanonen schössen wohl auch noch in hundert Jahren.

Für Hayoz und Jungo ist nun aber Schluss. Sentimental sind sie nicht. «Ich habe das so lange gemacht, es ist jetzt gut», sagt Hayoz. Es sei Zeit, dass eine neue Generation übernehme. Ab nächstem Jahr werden die Kanoniere vom Verein Historische Uniformen gestellt, verantwortlich wird Manuel Bächler sein. Hayoz kann dann zum ersten Mal seit dreissig Jahren am Herrgottstag im Bett bleiben. «Ich werde morgens aber auf die Uhr schauen, um mich zu versichern, dass sie pünktlich gefeuert haben.»

Zum Fest

Katholische Feier aus dem Mittelalter

An Fronleichnam, oder dem Herrgottstag, erinnern die Katholiken an die Gegenwart von Jesus Christus im Sakrament der Eucharistie, wie es das katholische Medienzentrum Kath.ch formuliert. Das Fest entstand nach einer Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209 und wurde erstmals 1246 in Lüttich begangen. In Freiburg wurde das Fest erstmals 1425 erwähnt, wie es auf der Homepage des Kantons Freiburgs heisst. In der Stadt Freiburg sowie in den Pfarreien Deutschfreiburgs wird es mit prunkvollen Prozessionen gefeiert. Die Kanonenschüsse, die allerdings nicht überall dazugehören, symbolisieren, wie «der Herrgott ins Dorf getragen wird», wie es Daniel Jungo formuliert, der den Kanonieren in Düdingen hilft. Der Brauch scheint noch heute in der Bevölkerung stark verankert zu sein, denn Beschwerden wegen des frühmorgendlichen Knallens gibt es sowohl bei der Gemeinde Düdingen wie der Ortspolizei Freiburg kaum.

nas

 

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