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«Die Meinung zu sagen, braucht Vertrauen»

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«Eine Verletzung von Bürgerrechten, das wäre zum Beispiel, wenn jemand ohne Prozess verurteilt würde», sagt ein Jugendlicher und schaut fragend in die Runde. «Ja», sagt eine junge Frau, und schreibt ein Stichwort auf einen Zettel und fügt an: «Mord gehört auch dazu.»

Durch Lehrerin ermuntert

Die zwölf Mittelschülerinnen und Mittelschüler, die sich gestern Nachmittag mit der schweren Materie befassten, nehmen alle an der 18. Ses- sion des Europäischen Jugendparlaments Schweiz teil, die vom 3. bis 7. September in Freiburg stattfindet (siehe Kasten). Unter ihnen ist auch die 17-Mélanie Carrel. Ihre Geschichtslehrerin habe sie zu einer Teilnahme ermuntert, erzählt die Schülerin des Kollegiums Heilig Kreuz. «Ich interessiere mich zwar sehr für Gesichte und engagiere mich mit Amnesty International für die Menschenrechte, mit Politik hatte ich bisher aber wenig zu tun. Das Jugendparlament hat mich gereizt.»

Mit sechs anderen Gymnasiasten bildete sie eine Freiburger Delegation. Diese bewarb sich für eine Teilnahme–und wurde angenommen. Während der Session arbeitet sie aber nicht mit ihren Freibur- ger Kolleginnen und Kollegen zusammen. «Jede Delegation wird auf die zehn Kommissionen aufgeteilt, die alle verschiedene Aspekte des diesjährigen Themas ‹Bürgerrechte im vielfältigen Europa› behandeln.»

Alles auf Englisch

«Versucht, unsere Fragestellung so zu formulieren, dass es ein fünfjähriges Kind verstehen würde», fordert die Leiterin Lena Vogel ihre Kommission auf. Nicht ganz einfach bei der komplexen Frage, inwiefern die EU den Handel mit Indien aufrechterhalten kann, obwohl Berichte über Bürgerrechtsverletzungen im indischen Staat Jammu und Kashmir bekannt sind.

Nach kurzen Diskussionen zu zweit oder zu dritt lesen die Jugendlichen ihre Lösungen vor, auch Mélanie Carrel meldet sich zu Wort. Sich aktiv einzubringen, habe zunächst schon etwas Überwindung gebraucht. «Alle Diskussionen finden auf Englisch statt. Manche Fachwörter waren mir am Anfang nicht geläufig, ich habe mich aber schnell daran gewöhnt.» Auch dass die Kommissionen aus Jugendlichen aus der ganzen Schweiz zusammengesetzt würden, mache die Diskussion nicht ganz einfach. «Ich finde, es braucht ein gewisses Vertrauen, damit ich meine Meinung ganz offen sagen kann.»

Um Nähe zu schaffen, hat denn die Session auch nicht gleich mit Politik begonnen. «Am ersten Nachmittag haben wir verschiedene Übungen gemacht, bei denen wir uns auf die anderen verlassen mussten, und auch etwas persönlichere Themen diskutierten.» Zudem sind alle Jugendlichen–auch diejenigen von Freiburg und Umgebung–in einer Zivilschutzanlage im Schönberg untergebracht.

Es scheint zu funktionieren: Bei der Kaffeepause, zu der auch andere Kommissionen kommen, stehen die Jugendlichen nahe beieinander, diskutieren lebhaft, lachen. Neben Englisch sind nun auch Deutsch und Französisch zu hören. Nach der Stärkung geht die Arbeit weiter: Bis heute Mittag müssen die Jugendlichen für ihr politisches Problem einen Lösungsvorschlag gefunden haben, den sie in einer Resolution festhalten. In der anschliessenden parlamentarischen Vollversammlung stellen die Sessionsteilnehmer ihre Resolutionen vor, verteidigen und diskutieren sie. Dieser Dialog sei anspruchsvoll, sagt Lena Vogel. «Die Teilnehmer müssen gut zuhören, auf das Gesagte reagieren und ihren eigenen Standpunkt erklären.»

Eine Herausforderung, die Mélanie Carrel gefällt. «Es ist spannend, über aktuelle Probleme nachzudenken und zu versuchen, eine Lösung zu finden», meint sie. Und wird sie die nächste Freiburger Bundesrätin? «Ich glaube nicht, dass ich nun gleich eine politische Karriere machen will», sagt sie. Sie könne sich aber vorstellen in eine Partei einzutreten; in welche wisse sie noch nicht genau. «Links bis Mitte müsste es sein.»

Jugendparlament : Bewusstsein für Probleme fördern

D as Europäische Ju gendparlament (EYP) wurde 1987 in Frankreich als Schulprojekt ins Leben gerufen. Pro Jahr gibt es rund 200 regionale, nationale und internationale Sessionen, an denen über 20 000 Jugendliche teilnehmen. Ziel des EYP ist es, bei jungen Erwachsenen das Bewusstsein für gemeinsame Probleme zu fördern und das internationale Verständnis und die Diversität der Ideen zu unterstützen. Auch soll den jun-gen Erwachsenen die Möglichkeit gegeben werden, einmal selbst zu politisieren. Wie eine richtige Session ist die Veranstaltung deshalb in verschiedene Teile gegliedert: Nach der Einteilung in verschiedene Kommissionen und dem Kennenlernen folgt die Arbeit in den Kommissionen, zum Abschluss gibt es eine parlamentarische Vollversammlung. Gesprochen werden nach Vorbild des Europaparlaments Englisch und Französisch. rb

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