In einem unscheinbaren grauen Schrank im katholischen Pfarrhaus von Murten stehen Kleinode, Weihnachtskrippen, nebendran sind Schachteln aufgestapelt. Priester Bernard Schubiger hakt seine Liste ab, damit für seine Ausstellung ja nichts vergessen geht. Erstmals zeigt er einen Teil seiner Krippensammlung einer breiten Öffentlichkeit: 13 seiner rund 20 Krippen aus aller Welt werden im Stedtli in Murten ausgestellt. Vom ersten Adventssonntag bis zum Dreikönigstag stehen sie in den Vitrinen der Detaillisten.
Der Rundgang, der an den Krippenweg in Estavayer-le-Lac erinnert (siehe Kasten), beginnt bei der katholischen Kirche und führt durch die Altstadt zur reformierten Deutschen Kirche. Letztes Jahr hatte er seine Krippen schon einmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, jedoch in einem kleinen Rahmen und spontan während wenigen Tagen kurz vor Weihnachten. Diesmal wollen er und die reformierte Pfarrerin Kathrin Reist mit der grossen Kelle anrichten.
Nicht in Kisten verstauben
Schubiger brütete das Projekt zusammen mit Reist anlässlich eines ökumenischen Kaffeestamms aus. Die Pfarrerin hatte schon letztes Jahr in der Kirche eine grosse Krippe ausgestellt (die FN berichteten). Schubigers und Reists Idee kam an, die Detaillisten sprangen auf den Zug auf. Nun werden Schubigers Krippen zusammen mit drei weiteren privaten aufgestellt. «Ich freue mich auf die Ausstellung», sagt Schubiger, «die Krippen sind dazu da, dass man sie betrachtet, und nicht, um in einem Schrank oder in Kisten zu verstauben.» Dennoch: Das grosse Interesse an seinen Krippen habe ihn überrascht.
Als Vorbereitung muss Bernard Schubiger erst eine genaue Inventur vornehmen. Unter den Modellen aus aller Welt ist eine aus Zimbabwe im südlichen Afrika. «Das war meine erste Krippe», sagt Schubiger. «Als ich sie kaufte, wusste ich nicht, dass sie der Anfang einer Sammlung sein würde.» Das war kurz nach seiner Priesterweihe. Die Krippe sei in einer Lehrwerkstatt der Bethlehem-Mission hergestellt worden, so Schubiger. Es bestehe aus braun bemaltem geschnitzten Holz, die Figuren–die Heiligen drei Könige, Maria und Josef sowie zwei Hirten–tragen afrikanische Gesichtszüge. «Das ist dort üblich bei dieser Art von Figuren», sagt Schubiger, «genauso wie die Form: Die Figuren sind auffällig schlank, gross gewachsen und haben grosse Köpfe.» Das sei das Symbol für grosse Weisheit.
Nicht teuer, aber wertvoll
Erst rund zehn Jahre später kam eine zweite Krippe dazu, in Bethlehem aus Olivenholz geschnitzt. Und dann folgte eine Krippe der anderen. In Schubigers Sammlung sind auch klassisch mitteleuropäische Typen zu finden, zum Beispiel aus Deutschland oder der Schweiz. Es gibt grosse und kleine Krippen, eine besonders farbenprächtige aus Frankreich, Krippen von den Philippinen, aus Spanien, Peru oder Bolivien. Es gibt Figuren aus Holz, aus Glas sowie eine winzig kleine Krippe aus Alabaster, bei welcher man genau hinschauen muss, um sie als solche noch erkennen zu können.
Schubiger räumt ein, dass der Wert seiner Krippen eher ideell als monetär sei: «Meine Krippen haben insgesamt weniger Wert als eine klassische Brienzer Krippe.» Sein Interesse gelte vielmehr der unterschiedlichen künstlerischen Interpretation desselben Ereignisses: «Die Menschwerdung Christi wird überall anders dargestellt», sagt Schubiger. Bei einigen Krippen wisse er nicht mal, woher sie kommen.
Symbolisch eingeweiht wird die Murtner Krippenausstellung anlässlich eines ökumenischen Gottesdienstes am Sonntag, 29. November, um 10 Uhr in der katholischen Pfarrkirche Murten.
Zum Programm
Das Vorbild am Neuenburgersee
Der Murtner Krippenweg ähnelt demjenigen von Estavayer-le-Lac. Dort kann man vom 5. Dezember bis zum 3. Januar an rund 60 Standorten in der Altstadt Krippen aller Formen und Grössen bewundern. Unter den ausgestellten Krippen sind kleinere und imposantere Modelle, wie die lebensgrosse Krippe bei der Kirche St. Laurentius. Das Tourismusbüro organisiert die Veranstaltung seit 15 Jahren. Auch das Sensler Museum stellt ab 27.November Krippen aus.fca