Die Musikgesellschaft Heitenried feiert ihr Jubiläum auf ganz besondere Art

140 Jahre alt wird die Musikgesellschaft Heitenried dieses Jahr. Doch an ein grosses Jubiläumsfest ist wegen Corona nicht zu denken. Gefeiert wird trotzdem – mit einer Ausstellung für alle Interessierten.

Sichtlich stolz heben Andrea Aeby und Beat Bürgisser am Fototermin die Tafel mit den alten Fotos hoch. Die historischen Fotografien sind Aufnahmen aus mehr als hundert Jahren Musikgesellschaft Heitenried. Und ab Freitag, 11. Juni, werden mehrere dieser Tafeln im ganzen Dorf zu sehen sein. Denn statt eines Jubiläumsfestes zum 140-Jahr-Jubiläum hat sich die Musikgesellschaft für eine Jubiläumsausstellung entschieden.

«Wegen Corona ist ein Fest im grossen Rahmen nicht möglich, das war uns ziemlich rasch klar», sagt Präsidentin Andrea Aeby. «Wir wollten aber doch etwas machen. Denn das nächste Jubiläum ist erst in zehn Jahren, und dann sind vielleicht nicht mehr alle Mitglieder dabei.» Bald war auch klar: Die Aktion muss draussen stattfinden.

Ein Rundgang

Beat Bürgisser, der mitgeholfen hat, die Ausstellung zu konzipieren, ergänzt: «Die Ausstellung historischer Postkarten am Schwarzsee letztes Jahr hat uns inspiriert.» So war die Idee zu einer Fotoausstellung geboren, und zwar nicht einer Ausstellung an einem Ort, sondern einem Rundgang durchs Dorf. «Damit können wir verhindern, dass sich zu viele Leute an einem Ort versammeln.»

«Wir lassen die Ausstellung auch bewusst über mehrere Wochen laufen statt nur an einem Wochenende. Auch so verringert sich das Risiko grösserer Menschenansammlungen», sagt Andrea Aeby. «Alle Interessierten sollen genug Zeit erhalten, sich die Ausstellung anzuschauen.» Diese ist vom 11. Juni bis zum 2. Juli rund um die Uhr und gratis zugänglich (siehe Kasten).

Von 1912 bis heute

Die Ausstellung mit 14 Tafeln und rund 300 Fotos ist eine Art Zeitreise und beginnt mit den ältesten Fotos. 1881 wurde die Musikgesellschaft Heitenried von den Gebrüdern Zosso ins Leben gerufen und zählte damals um die 20 Mitglieder. Sie ist eine der älteren Musikgesellschaften im Bezirk. Fotos aus den Gründungsjahren gibt es allerdings nicht: Das war damals ein zu teures Unterfangen für so eine kleine Gesellschaft. 

Erst aus dem Jahr 1912 taucht ein erstes Foto auf. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Fahne der Musikgesellschaft: kunstvoll bestickt mit einer detaillierten Dorfansicht Heitenrieds. Auch ein Foto der Fahne ist in der Ausstellung zu sehen. Und dazu Dutzende Gruppen-Aufnahmen, aber auch Fotos von Musikfesten. Auch eine Tafel zur befreundeten Musikgesellschaft aus Zimmern ob Rottweil in Deutschland darf nicht fehlen, und ebenfalls nicht Bilder zu den befreundeten Gesellschaften aus der Nähe: Albligen, Schwarzenburg und Ueberstorf.

Wieder zusammenbringen

Aktuell zählt die Musikgesellschaft 43 Aktivmitglieder. Besonders aktiv konnten sie in den letzten Monaten aber wie alle Musikgesellschaften nicht sein – wegen der Corona-Pandemie. «Wir dürften zwar wieder proben, aber wir haben keinen so grossen Raum zur Verfügung, dass wir die Abstände einhalten könnten», sagt Andrea Aeby. Und draussen zu proben sei auch nicht ideal, gerade wenn das Wetter nicht mitspiele.

Die Fixkosten für die Musik bleiben: etwa für die Ausbildung der Mitglieder oder die Instrumentenmiete. Einnahmen gibt es wegen fehlender Anlässe und Auftritte aber nicht. Und jetzt, wo es langsam wieder losgeht, stellt Andrea Aeby fest: «Wir steigen schon nicht mehr auf dem gleichen Niveau ein. Wir müssen uns erst wieder finden.»

Die Ausstellung sei denn auch eine Möglichkeit, die Musikerinnen und Musiker mit einem gemeinsamen Projekt wieder zusammenzubringen und auch die Bevölkerung auf den Verein aufmerksam zu machen. «Das Gesellige hat sehr gefehlt», so Aeby. «Mit dem Rundgang können wir wieder Gespräche entstehen lassen, das tut momentan gut.»