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Die Nachfrage ist grösser als das Angebot

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ende November feiern US-Bürger und USA-Fans in aller Welt das Erntedankfest, Thanksgiving. Traditionell gehört zu diesem Anlass der Truthahn dazu, wie der Christbaum zu Weihnachten. In der Schweiz werden an Thanksgiving rund 1200 ganze Vögel verspiesen – die Menge hat sich innert kurzer Zeit verzehnfacht. Zum Vergleich: An den Weihnachtstagen rechnen die Fachleute mit rund 8000 verkauften Tieren. «Wir merken Thanksgiving, wir haben sporadisch auch Anfragen», sagt Christa Tinguely, Trutenmästerin aus Cutterwil. Dennoch: Für ihre Branche sei Thanksgiving insgesamt nach wie vor ein Randphänomen.

Tinguelys gehören zu den rund 40 Schweizer Trutenmästern. Sie haben sich vor zwanzig Jahren dafür entschieden und waren als Pioniere eingestiegen, sagt Christa Tinguely. Diesen Entscheid hätten sie nie bereut. Und dies, obschon die Branche Höhen und Tiefen hatte. Der Tiefpunkt war der Beschluss der Migros-Tochter Micarna, sich 2007 aus der Trutenmast zurückzuziehen. Die Thurgauer Frifag nahm einen Teil der Mäster unter ihre Fittiche und sucht noch immer nach Produzenten. Denn die Nachfrage ist gross.

Vorschriften übererfüllt

Neben dem grossen Stall mit erhöhter Sitzgelegenheit haben Tinguelys einen Aussenklimabereich, einen Wintergarten, wie sie es nennen, und einen Auslauf auf einem Feld. Damit übererfüllen Tinguelys die Vorschriften bei weitem – so wie alle ihre Mästerkollegen auch, wie Christa Tinguely betont. Frifag, der einzige verbliebene bedeutende Abnehmer von Schweizer Truthähnen, verlangt dies so.

1700 Tiere leben in diesen Tagen auf dem Hof, je zur Hälfte Männlein und Weiblein. Trutenhennen sind schon nach drei Monaten bereit für die Schlachtung, bei den Hähnen dauert es fast doppelt so lang. Die Tiere kommen als Küken aus einer Brüterei aus der Ostschweiz, die Eier aus Frankreich. Die Auflagen in der Schweiz sind strenger als im Ausland, so Tinguely. Doch es sei ihr klar, dass die Vorgaben sein müssten und die Kontrollen gerechtfertigt seien, um das Vertrauen der Kunden in die Schweizer Produktion nicht aufs Spiel zu setzen. Tatsächlich habe es sich in der Vergangenheit gezeigt, dass sich Krisen wie die Vogelgrippe auf die Nachfrage nach Schweizer Truten kaum auswirken. «Unser Gefügel ist vertrauenswürdig», sagt Tinguely. Überhaupt sei der administrative Aufwand für bestehende und zukünftige Trutenmäster gross, namentlich das Bewilligungsverfahren, das für einen Um- oder Ausbau der Infrastruktur nötig ist. Es brauche Investitionen in Installationen, die sich erst rechnen müssten.

Weniger Schwankungen

Die Trutenmast habe Vorteile, sagt Christa Tinguely, und nennt ein Beispiel: «Der Wechsel der Serien ist weniger häufig als bei Pouletmästern.» Diese müssten pro Jahr sieben Mal ausstallen, Trutenmäster kommen auf zwei bis drei Mal pro Jahr. Vor den Feiertagen gebe es einen Anstieg der Verkäufe. Die Auslieferung der Küken und die Rücknahme der schlachtreifen Tiere seien genau getimt. Als krisensicher würde Tinguely das Geschäft zwar nicht bezeichnen, doch es laufe gut und kenne weniger Schwankungen als bei anderen Tieren.

«Schweizer Qualität und Produkte aus dem Inland werden geschätzt», so Tinguely. Wie in der Schweizer Landwirtschaft im Allgemeinen sei die Distanz vom Produzenten zum Konsumenten klein, «die Leute können sagen: ‹Kommt, wir schauen uns das mal an›». Doch bleibe der Truthahn ein exotisches Tier auf dem Schweizer Menüplan. In Frankreich und Deutschland sei er stärker verbreitet.

Greift unter die Arme

Die finanzielle Last der Investitionen ist für viele Bauern, die gerne umsteigen oder einsteigen möchten, gross. «Der Bauer muss selber als Unternehmer in seine Produktion investieren», sagt Peter Röthlisberger, der bei der Frifag zuständig ist für die Trutenproduktion für die Westschweiz. Die Frifag kurble aber die Nachfrage an, helfe bei den Baubewilligungen und anderen Verfahren, weise den Weg durch den Gesetzesdschungel und vereinfache die Erteilung von Krediten an interessierte Produzenten, zum Beispiel mit Abnahmeverträgen. «Wir könnten und würden gerne mehr verkaufen, doch das einheimische Angebot kann die Nachfrage einfach nicht decken.»

Das Ziel bleibe, möglichst viele Interessenten von den Vorteilen der Trutenproduktion zu überzeugen und damit die Wertschöpfung in der Schweiz zu behalten. Das brauche auch viel Geduld. Röthlisberger erinnert sich an ein Beispiel: Seit zwei Jahren habe ein Interessent begonnen, auf Trutenmast umzusteigen. Das Baubewilligungsverfahren laufe noch.

Zahlen und Fakten

Zwölf Prozent auseinheimischen Ställen

Rund zehn Prozent des in der Schweiz verspiesenen Geflügelfleisches sind Truten, der Rest ist Poulet. Nur etwa zwölfProzent des Trutenfleisches ist aus einheimischer Produktion, dies entspricht 1400 Tonnen. 88 Prozent stammen aus Ungarn, Frankreich und Brasilien. Zum Vergleich: Beim Poulet ist mehr als die Hälfte des Geflügels aus schweizerischer Produktion. 86 Prozent des Schweizer Trutenfleisches vertreibt die Firma Frifag. Früher waren auch die Unternehmen Bell (Coop) und Micarna (Migros) in diesem Geschäft tätig. Micarna in Courtepin gab die Produktion Mitte 2007 auf. Rund 50 Produzenten verloren damals den Abnehmer. Etwa die Hälfte der Trutenproduzenten stammt heute aus der Ost-, die andere Hälfte aus der Westschweiz, namentlich aus den Kantonen Freiburg und Waadt.fca

Truten : «Die Wiederaufnahme lohnt sich für die Micarna nicht»

D er Fleischverarbei tungsbetrieb der Migros, die Micarna in Courtepin, hält an ihrem Entscheid fest, auf eigene Trutenproduktion zu verzichten. «Die Entscheidung war damals ganz klar eine grundsätzliche strategische Entscheidung fürs Poulet», erklärt Micarna-Mediensprecher Roland Pfister auf Anfrage. Die Produktion wie auch die Verwertung von Truten sei weniger nachhaltig als jene von Poulet. Zudem sei die Vermarktung schwieriger und so die gesamte Wertschöpfungskette weniger attraktiv als beim Poulet, so Pfister. «Weltweit ist der Konsum von Trutenfleisch rückläufig», weiss Pfister. Unter diesen Umständen lohne sich eine Wiederaufnahme für das Unternehmen nicht.

Doch die Firma behalte Trutenfleisch grundsätzlich weiterhin im Sortiment. Es stamme aus dem Ausland. Es werde dort jedoch nach Schweizer Vorgaben und Richtlinien des Schweizer Tierschutzes produziert. fca

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