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Die Nacht ist ihre Nische

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Eigentlich hätte es eine Nachtreportage werden sollen: Grégoire Schaub von der Freiburger Fledermaus-Gruppe Fribat (siehe Kasten) geht Ende Sommer oft in die Voralpen, stellt spätabends Netze auf, mit denen er Fledermäuse einfängt, sie kurz untersucht und schnell wieder freilässt. Ist es aber zu kalt und regnet es zu oft und heftig, fliegen die Fledermäuse nicht aus, denn sie finden keine Nahrung. «Es war nicht viel zu kalt für die Fledermäuse, aber die Situation ist auch nicht super für sie», sagt Grégoire Schaub beim Gespräch, das statt in der Natur im Büro stattfinden muss.

Junge leiden

Fledermäuse mögen es im Sommer warm und feucht: Sie hängen sich tagsüber am liebsten in alte Dachstöcke, zwängen sich in enge Mauerspalten, unter Baumrinden oder Ziegel. Ihre Aufenthaltsorte sind je nach Art unterschiedlich; einige leben im Wald, andere in Wohngebieten. «Für die erwachsenen Tiere ist das schlechte Wetter kein Problem», sagt Grégoire Schaub. Sie würden den Kreislauf runterfahren und in eine Art Kurz-Winterschlaf verfallen. Denn ist es nass und kalt, fliegen die Insekten nicht, und die sind die Nahrung der Fledermäuse.

Für die Jungen ist schlechtes Wetter allerdings ein Problem: Finden ihre Mütter nichts zu essen, haben diese weniger Milch, um die Kleinen zu ernähren, sie werden schwach und sterben. «In diesem Jahr habe ich mehr tote Junge gefunden als normalerweise», sagt Schaub.

Das Fledermausweibchen gebärt ihr Junges immer im Frühling und immer nur eines pro Jahr. Die Begattung findet jedoch schon im Herbst statt: «Im Herbst haben die Weibchen ihr Junges aufgezogen, sie sind frei», sagt Schaub. Männchen und Weibchen treffen sich, es kommt zur Paarung. Die Befruchtung findet erst im Frühling statt, dann beginnt der Embryo zu wachsen.

Die Männchen leben meist alleine, die Weibchen schliessen sich für die Aufzucht hingegen zu Kolonien zusammen: Sie bilden sogenannte Wochenstuben. Einige Weibchen bewachen die Jungen, einige fliegen aus, um Futter zu holen. In dieser Aufgabe wechseln sie sich ständig ab. «Es ist wie eine Kinderkrippe», sagt Schaub.

Sie mögen Grotten

Im Winter ziehen sich Fledermäuse oft in Grotten und Höhlen zurück und verbringen dort den Winterschlaf. In Höhlen ist die Temperatur konstant, und es gefriert nicht. Es ist feucht, dunkel und ruhig. «Fledermäuse erwachen schnell aus dem Winterschlaf, wenn sich etwas verändert, das braucht aber viel Energie», erklärt Grégoire Schaub.

Nachtaktive Tiere

Weshalb sie nachtaktiv sind, lässt sich schwer erklären, denn sie sehen auch am Tag gut. Doch vor mehr als 50 Millionen Jahren, als sich die Fledermäuse ausbildeten, gab es bereits Vögel wie Schwalben oder Segler, die am Tag im Flug nach Insekten jagten. Am Nachthimmel dagegen gab es keine Insektenjäger, und deshalb spezialisierten sich die Fledermäuse auf das Nachtleben. Sie entwickelten ein leistungsfähiges Echoortungssystem, das ihnen ermöglicht, sich im Dunklen zurechtzufinden: Indem sie Ultraschall aussenden, können sie ihre Umgebung sehr genau wahrnehmen. «Die Ultraschalltöne, die sie erzeugen, um zu jagen und sich zu orientieren, sind viel zu hoch, als dass wir sie hören könnten», sagt Schaub. Die sozialen Schreie, mit denen sie sich jedoch mit anderen Fledermäusen verständigen, sind auch für Menschen hörbar. «Es tönt ähnlich, wie wenn Mäuse fiepen», sagt Schaub.

Fledermäuse beissen

Der Biologe und Fledermaus-Fan kann nicht verstehen, dass sich viele vor den Tierchen fürchten. «Sie sind sehr nützlich», sag er. «Sie können in einer Nacht zwischen 500 bis über 1000 Insekten fressen und sind so wichtig für das ökologische Gleichgewicht und die Schädlingsbekämpfung.»

Er räumt aber ein, dass auch er zu Beginn nicht wahnsinnig angetan war von den nachtaktiven Tierchen: Vor einigen Jahren habe er im Sommer auf einem Pass Vögel beringt, die auf dem Weg in den Süden waren. «Wir haben auch in der Nacht gearbeitet, und in unsere Netze gerieten nicht nur Vögel, sondern auch Fledermäuse», erzählt er. «Diese haben mich geärgert, denn sie haben mich gebissen, und das hat ziemlich weh getan.» Dennoch sei er einige Zeit später mit seinem Bruder an eine Fledermaus-Veranstaltung gegangen. «Dort habe ich andere Biologen getroffen; ich habe gemerkt, wie spannend Fledermäuse sind, und seit dann bin ich bei Fribat», sagt er.

Viele Geheimnisse

Schaubs Faszination für die Tiere liegt auch darin begründet, dass vieles noch unerforscht ist. Es gibt viele offene Fragen zum Sozialverhalten. So ist unklar, wie die Mutter ihrem Jungen beibringt, zu fliegen und Insekten zu fangen. Auch weiss man nicht, ab wann sich die Jungen nicht mehr von Milch, sondern von Insekten ernähren. «In einer Kolonie können mehrere Hundert Fledermäuse zusammenleben, das macht es fast unmöglich, sie zu beobachten», sagt Schaub. Es sei auch schwierig, zu sehen, welches Junge zu welcher Mutter gehöre. «In Gefangenschaft kann man das vielleicht sehen, aber das ist nicht dasselbe», sagt Schaub. Und so wird er weiterhin nächtelang draussen sein, seine Netze aufstellen und in die Geheimnisse der kleinen Tierchen eintauchen.

Dieser Beitrag schliesst die Sommerserie «Tierische Geschichten» ab.

Feinde: Katzen, Käuze, Menschen

F ledermäuse sind bedroht. Gründe dafür, dass es immer weniger von ihnen gibt, sind: Ihr Lebensraum und der ihres Futters, der Insekten, wird immer stärker eingeschränkt, da es weniger Blumenwiesen, Hecken und Feuchtgebiete gibt. Aufgrund von Insektiziden und anderen Giftstoffen gibt es ausserdem weniger Insekten. Befinden sich in der Nahrung der Fledermäuse solche Stoffe, werden sie geschwächt, unfruchtbar oder sterben sogar.

Kein Platz für Kolonien

Auch gibt es stets weniger Orte, an denen die Weibchen Kolonien bilden können. Neue Dächer sind heutzutage gut isoliert, so dass die Fledermäuse keine Lücken finden. Ausserdem sind Gebäude wie Kirchen oder Schlösser oft beleuchtet, was sie vertreibt.

Katze ist ein übler Feind

Zu den natürlichen Feinden der Fledermäuse gehören Eulen, Käuze, Krähen, Elstern, Marder und Füchse. Ihr Hauptfeind ist allerdings, neben dem Menschen, die Katze. Sie jagt Fledermäuse, die dabei oft verletzt werden. Sie sterben meist nicht an dieser Verletzung, sondern an einer Blutvergiftung: Durch den Biss der Katze gelangen Bakterien in ihr Blut.

Bei Fribat melden

Wer eine verletzte oder verirrte Fledermaus findet, kann sich bei der Gruppe Fribat melden. mir

www.fribat.org, 079 764 51 17

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