Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Notfallhelfer für die Seele

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wenn früher bei der Einsatzzentrale der Polizei nach Unterstützung im Zusammenhang mit traumatisierenden Ereignissen verlangt wurde, so musste Charles Baeriswyl manchmal zehn oder zwölf Psychologen anrufen, bis sich einer für einen Einsatz freimachen konnte. «Heute genügt ein Anruf», sagte der Polizeibeamte Baeriswyl gestern an einer Medienkonferenz. Der Anruf wird nämlich seit 2010 an das mobile Team für psychosoziale Notfälle weitergeleitet, eine Einheit des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit. Dort ist sieben Tage die Woche rund um die Uhr ein Team auf Pikett, das sofort ausrücken kann. «So kann die Polizei an einem Einsatzort ihre Arbeit fortsetzen, im Wissen, dass sich Fachleute um Opfer oder Angehörige kümmern.»

Zwei Teams im Kanton

Das mobile Team für psychosoziale Notfälle ist bei den Einsätzen der Freiburger Blaulichtorganisationen kaum mehr wegzudenken. Entsprechend gilt es als privilegierter Partner bei der Bewältigung von traumatisierenden Ereignissen und wird vom Kanton für 250 000 Franken jährlich unterstützt. Das Team interveniert im ganzen Kanton, allerdings betreut auch das Care Team See/Lac die deutschsprachigen Bezirke, wie Staatsrätin Anne-Claude Demierre (SP) gestern erklärte. Es seien zwei parallel gewachsene Strukturen, wobei die Teams für Deutschfreiburg bei Ambulanzeinsätzen mitmachen.

 Um das kantonale mobile Team bei der Bevölkerung ins Bewusstsein zu bringen, findet heute in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk für psychische Gesundheit und dem Departement für Psychologie der Uni Freiburg eine Konferenz statt (siehe Anhang).

In den sechs Jahren seiner Existenz hat das mobile Team im Durchschnitt einen Einsatz pro Woche zu bewältigen gehabt (siehe Kasten). Dabei sind die Notfallbetreuerinnen und – betreuer mit verschiedensten Ausgangslagen konfrontiert. Suizid, vorsätzliche Tötung, Verkehrs- und Arbeitsunfall, Raubüberfall, Anschlag oder häusliche Gewalt: Sie alle können tiefe Spuren hinterlassen. Die Personen, denen die Hilfe zugutekommt, haben ganz verschiedene Hintergründe: Es gibt weder ein vorherrschendes Geschlecht, Alter, Nationalität oder Religion, die häufiger betroffen sind als andere. Serge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit, sagte: «Rund 90 Prozent der Bevölkerung ist mindestens einmal im Leben in einer solchen Situation.»

«Ein Opfer muss in einer traumatisierenden Situation nicht nach Worten suchen müssen, um sich den Betreuerinnen und Betreuern ausdrücken zu können», so Staatsrätin Demierre. «Deshalb sind auch die Care Teams für Deutschfreiburg in der Struktur sehr wichtig.»

An der gestrigen Orientierung wurde auch aufgezeigt, dass der Einsatz des mobilen Teams oft nicht vor Ort endet. Dabei handelt es sich höchstens um eine erste «Entschärfung» der traumatisierten Person. Danach ist aber sehr häufig eine nachträgliche Intervention mindestens 48 Stunden nach dem Ereignis notwendig. Diese wird durch spezifisch geschulte Psychologen durchgeführt. Auch eine Nachbetreuung über Wochen oder Monate kommt häufig vor.

«Keine Vorwürfe mehr»

An der gestrigen Medienpräsentation war auch eine Frau anwesend, die früher ein Kind bei einem Unfall verlor und kürzlich einen Suizid im Bekanntenkreis zu verkraften hatte. Beim Verlust des Kindes war sie noch alleine, beim Suizid stand ihr das mobile Team zur Seite. «Dank dieser Betreuung mache ich mir heute keine Vorwürfe», so die Frau.

Konferenz:«Vom Trauma zur Widerstandskraft bei Kindern». Heute Donnerstag, 19.30 Uhr, Hörsaal C, Miséricorde, Universität Freiburg. Auf Französisch.

 

Zahlen und Fakten

Psychosoziale Betreuung in Notfallsituationen

Traumatische Erlebnisse können schwere psychische Folgen haben: Mehr als zwei Prozent der Bevölkerung in Europa leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Im Kanton Freiburg gibt es daher seit 2010 das mobile Team für psychosoziale Einsätze. Das Team besteht aus insgesamt 31 Personen, darunter 17 ausgebildete Psychologen, zehn Pflegefachpersonen, zwei Sozialarbeiter und zwei Sozialtherapeuten. Seit der Inbetriebnahme haben die Fachleute mit 300 Einsätzen rund 1200 Personen unterstützt. In 40 Prozent der Fälle handelte es sich um die Betreuung von Menschen, die einen Suizid beobachten mussten oder deren Angehörige davon betroffen waren. Bei 18 Prozent geschah die Intervention aufgrund eines tödlichen Verkehrsunfalls. Weitere Interventionsgründe waren unter anderem natürliche Tode, Brände, Tötungen und Raubüberfälle.mes

Meistgelesen

Mehr zum Thema