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Die perfekte Zweisprachigkeit gibt es nicht

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Autor: Isabelle Vonlanthen

Freiburg Die Lehrerin Véronique Fragnière, der Eishockeyspieler Cédric Bottler, der Künstler Gabby Marchand, die Studentin Fanny Huber, die Ökonomin Nadia Oberson und der Vizedirektor der TPF, Christian Hofstetter, berichteten von ihrem Umgang mit den Partnersprachen. Schnell wurde klar – hier sitzen Leute, die alle offen sind für die andere Sprache und teils auch bewusst lange in fremden Sprachgebieten gelebt haben. So meinte auch der anwesende Experte Raphael Berthele (Linguist an der Universität Freiburg): «Wie schade, dass wir uns alle so einig sind!»

Doch obwohl Gegner der Partnersprache fehlten, zeigte sich in der engagierten Diskussion, dass es immer noch vieles zu verbessern gilt.

Privat funktionierts, in der Politik noch nicht

So wurde deutlich, dass ein grosser Nachholbedarf und noch grössere Erwartungen im Bereich Erziehung und Politik da sind. Mehrere Eltern kritisierten am Beispiel ihrer Kinder, welche sie bewusst in Freiburg zweisprachig aufwachsen lassen wollten, wie wenig der zweisprachige Unterricht von den Schulen gefördert werde, und dass auch Initiativen von Privatpersonen von den offiziellen Stellen überhaupt nicht unterstützt würden (zum Beispiel die Organisation von Deutschkursen für kleine Kinder zu einem sehr günstigen Preis). Es wurde auch das Fehlen einer sinnvollen Sprachenpolitik von Seiten der Behörden kritisiert.

Anwesende Lehrpersonen relativierten dies. Es gäbe durchaus solche Angebote sowie eine Sprachkonzeption und -politik der Stadt. Angesichts der vielen entgegenlaufenden Erfahrungsberichte schienen diese aber noch nicht konsequent genug umgesetzt zu werden.

Wunsch nach Austausch

Die Voten der Anwesenden zeugten durchwegs vom Willen zum Austausch und auch von gelebter Zweisprachigkeit – sei es ein Romand, der nach einem langen schulischen Kampf mit der deutschen Sprache zuerst nach Luzern, dann nach München zog und nun in Freiburg Senslerdeutsch lernt und alle Sensler bat, doch nicht nach seinen ersten Worten schon ins Französische zu wechseln. Sei es der St. Galler, der nach Jahren in Bern und Lausanne nun in Freiburg lebt etc. Sie alle betonten, dass Zweisprachigkeit nicht nur auf der Sprache basiert, sondern auch auf einer Öffnung für die zur anderen Sprache gehörigen Kultur und Mentalität.

Eigene Rechte vertreten

Der Sprachexperte Martin Müller berichtete am Beispiel von Diskussionen mit seinen Studenten (er unterrichtet Deutsch als Fremdsprache an der Universität Freiburg), wie wichtig psychologische Aspekte bei diesem Thema seien – einerseits die Öffnung hin zum anderen, andererseits aber auch der Mut zum Beharren auf den eigenen Rechten; sei es, dass die Deutschschweizer nicht mehr überangepasst sofort ins Französische wechseln, sei es, dass die Romands auf dem gelernten Hochdeutsch statt dem fremden Dialekt beharren.

Raphael Berthele führte an, dass perfekte Zweisprachigkeit eine Illusion sei. Das Bild einer völligen Gerechtigkeit zwischen den Sprachen und die perfekte Beherrschung der zweiten Sprache sei ein Ideal, an dem der Ist-Zustand gemessen und so automatisch immer als ungenügend empfunden werde. Hier gelte es, pragmatisch zu bleiben.

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