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«Die Persönlichkeit ist wichtiger»

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«Die Persönlichkeit ist wichtiger»

Autor: Nicole Jegerlehner

Er kommt aus einem zweisprachigen Kanton, ist deutscher Muttersprache und aspiriert auf den frei werdenden Bundesratssitz von Pascal Couchepin (FDP): CVP-Ständerat Urs Schwaller möchte in der Landesregierung die Romandie vertreten. Doch FDP-Präsident Fulvio Pelli findet, Schwaller habe als Deutschfreiburger keinen Anspruch auf den Bundesratssitz der lateinischen Schweiz (FN von gestern). Solche Fragen sind nichts Neues: 2002, als die Freiburgerin Ruth Lüthi für den welschen SP-Sitz kandidierte, stolperte sie über ihre Deutschschweizer Herkunft (siehe Text unten).

Was sagen die Freiburgerinnen und Freiburger zu diesem Sprachenstreit? Eine Umfrage bei den verschiedenen Parteien zeigt, dass die Sprache ein Handicap ist, auch wenn das niemand offen zu sagen wagt. Erkennbar ist auch eine unterschiedliche Betrachtungsweise, je nachdem, ob die Befragten selber deutsch- oder französischsprachig sind.

«Fähigste Person wählen»

«Ob Romand oder Deutschschweizer – diese Frage stellt sich gar nicht erst»: Dies sagt Emanuel Waeber, Präsident der Freiburgischen CVP und damit Parteikollege von Urs Schwaller. «Ich gehe davon aus, dass das Parlament die fähigste Person wählen wird.» Schwaller sei ein zweisprachiger Deutschfreiburger aus einem zweisprachigen Kanton. «Wer die Sprachenfrage aufs Tapet bringt, zeigt damit nur die eigene Schwäche – und dass er keine wirklichen Argumente hat», sagt Waeber, selber auch Deutschfreiburger.

Überflüssige Frage

Die FDP will ihren Bundesratssitz verteidigen und hat darum kein Interesse daran, dass der CVP-Mann Schwaller das Rennen macht. Abgesehen von dieser Problematik sagt Markus Ith, deutschsprachiger Vizepräsident der freiburgischen FDP: «Ein Deutschfreiburger kann problemlos die Romandie vertreten – die Frage ist nur, ob das auch akzeptiert wird.» Auf kantonaler Ebene gehe Urs Schwaller als Vertreter der Romandie durch. «Auf nationaler Ebene müssen wir uns aber fragen, als was der Kanton Freiburg betrachtet wird, und ob ein Unterschied zwischen dem deutsch- und dem französischsprachigen Teil gemacht wird.» Ith zeigt sich überzeugt, dass die Situation immer noch dieselbe sei wie damals, als Ruth Lüthi für den Bundesrat kandidierte – dass also die Mehrheit einen Deutschfreiburger nicht als Vertreter der Romandie betrachte. Ihn persönlich «als Verfechter der gelebten Zweisprachigkeit» störe diese Fragestellung – sie sei überflüssig.

«Welschheits-Prozess»

«Ich freue mich über Freiburger Kandidaturen», sagt der französischsprachige David Bonny. «Urs Schwaller repräsentiert unseren Kanton, das ist gut.» Der Kantonalpräsident der SP ist sich jedoch bewusst, dass die Sprachenfrage eine Rolle spielt. Seiner Parteikollegin Ruth Lüthi sei damals geradezu ein «Welschheits-Prozess» gemacht worden. «Ob Urs Schwaller ein Deutschschweizer ist oder ob er die Romandie vertreten kann, darüber müssen sich aber die Politiker in Bern einig werden», sagt der Parteileiter und weicht damit einer klaren Stellungnahme aus.

Uneinige Grüne

Klare Positionen hingegen kommen von den Grünen – auch wenn sie nicht mit einer Stimme sprechen. Der französischsprachige Kantonalpräsident Marc Antoine Messer meint, es komme auf die Muttersprache an, ob jemand als Deutschschweizer oder als Romand gelte. «Urs Schwaller ist Deutschfreiburger und kann darum im Wahlkampf für den Bundesrat nicht als Romand auftreten», sagt Messer. Aber eigentlich müsse die Quote ja nicht starr aufrechterhalten werden: «Einmal können mehr, einmal weniger als die beiden heutigen Vertreter der Romandie im Bundesrat sitzen», sagt Messer. «Wichtiger als die Sprache ist doch die Persönlichkeit.» Die Deutschfreiburgerin Eva Kleisli betont, der Kanton Freiburg gehöre zur Romandie – «und da darf man die zweisprachigen Deutschschweizer nicht ausschliessen». Schwaller vertrete als Freiburger die Romandie sehr gut. «Deutschfreiburger sind immer benachteiligt», sagt die grüne Freiburger Generalrätin: «Sie gelten weder als richtig welsch noch als richtige Deutschschweizer.» Dabei könnten gerade zweisprachige Deutschfreiburger eine gute Verbindung zwischen den Kulturen bilden, da sie beide Kulturen kennen.

«Zählen uns zur Romandie»

Das sieht auch der CVP-Politiker so: «Deutschfreiburger gehören zu Freiburg», sagt Emanuel Waeber. «Wir sind zwar die sprachliche Minderheit, zählen uns aber – eingebettet in den zweisprachigen Kanton – zur Romandie.»

Auch Marie-Thérèse Weber-Gobet, Nationalrätin und Vizepräsidentin der Freiburger CSP, ordnet Freiburg klar der Romandie zu. Als langjähriger Staatsrat und heutiger Ständerat kenne Schwaller «die welsche Mentalität und die Anliegen der Romandie»; zudem sei er zweisprachig und sensibilisiert für die Minderheitenproblematik. «Das müsste für die welsche Schweiz, welche sich von der deutschsprachigen Schweiz öfters ungenügend wahrgenommen und verstanden fühlt, ein gewichtiger Pluspunkt sein», sagt Weber-Gobet. Viele Freiburgerinnen und Freiburger seien zweisprachig; «jedoch werden wir immer wieder gezwungen, uns der einen oder der anderen Sprachgemeinschaft zuzuordnen», sagt die Nationalrätin.

Qualität vor Sprache

Die welsche Gilberte Demont meint, sie sei gegen den Röschtigraben. «Zuallererst zählt die Qualität einer Person, nicht ihre Sprache», sagt die Kantonalpräsidentin der SVP. Werde der Sitz des Wallisers Couchepin frei, so sollte dieser eigentlich an die lateinische Schweiz gehen; «aber eine kompetente und zweisprachige Person aus einem Kanton der Romandie wäre durchaus auch wählbar», sagt Demont.

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