Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Politiker sind Smartvote-müde

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Fahrettin calislar

Da tun sich Abgründe auf, wenn man die Beteiligung der Nationalratskandidierenden an Smartvote mit derjenigen vor den kantonalen Wahlen vergleicht. Während Anfang Oktober 93 Prozent der Freiburger Kandidierenden bei der Wahlhilfe mitgemacht und ein Profil ausgefüllt hatten, registriert Smartvote nun im Schnitt lediglich 65 Prozent. 413 von 631 Kandidierenden waren gestern auf der Liste, es fehlten also rund 220.

Dabei fallen grosse Unterschiede unter den Bezirken auf: In der Stadt Freiburg empfehlen sich 78 Prozent der Kandidaten im Internet mit ihrem Smartvote-Profil und im Sensebezirk 67 Prozent. Im Seebezirk macht nur jeder Zweite (52 Prozent) mit.

Für Wähler oft wichtig

Auf den ersten Blick nicht weiter tragisch. Doch Smartvote ist heute für viele Wähler ein wichtiges Instrument. Sie vergleichen damit ihre eigene Position mit derjenigen der Kandidierenden und erhalten von Smartvote eine Liste mit Übereinstimmungen ausgespuckt. Nach dieser Wahlempfehlung richten sich immer mehr Bürger.

So auch der FN-Leser Daniel Stadelmann aus Alterswil, der aus den 103 Kandidaten des Sensebezirkes jene 16 auswählen wollte, die seine Interessen im Grossen Rat vertreten. Er füllte den Fragebogen aus und erhielt die Liste. Aber: «Bei genauerem Studium der Vorschläge war ich erstaunt über die mir vorgeschlagenen Kandidaten.» Kunststück, denn bei näherem Hinsehen zeigte sich, dass 34 von 103 gar kein Profil hinterlegt hatten.

Auffällig ist, dass vor allem Mitglieder der SP und der Grünliberalen zahlreich bis vollständig vertreten sind. Nicht so die bürgerlichen Parteien, allen voran die SVP und die BDP, deren Vertreter kaum auf den Listen auftauchen. So hatte gestern von 16 SVP-Sense-Kandidaten nur einer teilgenommen.

Ein Potpourri an Gründen

«Was heisst dies nun für mich?», fragt sich Wähler Stadelmann. Er vermutet hinter der Smartvote-Abstinenz den Unwillen, Stellung zu beziehen und seine Meinung dem Bürger darzulegen. Die Gründe sind aber vielfältiger Natur, und sie hätten nur in wenigen Fällen mit den Kandidierenden selbst zu tun, wie Marco Reimann vom Verein Politools feststellt. Der Verein organisiert Smartvote.

Als erstes wirke sich die Nähe zu den nationalen Wahlen negativ aus. «Bei den Wahlen in Freiburg kollidierte der administrative Vorlauf für die Parteien mit dem Wahlkampf für die nationalen Wahlen.» Durch die Nähe der beiden Wahlen waren Kandidierende, die bei beiden Wahlen antraten, zu stark ausgelastet. Sein Verein sei noch nie mit einer solchen Konstellation konfrontiert gewesen, in der nationale und kantonale Wahlgänge so nahe aneinander liegen.

Eine Umfrage unter einer nicht repräsentativen Auswahl an Kandidierenden bestätigt die Annahmen der Smartvote-Müdigkeit, der ungenügenden Information und der Überlastung (siehe Kasten). Zudem kommt bei vielen – nicht nur älteren – Kandidaten auch eine gewisse Distanz gegenüber dem Internet und dessen Funktionen hinzu.

Die Rolle der Parteien

Erschwerend kommt die Funktionsweise von Smartvote hinzu. Der Verein schliesst Verträge mit den Parteien ab. Diese liefern die persönlichen Angaben der Kandidaten, erhalten von Smartvote die Zugangsdaten und schicken sie an die Kandidaten weiter, damit diese ihr Profil erstellen können. Reimann sagt, er habe keine Absagen der Parteien erhalten: «Ich gehe deshalb davon aus, dass sowohl die hohe Arbeitsbelastung wie auch die angespannte finanzielle Lage der Kantonalparteien die Zusammenarbeit mit Smartvote beeinflussen.»

Das habe die Verhandlungen verzögert. Er habe grosse Unterschiede beim Engagement der Bezirksparteien festgestellt. «Bei gewissen Parteien dauerte es ungewöhnlich lange, bis wir die Kontaktdaten erhielten; einige haben wir trotz Vertrag noch nicht bekommen.» Reimann räumt ein, dass dies die augenscheinlichen Unterschiede bei der Ausfüllfreudigkeit zwischen den Parteien nicht vollständig erklärt, denn man kann sich als Kandidat auch persönlich registrieren lassen, ohne den Umweg über die Partei. Hier könnten die Wahlkampfleiter und Bezirksparteien motivieren, so Reimann. Er müsse nach den Wahlen dem Problem nachgehen.

Reimann ist überzeugt, dass es für doppelt Kandidierende sinnvoll ist, zwei Fragebogen auszufüllen. Dies, weil sich nationale und kantonale Fragestellungen in vielen konkreten Fällen unterscheiden. Die kantonalen Themen seien zudem unmittelbarer, über sie könnten die Gewählten direkt mitentscheiden.

FN-Leser Daniel Stadelmann schliesst zerknirscht: «Als Wähler fühle ich mich jedenfalls nicht ganz ernst genommen.» Eine Invasion von Plakaten habe das Land überzogen, doch diese sagten nichts aus.

Er fragt die Politiker: «Fehlt Ihnen der Mut, mir zu sagen, wofür Sie stehen?» Er fordert, dass alle Kandidierenden ihre Meinung auf einer Plattform wie Smartvote transparent machen sollen.

Smartvote hilft den Wählenden, jene Kandidaten zu finden, die am besten zu ihnen passen.Bild Charles Ellena/a

Reaktionen: Nicht informiert, zu beschäftigt oder gelangweilt

Sie seien nicht informiert, begründen die befragten Kandidaten ihre Abstinenz in vielen Fällen. Emanuel Waeber (SVP, St. Antoni) steht stellvertretend für jene, die vergeblich auf die Aufforderung zur Teilnahme und die Zugangsdaten gewartet haben und nicht von sich aus aktiv wurden. Zudem habe er schon für die nationalen Wahlen ein Profil ausgefüllt, das müsse reichen.

Gilberte Demont, SVP-Kantonalpräsidentin und Kandidatin im Seebezirk, bestätigt, dass der Zeitfaktor gerade in ihrem Fall sicher ein Grund war. «Als Präsidentin bin ich stark beschäftigt, und ich bin arbeitstätig.» Zudem sehe sie den Nutzen von Smartvote vor allem bei nationalen Wahlen.

«Fühle mich gelangweilt»

Daniel de Roche (EVP) hat genug vom Fragebogenausfüllen. «Es hat mich immer mehr gelangweilt. Ich finde ‹social medias› viel offener, interessanter und kreativer», sagt er. Die Smartvote-Fragebogen seien vorgespurt und genormt, manchmal habe er gar keine Antwort auf eine Frage oder würde lieber zu einer konkreten Situation Stellung nehmen. Und schliesslich seien Grossratswahlen vor allem Persönlichkeitswahlen. «Die Leute kennen einen im Bezirk. Man ist sich viel näher.» Die EVP habe keinen «kantonalen» Vertrag abgeschlossen, so Präsidentin Susanne Rüfenacht: «Die Gründe dafür waren gewisse Ermüdungserscheinungen und finanzielle Aspekte.»

Ueli Johner (SVP, Kerzers) bringt vermutlich die Befindlichkeit vieler Kolleginnen und Kollegen auf den Punkt, wenn er sagt: «Ich denke, dass Smartvote nicht so wichtig ist. Ich habe meine politische Aufgabe und Büez ohne Smartvote, aber mit Einsatz und gesundem Menschenverstand gemacht.» Auch am nationalen Smartvote habe er nur aus Spass teilgenommen.fca

Meistgelesen

Mehr zum Thema