Die SP-Mitglieder unter der Bundeshauskuppel weichen kaum von der Parteimeinung ab: Die Ellipse der Partei ist relativ klein, wie auf der Grafik von Smartvote ersichtlich ist. Die National- und Ständeräte der CVP hingegen haben recht unterschiedliche Meinungen: Ihre Ellipse ist die grösste aller Parteien. Die Partei-Ellipsen geben die Streuung der Kandidaten-Positionen einer Partei wieder.
Wo stehen die beiden Freiburger Ständeräte, die am Sonntag gewählt wurden? Christian Levrat ist Parteipräsident der SP Schweiz und weicht doch in einigen Fragen von der Mehrheitsmeinung seiner Fraktion ab. Er steht knapp ausserhalb der Partei-Ellipse der SP–und zwar rechts davon. Levrat positioniert sich auf der Links-rechts-Achse am rechten Rand seiner Partei und auf der Liberal-konservativ-Achse etwas weniger liberal.
Für Kürzung bei Sozialhilfe
Die Analysen der Smartvote-Mitarbeitenden zeigen, dass Levrat sich beispielsweise in der Frage, ob in den Sozialhilfe-Richtlinien Leistungen für Grossfamilien und junge Erwachsene gekürzt werden sollen, von seinen Parteikollegen im Nationalrat unterscheidet. Levrat ist eher für eine solche Kürzung, während seine Partei diese Frage durchschnittlich mit «Nein» oder «eher Nein» beantwortet.
Auch in der Frage der Legalisierung von Cannabiskonsum und dessen Besitz für den Eigenkonsum weicht Christian Levrat von der Meinung seiner Fraktion ab: Diese sagt dazu «Ja» oder «eher Ja»–Levrat aber unterstützt diese Anliegen nicht. Ein Unterschied zeigt sich auch bei der Frage, ob in der Schweiz die direkte aktive Sterbehilfe für einen Arzt straffrei möglich sein soll. Levrat antwortet mit «eher Nein». Die meisten übrigen SP-Parlamentarier befürworten dies.
Doch ein CVP-Politiker
Der neu gewählte CVP-Ständerat und Noch-Staatsrat Beat Vonlanthen positioniert sich innerhalb der Ellipse der CVP. Diese Partei weist im Gegensatz zur SP eine recht grosse Streuung auf. Auf der Links-rechts-Achse entspricht die Position von Beat Vonlanthen der seiner Partei. Auf der Liberal-konservativ-Achse befindet er sich eher am oberen Rand: Er positioniert sich etwas liberaler als der Durchschnitt seiner Parteikolleginnen und -kollegen im Bundeshaus.
Die liberale Haltung Vonlanthens zeigt sich beispielsweise bei der Frage: «Sind Sie für eine vollständige Liberalisierung der Geschäftsöffnungszeiten?» Vonlanthen beantwortet diese Frage mit «eher Ja», während seine Parteikollegen im Nationalrat diese Liberalisierung nicht befürworten. Auch bei der Frage, ob in der Schweiz die automatische Organspende gelten soll, gibt Vonlanthen eine für die CVP untypische Antwort: «eher Ja».
Als Smartvote die acht Freiburger Kandidatinnen und Kandidaten für den National- und Ständerat verglich, schnitt Vonlanthen deutlich liberaler ab als seine Parteikollegen. Er entsprach mit seinen Ansichten dem linken Flügel der Freiburger FDP-Kandidaten (FN vom 26. September). Im Vergleich zur FDP-Fraktion im Bundeshaus jedoch zeigt sich, dass Vonlanthen in der CVP gut aufgehoben ist und seine Ansichten nicht mit jener der Freisinnigen übereinstimmen.
Definition
Smartvote hilft beim Wählen und Analysieren
Bei der Wahlhilfe Smartvote beantworten Kandidatinnen, Kandidaten und Wählende konkrete politische Fragen. So sehen Wähler, welche Kandidaten am ehesten mit ihrer Haltung übereinstimmen. Die vorliegende Smartmap wurde aufgrund der Antworten auf die 75 Smartvote-Fragen der gewählten Nationalräte berechnet. Von den 200 Nationalräten haben 188 den Fragebogen ausgefüllt. Elf Nationalräte der SVP und ein Nationalrat der FDP haben den Fragebogen im Vorfeld der Wahlen nicht ausgefüllt.njb