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Die Prophezeiung

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Pierre Paillasse

Manchmal hielt Fridolin die Ungewissheit nicht mehr aus. Konnte Gottéron einmal Schweizer Meister werden? Und wenn ja, würde er dann noch da sein? Erreichte er das durchschnittliche Sterbealter, hatte er noch etwa dreissig Saisons zu leben – ob das reichte, um in Freiburg einmal den Titel feiern zu können? In einem verzweifelten Moment suchte Fridolin einen Wahrsager auf, der im Schönberg eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte.

Ein Mann mit schwarzem, vollem Haar empfing ihn. Der sieht irgendwie ganz normal aus, dachte sich der nervöse Fridolin, überhaupt nicht wie ein Prophet. Er wurde in ein helles Zimmer geführt, wo es zwei weisse Sessel und ein kleines Tischchen gab, auf dem ein Glas mit einem Goldfisch stand.

Sie setzten sich, und der Wahrsager erklärte Fridolin das Vorgehen: «Sie stellen mir eine Frage, ich unterhalte mich kurz mittels Telepathie mit Elisabeth» – er zeigte auf den Fisch – «und dann eruiere ich Ihnen die Zukunft.»

«Und woher kennt der Fisch die Zukunft?»

«Also, fangen wir an.»

Fridolin bekam plötzlich Angst. Und wenn er jetzt eine negative Antwort bekam? Nun, da musste er jetzt einfach durch.

«Wird Gottéron irgendwann Meister?», fragte er. Dann sah er dem Mann ungeduldig bei seinem Verfahren zu, sein Herz klopfte, die Spannung zerriss ihn fast.

«Nein», antwortete der Wahrsager nach einer Weile nüchtern. «Ausgeschlossen. Das wird nie passieren.»

Fridolin wurde bleich. Sein Leben verlor auf der Stelle jeglichen Sinn.

Der Wahrsager bemerkte Fridolins Resignation. «Erholen Sie sich wieder, Fridolin», sagte er zu ihm. «Ich kann Sie nämlich mit einer anderen Prophezeiung vertrösten. Sie hatten ja bisher nicht viel Glück in der Liebe.»

Donnerwetter, das stimmte.

«Morgen wird alles anders. Morgen werden Sie einer Frau begegnen, die Ihnen gefällt …»

Na und, das geschieht doch jeden Tag, dachte Fridolin.

«… und der Sie auch gefallen.»

Das hingegen geschah nicht jeden Tag.

«Sind Sie sich denn auch sicher?», fragte Fridolin ungläubig.

«Ganz sicher.»

Hin- und hergerissen ging Fridolin nach Hause. Was, wenn er recht hatte? Was, wenn er überall recht hatte? Er ass an diesem Abend nichts mehr und verbrachte eine unruhige Nacht.

Am nächsten Tag ging Fridolin nicht zur Arbeit. Er liess die Tür verschlossen und machte alle Vorhänge zu. Die Post ging er nicht holen. Auf ein frisches Brötchen verzichtete er. Natel und Computer blieben ausgeschaltet. Als es einmal klingelte an der Tür, ging er nicht öffnen. Einmal wagte er einen Blick aus dem Fenster und sah eine schöne Frau mit runden Backen, doch noch bevor sie ihn ebenfalls sehen konnte, ging er in Deckung.

Es war bereits wieder finster, als Fridolin immer angespannter auf die Uhr starrte. Noch einige bange Sekunden musste er überstehen – dann endlich schlug es Mitternacht. Fridolin stiess erleichtert die Luft aus. All der Kummer, der ihm den ganzen Tag Bauchschmerzen bereitet hatte, verschwand. Zufrieden stand er vor dem Mannschaftsposter von Gottéron, der in seinem Wohnzimmer in einem goldlackierten Rahmen hing. Der Meistertitel – er war wieder möglich. Im Augenblick des Triumphs öffnete er ein Bier, reckte es in die Höhe und jubelte: «Ein Lügner bist du, ein elender Lügner! Ici c’est Fribourg, ici c’est Fribourg …»

Pierre Paillasse ist das Pseudonym eines jungen Freiburger Autors. Er hat vor kurzem seinen zweiten Krimi «Nachschuss» herausgegeben. Einmal im Monat berichtet er in den Freiburger Nachrichten über ein Erlebnis von Fridolin Burger.

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