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«Die Psychiatrie hat ihre eigene Logik»

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«Es ist ein Paradigmenwechsel», stellt Serge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG), unumwunden fest. Wie das Freiburger Spital und die Geburtshäuser ist auch die Psychiatrie seit Anfang Jahr dem neuen kantonalen Gesetz über Spitalfinanzierung unterworfen.

«Bis letztes Jahr haben wir innerhalb eines allgemeinen Rahmens gearbeitet», so Renevey. «Seit Jahresbeginn aber kaufen der Kanton und die Krankenversicherer bei uns Leistungen ein. Der Kanton garantiert keine Deckung des Defizits mehr.»

Im Gegensatz zum Freiburger Spital ist aber beim FNPG derzeit keine Rede von Defizit, von Zusammenlegung oder Schliessung von Einheiten und Standorten.

Schwarze Zahlen

«Wir werden dieses Jahr kein Defizit ausweisen», kann Renevey schon jetzt sagen. Dies mag erstaunen, hat doch das FNPG 2011 einen Fehlbetrag zulasten des Staates in der Höhe von 33 Millionen Franken ausgewiesen.

Die Versicherer werden dieses Jahr aber mehr für die Psychiatrie bezahlen. Im letzten Jahr betrug der von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung bezahlte Tarif 251 Franken pro Hospitalisationstag; ein Tag wurde ohne Investitionen auf 660 Franken geschätzt.

Für das Jahr 2012 haben die Verhandlungen mit den Versicherern einen Preis von 690 Franken ergeben. Gemäss Renevey haben noch nicht alle Versicherer dem Tarif zugestimmt, der Kanton hat aber für diese ebenfalls einen provisorischen Betrag von 690 Franken festgelegt.

Nach dem neuen System zahlen die Krankenkassen auch 80 Franken pro Tag an Investitionskosten. Während zuvor der Kanton 55 Prozent und die Krankenkassen 45 Prozent pro Tag bezahlten, sind es neu 47 Prozent für den Kanton und 53 Prozent für die Versicherer. Was der Kanton darüber hinaus zahle, seien Leistungen von allgemeinem Interesse, so Renevey.

Der Generaldirektor des FNPG mahnt trotzdem: «Wir haben keine Reserven, und in Zukunft wird der Druck wohl noch zunehmen. Das spürt man bei allen Partnern.»

Der grosse Unterschied zwischen psychiatrischen und somatischen Spitälern liegt darin, dass in der Psychiatrie die Fallpauschale noch nicht existiert. «Bei einer durchschnittlichen Hospitalisierungsdauer von 24 Tagen kostet ein Fall im Durchschnitt etwa 17 000 Franken», erklärt Renevey. Zum Vergleich: Beim Freiburger Spital laufen Verhandlungen über eine Basispauschale von 10 700 Franken. «In der Schweiz arbeitet man an einem Modell mit Pauschale. Es sollte unter dem Namen ‹Tarpsy› 2015 in Kraft treten. Für uns ändert dies aber nicht viel», so Renevey.

Wie der Generaldirektor erklärt, hat sich die Freiburger Psychiatrie lange auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereitet. Das Zusammenführen aller psychiatrischen Dienstleistungen unter das Dach des FNPG geht auf das Jahr 2008 zurück. In dieser Zeit hat das Netz darauf hingearbeitet, die Hospitalisierungsdauer zu verringern. Mit Erfolg: 2009 sank die Dauer um mehr als sechs Prozent, letztes Jahr gar um rund zwölf Prozent. Dies hatte zur Folge, dass die Bettenzahl auf rund 170 zurückging. Serge Renevey erwähnt drei hauptsächliche Faktoren, die dazu beigetragen haben: Ambulatorien, mobile Teams und Tageskliniken. Noch diesen Frühling nahm in Marsens zusätzlich zu Freiburg eine Tagesklinik ihren Betrieb auf. «Diese nicht stationären Angebote sind von der neuen Spitalfinanzierung nicht betroffen», erklärt Serge Renevey.

«Small is beautiful»

Anders als beim Freiburger Spital ist im FNPG die Reduktion von Standorten kein Thema. «Wir haben mit Marsens nur einen Spitalstandort», so Direktor Renevey.

Tatsächlich könnte mit der Eröffnung eines Standortes für deutschsprachige Patienten in Tafers (siehe Kasten) gar ein zweiter Standort dazukommen. Renevey sieht darin keinen Widerspruch zur neuen Spitalfinanzierung und zu den Tendenzen beim Freiburger Spital. «Die Psychiatrie funktioniert nach einer anderen Logik», so Renevey. «In der Psychiatrie ist die Nähe des Patienten zur Gemeinschaft wichtiger. Wir befinden uns auf halbem Weg zwischen dem Lebens- und dem Pflegeort. Anders als bei einem somatischen Spital brauchen wir keine hohe Fallzahl, um effizienter arbeiten oder besser Personal rekrutieren zu können. Es liegt nicht im Trend, grosse psychiatrische Spitäler zu schaffen. Bei uns gilt ‹Small is beautiful›.»

Ein weiterer Unterschied zwischen Psychiatrie und Freiburger Spital liegt in der strategischen Führung. Staatsrätin Anne-Claude Demierre bleibt Verwaltungsratspräsidentin des FNPG. Positiv für Serge Renevey: «Wir brauchen den Staat und wir wollen die Synergien nutzen.»

Direktor Serge Renevey. Bild ca

Deutschfreiburg: Warten auf das Freiburger Spital

G egenüber der deutsch sprachigen Bevölkerung hat FNPG-Generaldirektor Serge Renevey ein schlechtes Gewissen. Er ist sich bewusst, dass deutschsprachige Patienten in Marsens keine optimale Aufnahme finden: «Patienten aus Deutschfreiburg sind hier nicht sehr glücklich.» Unter den über 70 Ärzten sprächen zwar 30 bis 40 Deutsch, beim Pflegepersonal seien es aber nur rund 20 Prozent. Das Ungleichgewicht schlage sich in den Patientenzahlen nieder, so Renevey. Die Deutschfreiburger machen zwar einen Drittel der Bevölkerung aus, in Marsens sind sie aber nur mit 12 bis 14 Prozent vertreten.

Umso wichtiger ist es für Serge Renevey, dass in Tafers ein psychiatrischer Pol für Deutschfreiburg entsteht. Pläne dafür existierten, so Renevey. Er spürt auch, dass die politischen Behörden, insbesondere in Deutschfreiburg, sehr dafür sind. 20 bis 30 Betten sollten in Zukunft in Tafers bereitgestellt werden.

Doch der FNPG-Generaldirektor vermutet, dass mindestens noch drei bis vier Jahre vergehen werden, bis das Projekt Tafers reif ist. «Zuerst müssen wir wissen, was das Freiburger Spital mit Tafers plant.» Mit anderen Worten: Sollte der Akutbereich in Tafers verschwinden und Raum frei werden, kann die Psychiatrie in bestehende Räumlichkeiten einziehen. Andernfalls ist ein Neubau in Tafers die Alternative. «Wichtig ist die Nähe zwischen psychiatrischem und somatischem Angebot», so Renevey.

Renevey ist sich allerdings bewusst, dass der Standort Tafers für das Freiburger Spital nicht allererste Priorität geniesst. Vor allem muss das FNPG abwarten, bis der Umbau von Merlach beendet ist. Denn während dieser Arbeiten werden Einheiten von Merlach nach Tafers verlegt, und in dieser Zeit hat es sicher noch keinen Platz für die Psychiatrie. uh

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