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«Die Qualität der Ausbildung leidet»

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Die Universität Freiburg ist seit November praktisch ausgestorben. Die FN haben mit der Rektorin, Astrid Epiney, telefonisch darüber gesprochen, welche Konsequenzen dies mit sich bringt und weshalb sie sich wieder auf Kaffeepausen freut.

Frau Epiney, Ende Oktober entschied der Bundesrat, dass Universitäten wieder auf Fernunterricht umstellen müssen. Was war dabei ihr erster Gedanke?

Ich dachte, dass es hart ist für die Erstsemestrigen, aber auch für die Studierenden, die schon im Frühling im Fernunterricht waren. Schon zu Beginn des Herbstsemesters wussten wir nicht, ob wir es bis Weihnachten durchziehen können. Ich bin ein positiver Mensch und habe gehofft, dass das schon gehen wird. Als dann der Entscheid des Bundesrates kam, dachten wir aber, na gut, jetzt ist es halt so. Wir konnten daran nichts ändern und haben umgestellt.

War es dank der Erfahrung im Frühling einfacher, auf den Fernunterricht umzustellen?

Im Frühling passierte alles von jetzt auf gleich. Im Oktober waren wir besser vorbereitet. Der Frühling brachte einen Digitalisierungsschub in der Lehre – hinsichtlich der Kompetenzen von Dozierenden, aber auch im Bezug auf technisches Material, das wir beschaffen mussten. Wir mussten beispielsweise unzählige Kameras kaufen. Im Frühling gab es kurzzeitig einen Engpass in der Lieferkette. Die ganze Welt wollte Kameras. Im Herbst hatten wir die Infrastruktur.

Ist die Vorlesung über die Computerkamera effizient?

Ich denke, dass die Qualität der Ausbildung leidet. Es geht ja nicht nur darum, Stoff zu vermitteln. Es geht auch um die Persönlichkeitsentwicklung und diverse analytische Fähigkeiten. Studierende zwischen 19 und 24 Jahren entwickeln sich noch. Das geht mit Fernunterricht nicht so gut. Wichtige Aspekte der universitären Ausbildung gehen nicht gerade verloren, aber sie werden deutlich reduziert.

An welche Aspekte denken Sie?

Zu einem Universitätsstudium gehören der persönliche Austausch, der Dialog, die Konfrontation mit anderen Meinungen und diese und die Menschen dahinter zu respektieren. Es gehört dazu, komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Das ist alles ein bisschen schwierig nur aus der Ferne. Es gibt gewisse Dinge, die gehen gut – andere weniger.

Hat das Diplom von Studierenden des aktuellen Jahrgangs deshalb weniger Wert?

Klar gibt es gewisse Masterstudierende, die einen grossen Teil ihres Studiums im Fernunterricht erlebt haben. Ich wäre aber vorsichtig, pauschal zu behaupten, das Diplom sei weniger Wert. Zumal ja die Prüfungen durchgeführt werden. Die Studierenden haben bestimmt auch andere Dinge gelernt. Sie lernten nur schon, mit dieser Situation umzugehen. Aber natürlich darf es kein Dauerzustand sein.

Was läuft aus der Ferne gut?

Wir haben bei Studierenden und Dozierenden nach dem ersten Lockdown eine Umfrage gemacht. Da stellten wir eine generelle Zufriedenheit fest – bei aller Unzufriedenheit mit der Situation. Die Dozierenden haben verschiedene Arten entwickelt, den Unterricht zu gestalten. Natürlich gab es punktuell organisatorische Probleme, aber das ist in einem so grossen Laden kaum vermeidbar.

Und andere Dinge gehen weniger gut …

Nehmen wir als Beispiel Seminare in Sprache und Literatur. Wie wollen Sie online komplexe literarische oder philosophische Texte richtig analysieren? Ich glaube nicht, dass das im Fernunterricht geht. Hinzu kommen noch die Aktivitäten, die von Natur aus Präsenz erfordern wie die Laborarbeiten und Sportwissenschaften.

Im Gegensatz zum Lockdown im Frühling sind die Labors noch offen.

Die Forschungsaktivitäten können weitergehen. Natürlich mit den Schutzmassnahmen. Auch für die Ausbildung können Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden, soweit eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sind. So muss die Präsenz erforderlich sein, wie etwa bei Labortätigkeiten, der Kurs muss interaktiv sein und es dürfen nicht mehr als 20 Leute anwesend sein. Die Chemiestudierenden beispielsweise müssen in die Labors.

Die Prüfungen fanden im Januar online statt. Funktionierte das?

Insgesamt lief es sehr gut. Je nach Fakultät hatten wir unterschiedliche Modalitäten. Nur in der Biomedizin wurde im November entschieden, dass die Prüfungen nicht online durchführbar sind. Die zuständige Fakultät halt also Präsenzprüfungen mit unzähligen Sicherheitsvorkehrungen geplant. Nach der Ansage des Bundesrates am 13. Januar mussten die Prüfungen aber dennoch auf den Sommer verschoben werden.

Wie haben die Studierenden darauf reagiert?

Für die Studierenden ist das natürlich sehr schwierig. Gewisse waren empört und sagten, sie wollen an die Prüfung. Ich kann das gut nachvollziehen. Es ist wirklich sehr unangenehm, dass man sie zwei oder drei Wochen vorher verschieben muss. Aber rund 300 Leute an die Uni kommen zu lassen, das war nach Ansicht der Fakultät einfach schwierig.

Also geht die Gesundheit vor.

Da darf man anderer Meinung sein, aber ich denke, die Entscheidung der Abteilung Medizin ist vertretbar. Den Studierenden soll entgegengekommen werden, indem sie im Sommer beispielsweise etwas mehr Zeit für die Prüfung haben.

Die Uni hat aus dem Fernunterricht gelernt. Was bleibt nach Corona davon übrig?

Mein Plädoyer für Präsenzunterricht soll nicht so verstanden werden, dass man alles wieder über Bord werfen sollte. Es wird eine Reihe von neuen Methoden geben, mit denen man diesen besser gestalten kann. Beispielsweise durch interaktive Elemente. Dabei muss man den Dozierenden aber die Freiheit lassen. Jeder hat seinen eigenen Stil. Es gibt Dozierende, die sind alleine in ihrem Auftritt beeindruckend. Andere setzen mehr auf kleine, interaktive Seminare. Wir leben von der Vielfalt. Ich finde es essenziell, dass Studierende verschiedene Arten des Lehrens mitbekommen.

Wie stark freuen Sie sich darauf, das Unigelände wieder voller Menschen zu sehen?

Sehr! In meinem Fach Europarecht sind wir ein Team von 15 Personen. Wir hatten letztes Jahr kaum einen zwanglosen Austausch. Das nagt schon an einem und auch an der Entwicklung guter Ideen. Ich würde gerne wissen, wie viele tolle Forschungsideen in Kaffeepausen kreiert wurden. Doch seelisch und moralisch müssen wir uns wohl darauf einstellen, dass das Frühlingssemester im Fernunterricht stattfindet. Wieder einmal eine Schlange vor der Mensa zu sehen, das wäre doch was!

«Ich würde gerne wissen, wie viele tolle Forschungsideen in Kaffeepausen kreiert wurden.»

Astrid Epiney

Rektorin Universität Freiburg

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