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Die Rätsche ruft zum Gottesdienst

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Seit rund sechs Jahren ertönt am Karfreitag und Karsamstag in Gurmels statt Glockengeläut ein ungewohntes Geräusch aus dem Kirchturm: Das Klappern von Holzrätschen–eine wieder aufgenommene katholische Karwochen-Tradition. «Als das erste Mal gerätscht wurde, habe ich einen Telefonanruf erhalten», sagt Pfarrer Jean-Marie Juriens und schmunzelt. «Der Anrufer fragte, ob etwas mit den Glocken nicht stimme: Es töne so komisch.» Der Brauch wird in manchen katholischen Gegenden gepflegt. Statt festlichem Glockengeläut ist lediglich das Klappern der Holzinstrumente zu hören: in Gedenken an Leiden und Sterben Christi. Durch das Geräusch sollen die Leute aufgerufen werden, die Gottesdienste zu besuchen. Gerätscht wird in Gurmels jeweils am Karfreitag um 7 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr sowie am Karsamstag um 7 Uhr und 12 Uhr. «Nach der Frühschicht gibt es im Pfarrhaus jeweils noch ein Zmorge für die Rätscher», so Juriens.

Rund 70 Dezibel

Gerätscht wird zuoberst im Glockenturm. Bevor die Rätscher hinaufsteigen, stattet sie Sigristin Raymonde Neuhaus mit einem Gehörschutz aus. Rund 70 Dezibel laut können die Rätschen werden: Das entspricht etwa der Lautstärke eines Rasenmähers. Hoch hinauf geht es über mehrere steile Holzstiege in den zugigen Glockenstuhl. Neben den grossen alten Glocken stehen bereits vier Rätschen parat. Etwa 60 Zentimeter hoch ist deren Resonanzkörper. Durch das Drehen der Kurbel wird später eine Walze angetrieben. Die daran befestigten Nocken werden nacheinander die vier Holzleisten anheben. Das klappernde Geräusch wird durch das Zurückschnellen der Leisten verursacht.

Doch zuerst heisst es warten: Gerätscht wird kurz nach zwölf Uhr. Davor erklingt noch das automatische Stundengeläut. Danach machen sich die Rätscher bereit. Eines der Instrumente wird von Dominik Koch betätigt. Er ist Mitglied der Pastoralgruppe, Verantwortlicher für die Ministranten–und für das Rätschen. Häufig sind es Ministranten, welche die Instrumente bedienen, jedoch auch ihre Eltern oder andere Personen. «Das Rätschen ist für alle offen. Interessierte können sich bei der Pfarrei anmelden», so Koch. Diesen Karfreitagmittag sind vier seiner Kinder dabei: die 19-jährige Barbara, die 14-jährige Mirjam, die auch Ministrantin ist, der siebenjährige Martin und die fünfjährige Anna Maria. Voller Überschwang beginnt Martin die Kurbel zu drehen, Anna Maria schaut ihm dabei zu. Schon letztes Jahr waren sie dabei; ihre grossen Schwestern schon öfter. Rund zehn Minuten betätigt die Familie aus Ulmiz die Kurbeln: Mit der Zeit ganz schön anstrengend, besonders für die Kleinen. «Es ist mal etwas anderes», sagt Barbara Koch über die Tradition. Sie hätte die Kurbel noch länger weiterdrehen können.

Rätsche: In der Karwoche verstummen die Glocken. Bild Aldo Ellena

Tradition In Gurmels wird wieder gerätscht

Als er neu nach Gurmels gekommen sei, sei ihm eine alte Rätsche im Glockenturm aufgefallen, sagt der Gurmelser Pfarrer Jean-Marie Juriens. Er habe damals beschlossen, den alten Brauch wieder aufleben zu lassen. Juriens liess die in die Jahre gekommene dunkelgrüne Rätsche renovieren und gab beim Gurmelser Dorfschreiner mehrere neue Instrumente in Auftrag. «Es ist gut, solche Traditionen am Leben zu erhalten. Sonst geraten sie in Vergessenheit», findet der Pfarrer. Freiwillige Rätscher zu finden sei allerdings nicht immer einfach: Viele seien über Ostern in den Ferien. «Das ist zwar schade, aber man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen», meint Juriens. ea

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