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Die Ruhe ist eine erstklassige Illusion

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Testfahrt auf der Linie 20 der Freiburger S-Bahn, der Verbindung Murten–Freiburg der Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF). Die Hinfahrt frühmorgens in der Holzklasse ist eine Herausforderung für Geduld, Nase, Gehör und Nerven. Es ist eng, die Abteile sind gut mit Pendlern aus dem Seebezirk gefüllt, vor allem unterwegs an die vielen Schulen in der Kantonshauptstadt.

Die meisten sind entweder in lockere Gespräche vertieft oder stecken die Nase in Bücher undUnterrichtsnotizen. Dieses Bild zeigt sich an jedem Werktag für eine grosse Mehrheit der Bahnfahrenden. Denn wie die drei Bahnunternehmen auf Kantonsgebiet, TPF, SBB und BLS, fast unisono schätzen, fahren vier von fünf Passagieren zweite Klasse, während jeder fünfte die Bequemlichkeit der ersten Klasse vorzieht (siehe Kasten).

Am späteren Nachmittag, auf dem Bahnhof Freiburg, Gleis fünf. Bereit steht die neuste «Flirt»-Komposition der TPF. In wenigen Minuten fährt der Zug über Murten wieder zurück nach Neuenburg.

Die erste Klasse der Komposition ist–in Fahrtrichtung betrachtet–zuhinterst. Wer die Treppe von der Unterführung hinauf nimmt, steht gleich davor. Das Abteil mit rund zwei Dutzend Plätzen ist für Einsteigende und Passagiere linkerhand. Die Hürde ist hoch, die Zurückhaltung gross. Wer in einen Zug steigt und keine Erfahrung damit hat, steht vor dem Eingang zur ersten Klasse wie vor dem Himmelstor und weiss nicht so recht, ob er Einlass begehren soll. Und dies selbst dann, wenn man eigentlich im Besitz eines regulären Erstklassbilletts ist.

Hoher Lärmpegel überall

Im Eingangsbereich der zweiten Klasse herrscht schon Gedränge. Im Gegenteil zur ersten. Fahrgäste der ersten müssen durch eine automatische Glastür eintreten und dafür einen Knopf drücken. Wie durch Zauberhand geht die Tür auf. Während auf den Stehplätzen der zweiten Klasse einige Jugendliche lauthals den neusten Tratsch austauschen, nehmen Erstklasspassagiere auf einladenden schwarzen Ledersitzen Platz, in Dreierreihen angeordnet.

Schon zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich ab, dass sich der Aufpreis von gegen 80 Prozent durchaus lohnen kann. Denn der Lärm, der durch die geschlossene Tür ins Innere des Abteils dringt, wird rasant lauter und der Um- gang der Jugendlichen untereinander rauer. So sehr, dass sie sich mehrmals an die Türe schubsen und den Öffnungsmechanismus betätigen.Doch nicht nur in der Holzklasse, auch im Erstklassabteil herrscht ein hoher Lärmpegel. Noch bevor der Zug abfährt, beginnt ein Passagier lautstark zu telefonieren und tätigt dabei gleich mehrere Anrufe aus seinem mobilen Büro auf Schienen. Er spricht von Positionierung, Best Case und Worst Case, von einer idea- len betrieblichen Ausgangslage. So ist die Konzentration der übrigen Passagiere durch Lärm von ausser- und innerhalb eingeschränkt.

Erstklassig, nicht einzigartig

 Auch wenn jede Testfahrt anders sein kann und der Vergleich deshalb hinkt: Vieles–wie der Lärmpegel–gehört zum kollektiven Reisen und lässt sich deshalb kaum vermeiden. Wer von daher annimmt, dass es in der ersten Klasse ruhiger ist, täuscht sich. Auch wankt der Zug in der ersten nicht weniger als in der zweiten Klasse. Und in beiden Klassen finden sich Steckerfür Smartphone und Lap-top-Computer. Allerdings, die grosszügigen Platzverhältnisse und die grössere Privatheit sind schon etwas wert. Und vielleicht auch ein angenehmerer Start in den Tag sowie ein entspannender Einstieg in den Feierabend.

Dieser Artikel ist Teil der Serie«Nummer Eins».Im ersten Monat des Jahres gehen die FN Premieren und Erstklassigem nach. Bisher erschienen: «Neue Organistin feiert Premiere» (6.1.), «Ein Spontanentscheid von grosser Tragweite» (8.1.), «Manager und Rebellen» (13.1.) und «Der grosse Traum vom Fliegen» (14.1.). Alle Artikel unter: www.freiburger-nachrichten.ch.

Erste Klasse: Bequem und für die Bahn rentabel

D ie modernen «Flirt»-Kompositionen der TPF haben 24 Plätze in der ersten und 143 in der zweiten Klasse. Früher gab es in den Zügen drei Klassen. Die erste Klasse war luxuriös mit wertvollsten Materialien gestaltet und den wirklich Gutbetuchten vorbehalten. Die dritte Klasse war – wörtlich verstanden – die Holzklasse. Im Jahr 1956 gaben die Schweizer Bahnunternehmen die erste Klasse auf und werteten die zweite sowie die dritte auf. Die erste Klasse zeichnet sich heute durch höhe- ren Komfort, bequeme Sitze, Arbeitsplätze, mehr Beinfreiheit und installierte Steckdosen und WLAN aus.

Rentabel für die Firmen

Die erste Klasse war nicht nur für die Passagiere ein Segen. Sie erwies sich auch für die Unternehmen als rentabel – auch dann, wenn der zusätzliche Platz mit einem Sitz weniger pro Reihe, drei statt vier, kompensiert wird. So auch für die TPF. Die erste Klasse spreche gelegentliche Passagiere an, die sich einmal etwas leisten wollten, sagt Sprecher Martial Messeiller, aber auch Pendler und Freizeitreisende. Der Preis betrage generell das 1,76-fache des Zweitklasstickets; da seien die Unterschiede zwischen den Unternehmen gering, so Messeiller. Die TPF verlangen für eine Tageskarte für fünf Zonen – also zum Beispiel zwischen Murten und Freiburg – 24 Franken in der zweiten und 42 Franken in der ersten Klasse. Ein Jahresabonnement auf derselben Linie kommt den Passagier auf 1620 Franken respektive 2754 Franken zu stehen. Das national gültige Generalabonnement kostet 3655 Franken in der zweiten und 5970 Franken in der ersten Klasse.

Laut Messeiller können die Bahnunternehmen mit den Einnahmen der ersten auch einen Teil der Mehrkosten der zweiten Klasse decken. Und es sei auch eine Frage des Images für jeden Anbieter, eine erste Klasse zu führen. Allerdings vermeide man es, Plätze für die erste Klasse zulasten der zweiten zu schaffen und so die Kundschaft in Rage zu versetzen. Es sei aber nicht möglich, die Zahl der Sitze gemäss der aktuellen Nachfrage zu ändern. «Das wird manchmal von unseren Passagieren schlecht aufgenommen», so Messeiller. Im Laufe des Jahres sollen nach den S-Bahn-«Flirts» auch die Schmalspur-Züge der TPF im Kantonssüden mit einer ersten Klasse ausgerüstet werden.

Auf die Frage angesprochen, warum es keine erste Klasse in Bussen gibt, sagt Messeiller: Der Platz sei zu beschränkt und die gefahrene Strecke zu kurz, als dass sich das lohnen würde.

Ruhe und Businesszonen

Die SBB führen in ihrer ersten Klasse auf einigen Intercity-Linien spezielle Businesszonen für Geschäftsreisende. Diesen stehen Arbeitsplätze mit Tischen, Steckdosen und Leselampen zur Verfügung, Verstärker für besseren Mobiltelefon-Empfang und optimierten Datentransfer sowie eine Garderobe und ein Gepäckstauraum. Dazu existieren in der ersten Klasse besondere Ruhezonen. In diesen sind Gespräche und Diskussionen vollständig verboten, Video per Notebook auch. Sogar Musikhören mit Kopfhörern ist untersagt. Ganz zu schweigen von Telefongesprächen. fca

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