Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Schattenseite der Wirtschaft schadet der gesamten Gesellschaft

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

50 Polizisten ­hatte der Oberamtmann des Greyerzbezirks im Mai 2016 auf eine Baustelle im Raum Bulle beordert, um die Anstellungsbedingungen der Arbeiter und die Einhaltung der Baubewilligungen zu prüfen. Die Erkenntnisse waren ernüchternd: Arbeiter waren ohne Papiere, als arbeitslos registriert, krankgeschrieben oder ohne Unfallversicherung.

Diese Kontrolle löste im Kanton Freiburg politisch einiges aus. Grossrat Jean-Daniel Wicht (FDP, Villars-sur-Glâne) und Alt-Grossrat Jacques Vial (CVP, Le Mouret) verfassten eine Motion, die von 49 weiteren Grossräten unterschrieben wurde. Daraufhin hat der Staatsrat einen Massnahmenplan in Auftrag gegeben und eine Änderung des Gesetzes über die Beschäftigung und den Arbeitsmarkt veranlasst. Diese Revision ist bis zum 15. Februar in Vernehmlassung.

Eine Milliarde Franken?

«Wir haben keine Zahlen zum Ausmass der Schwarzarbeit, weil diese per Definition versteckt und nicht erfassbar ist», sagt Charles de Reyff, Dienstchef des Amts für den Arbeitsmarkt, welches für die Bekämpfung der Schwarzarbeit zuständig ist. Gewiss stellten die erfassten Fälle aber nur die Spitze des Eisbergs dar, ergänzt er.

Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2015 macht die Schwarzarbeit in der Schweiz rund 6,5  Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Auf den Kanton Freiburg umgerechnet, umfasst diese Schattenwirtschaft jedes Jahr rund eine Milliarde Franken, also fast einen Drittel des Freiburger Staatsbudgets.

«Diese Zahl zu verifizieren ist nicht möglich», sagt de ­Reyff dazu. Das Amt habe einzig Zahlen über Kontrollen und Denunziationen im Kanton. «Aber diese sind nicht repräsentativ», so de Reyff. Der Kanton Freiburg rangiert im schweizweiten Vergleich im oberen Drittel, was die Anzahl der Kontrollen pro 10 000 Betriebe angeht.

In den letzten Jahren fanden im Kanton jeweils zwischen 450 und 550 Betriebskontrollen statt. Dabei hat sich die Quote der Anzeigen in den letzten Jahren tendenziell erhöht, von 24  Prozent im Jahr 2012 auf 39  Prozent im Jahr 2017.

Ob diese Steigerung auf mehr Schwarzarbeit oder auf gezieltere Kontrollen zurückzuführen ist, vermag de ­Reyff nicht zu sagen. «Fragt man unsere Inspektoren, so sind diese der Meinung, dass die Schwarzarbeit effektiv zugenommen hat.» Der Begriff wird von der Volkswirtschaftsdirektion relativ breit definiert als «entlöhnte, selbstständige oder unselbstständige Arbeit, bei deren Ausübung gegen Rechtsvorschriften verstossen wird».

Drei Pfeiler und einige Nischen

Gemäss Bundesgesetzgebung führt im Kanton Freiburg das Amt für den Arbeitsmarkt die Kontrollen durch. Es gibt aber eine Arbeitsteilung: Das Baustelleninspektorat hat ein Mandat erhalten zur Durchführung von Kontrollen in den Bereichen Baugewerbe und industrielle Reinigung.

Gemäss de Reyff sieht die entsprechende Vereinbarung vor, dass das Amt für den Arbeitsmarkt jährlich rund 300 Kontrollen und das Baustelleninspektorat 200 Kontrollen durchführt. Auf nationaler Ebene beobachtet die tripartite Kommission des Bundes den Arbeitsmarkt. Sie verlangt von den Kantonen, dass diese Branchen definieren, welche sie gezielt observieren.

«Die drei Pfeiler sind die Landwirtschaft, die Bauwirtschaft sowie die Hotellerie und Gastronomie», sagt Charles de Reyff. Infolge der traditionell starken Rolle der Landwirtschaft und durch die rege Bautätigkeit der letzten Jahre sind diese beiden Sektoren in Freiburg unter besonderer Beobachtung. Dazu kommen gemäss dem Amtschef einzelne Branchen, die temporär in den Fokus der Arbeitsmarktinspektoren geraten. Vor kurzem seien dies Schuhgeschäfte gewesen, heute fielen die vielen Neueröffnungen von Coiffeur- und Barbiersalons auf, bei denen sich die Frage der korrekten Entlöhnung der Angestellten stelle.

Mehrere grössere Fälle

Die Razzia auf der Baustelle bei Bulle 2016 habe ein öffentlichkeitswirksames Zeichen gesetzt, dass etwas unternommen werden müsse, sagt de ­Reyff. Daneben habe es aber auch andere Grosskontrollen mit festgestellten Verstössen gegeben. So seien vor rund fünf Jahren in einem Restaurant in Belfaux Chinesen aus Macau aufgeflogen, die mit gefälschten portugiesischen Pässen dort arbeiteten. 2017 habe eine grössere Kontrolle bei einer orientalischen Bäckerei in Bulle diverse Missstände aufgedeckt.

Oft schlecht qualifiziert

Um die Kontrolltätigkeit zu steuern, ist das Amt für den Arbeitsmarkt auf verschiedene Informationsquellen angewiesen. Dazu gehören gemäss de Reyff nebst den eigenen Inspektoren die Gewerkschaften, Unternehmen, Berufsverbände, aber auch die spontanen Denunziationen. In Branchen mit Gesamtarbeitsvertrag funktioniere die Selbstkontrolle unter den Betrieben recht gut.

Bei den Unternehmen, die gegen die Arbeitsvorschriften verstossen, handelt es sich laut de Reyff allgemein eher um kleinere oder mittlere Betriebe. Manchmal seien dies auch Familienunternehmen, die Personen aus ihrer Gemeinschaft illegal beschäftigten. Gerade da würden Inspektoren oft auf eine Mauer des Schweigens stossen. «Schwarzarbeit kommt da am häufigsten vor, wo die Arbeitskräfte schlecht qualifiziert sind, wo jemand bereit ist, für wenig Geld zu arbeiten.»

Serie

Die Schwarzarbeit unter der Lupe

Der Kanton Freiburg ist daran, sein Gesetz über die Beschäftigung und den Arbeitsmarkt abzuändern, um besser gegen Schwarzarbeit vorgehen zu können. Ein Massnahmenplan soll diese Revision ergänzen. Auch die gemeinsame Kriminalpolitik der Staatsanwaltschaft und des Staatsrats will der Schwarzarbeit mehr Aufmerksamkeit schenken. Das Ziel sind unter anderem härtere Sanktionen. Im Kanton finden jährlich rund 500 Betriebskontrollen statt. Zahlen über das Ausmass der Schwarzarbeit gibt es aber kaum. In einer Artikelserie beleuchten die «Freiburger Nachrichten» verschiedene Facetten der Schwarzarbeit im Kanton Freiburg.

uh

Schwarzarbeit

Wer trägt den Schaden?

Wer Personal schwarz beschäftigt oder selber schwarz arbeitet, zahlt in der Regel keine Steuern, Beiträge an Sozialversicherungen oder Unfall- und Krankenkassenprämien. Wo ist der Schaden am grössten? «Die ganze Gesellschaft wird geschädigt, aber in der Regel ist die arbeitende Person selber am meisten betroffen», sagt Charles de Reyff, Leiter des kantonalen Amts für den Arbeitsmarkt. Dies mache sich oft nicht sofort bemerkbar. Es habe aber Auswirkungen im Krankheitsfall oder bei einem Arbeitsunfall. De Reyff weiss von Fällen, bei denen Arbeitgeber ihren Angestellten nach einem Unfall ein Handgeld gaben, damit diese in ihr Heimatland zurückreisten.

«Der Schaden erscheint oft erst mit Verzögerung», sagt de Reyff. Beispielsweise bei Frauen, die ein Arbeitsleben lang im Stundenlohn Reinigungsarbeiten machten und dann mit 64  Jahren weiterarbeiten müssen, weil sie ohne Renten der Sozialversicherungen zu wenig zum Leben haben. Schaden durch Schwarzarbeit erleiden gemäss de Reyff aber auch Unternehmen infolge des unlauteren Wettbewerbs. «Diese Firmen verlieren Aufträge, weil sie ein Drittel teurer sind als solche, die auf Schwarzarbeit setzen. Sie müssen dadurch Personal entlassen.»

uh

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema