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Die Schweiz braucht dieses Zentrum

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Ein muslimisches Mädchen darf den Unterricht nicht besuchen, eine Frau will bei der Arbeit ihr Kopftuch tragen, die Gebetszeiten eines muslimischen Arbeiters sind nicht mit seiner Arbeitszeit vereinbar: Solche Konflikte gibt es in der Schweiz selten, aber es gibt sie. Gewisse muslimische Traditionen lassen sich kaum mit dem säkularisierten Alltag der Schweiz in Einklang bringen.

 

 Das Zentrum für Islam und Gesellschaft wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die kulturellen Unterschiede zu erklären und betroffene Berufsleute wie Lehrer, Sozialarbeiter und Polizisten in ihrer Funktion zu unterstützen. Gleichzeitig bietet es Muslimen einen Raum, ihre Religion zu studieren und kritisch zu hinterfragen. Genau das ist wichtig. Es hilft, Extremismus und Radikalisierung vorzubeugen. Angst und Hass zu schüren hingegen–wie es die SVP gegenüber den Muslimen in der Schweiz seit längerem tut–bringt nichts, ganz im Gegenteil.

 

 Die SVP Freiburg löst mit ihrer Initiative kein einziges Problem. Denn sie stellt sich damit gegen die Realität: Sie verkennt, dass die Schweiz ein Land ist, in dem Leute verschiedenster Glaubensrichtungen, Nationalitäten und Ethnien zusammenleben. Damit dieses Zusammenleben friedlich gelingt, braucht es den Dialog, es braucht Aufklärung, es braucht die Wissenschaft. Kurz: Es braucht das Zentrum für Islam und Gesellschaft.

«Islam und Schweiz sind kein Gegensatz»

Gibt es eine einheitlich christliche Kultur? Was heisst «Abendland»? Und sind Antisemitismus und Islamophobie vergleichbar? Solche Fragen haben vier Studentinnen und sechs Studenten am Donnerstagabend in einem kleinen Raum der Universität Miséricorde diskutiert. Eine Gruppe mit unterschiedlichen Wissensquellen; ein Student kennt die verschiedensten Strömungen des Christentums, eine junge Frau berichtet kurz von ihrem jüdischen Hintergrund und ein Mann spricht über den Faschismus in Deutschland.

Es ist die erste Vorlesung, die Hansjörg Schmid, Leiter des Schweizer Zentrums für Islam und Gesellschaft, anbietet. Sie trägt den Titel «Europa zwischen Wertegemeinschaften und Exklusionstopos» und wird von Studenten der Sozialen Arbeit, der Philosophie, Theologie und der Zeitgeschichte besucht.

Bedürfnisse erkennen

Seit Januar befindet sich das Zentrum für Islam und Gesellschaft in Aufbau. Im Moment liegt der Schwerpunkt darin, sich mit anderen Universitäten zu vernetzen und herauszufinden, welche Bedürfnisse es gibt. Dazu stellen sich die zwei Mitarbeiter des Zentrums bei Gemeinden vor, an Schulen und bei muslimischen Vereinen. «Wir wollen alltagsnah sein und aufgrund der reellen Bedürfnisse das Programm aufbauen», sagt Schmid.

Dies ist eine Besonderheit des Zentrums für Islam und Gesellschaft: Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Islam will es eine Anlaufstelle für Berufsleute sein. «Wir werden Weiterbildungen für Leute, die in ihrer Arbeit mit Muslimen konfrontiert sind, anbieten: Gemeindeangestellte, Lehrer, Sozialarbeiter, Polizisten und so weiter», sagt Schmid. Ein erster solcher Kurs wird im Oktober stattfinden.

Das Zentrum für Islam und Gesellschaft soll eine Vermittlungsfunktion zwischen der Schweiz und dem Islam einnehmen. «Wobei der Islam und die Schweiz nicht einfach ein Gegensatz sind.» Denn fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Muslime. «Viele Muslime, vor allem junge, fühlen sich genau so als Schweizer, wie sie sich als Muslim fühlen.»

Neben dem praktischen Ansatz gibt es am Zentrum auch den wissenschaftlichen. Dieser richtet sich an Muslime, aber auch an Theologie- oder Geschichtsstudenten. «Eine Selbstreflexion des muslimischen Glaubens ist sehr wichtig», so Schmid. Dabei könnten die Anerkennung der Menschenrechte oder die Geschlechterfrage Thema sein. «Ich werde als katholischer Theologe nicht als Belehrender auftreten. Gerade die Geschlechterfrage ist in meinem Glauben auch nicht geklärt.» Der Dialog zwischen den verschiedenen Religionen sei äusserst wichtig.

Schweiz hat Nachholbedarf

Der Aufbau des Islamzentrums nimmt also seinen Gang–ungeachtet der politischen Diskussion. «Das Zentrum entspricht dem Willen des Bundes, des Staatsrates und der Universität. Ich weiss nicht, weshalb wir jetzt stoppen sollten», so Schmid. Gelegentlich erhalte er kritische E-Mails. «Aber das ist normal.»

In Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern gebe es bereits Zentren ähnlich demjenigen in Freiburg. «Dort hat die Frage bisher gelautet: Schweizer, warum tut ihr nichts?»

Keine Imam-Ausbildung

Zur politischen Debatte äussert sich Schmid nicht weiter. Er betont jedoch, dass eine Imam-Ausbildung, wie sie im Initiativtext der Freiburger SVP erwähnt wird, keinesfalls am Zentrum eingeführt werde. «Eine solche Ausbildung ist undenkbar an der Universität. Diese bildet ja auch nicht Priester oder Anwälte aus, sondern bietet lediglich einen wissenschaftlichen Hintergrund dafür», vergleicht Schmid. Er betont, dass es in Europa nirgends eine Imam-Ausbildung gebe. «Und auch in den muslimischen Ländern ist diese nicht normiert», sagt er.

Imame würden in muslimischen Gemeinschaften oft die Rolle einnehmen, wie sie hierzulande früher oft der Dorfpfarrer innehatte: «Sie sind eine Art Sozialarbeiter, Ansprechpersonen in allen Lebenslagen. Dies neben ihrer religiösen Aufgabe, dem Leiten des Gebets.» Das Zentrum werde Imamen Weiterbildungen bieten und diese könnten dem Zentrum als Verbindung zur muslimischen Gesellschaft dienlich sein.

Masterprogramm ab 2017

 Ab Herbst 2017 wird am Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft ein erstes Master-Nebenprogramm geboten, das vom Bund mitfinanziert wird. Es wird zwei Ausrichtungen haben: Das erste, praxisnahe Programm wird den Islam in der heutigen Zeit und der näheren Vergangenheit behandeln. «Es kann sich an Studenten der sozialen Arbeit, Pädagogik, Theologie und Religionswissenschaften richten», sagt Schmid, «an Leute, die in ihrer späteren beruflichen Tätigkeit mit dem Islam zu tun haben werden.»

Die zweite Ausrichtung legt den Schwerpunkt auf die Selbstreflexion und richtet sich in erster Linie an Muslime oder Theologen. Ziel ist, für diesen Studiengang mit der Universität Bern zusammenzuarbeiten, da dort bereits Islamwissenschaften gelehrt werden. Für diesen Studiengang werden Arabischkenntnisse notwendig sein. «Junge Muslime haben ein Bedürfnis, sich mit ihrer Religion auseinandersetzen», sagt Schmid, und er betont: «Das Zentrum soll keineswegs eine Insel sein.» Wieder unterstreicht er den Bezug zur Praxis und zum Alltag in der Schweiz. «Extremistische Auswüchse wird es hier sicher nicht geben.»

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