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«Die Schweiz ist nicht schwarz-weiss»

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«Die Schweiz ist nicht schwarz-weiss»

Komiker Massimo Rocchi spricht über sein Zirkus-Abenteuer, über die Schweiz und über seine Zukunft

Am Sonntag ist der Aufenthalt des Zirkus Knie in Freiburg zu Ende gegangen. Als Gaststar mit dabei war heuer der Pantomime und Sprachakrobat Massimo Rocchi. Den FN hat er vom Zirkus erzählt, von Beobachtungen an der Sprachgrenze und davon, wie ein Albtraum zum Traum geworden ist.

Mit MASSIMO ROCCHI
sprach CAROLE SCHNEUWLY

In einem Interview mit der SonntagsZeitung haben Sie im April gesagt, Sie wüssten bereits, dass Sie am Ende der Tournee mit dem Zirkus Knie sehr traurig sein würden. Jetzt ist es bald so weit. Wie fühlen Sie sich?

Ganz zu Ende ist die Tournee ja noch nicht. Ich habe noch eine wichtige Premiere: In der italienischen Schweiz werde ich meine Muttersprache benützen. Das ist wahrscheinlich die schwierigste Sprache. In Fremdsprachen hat man mehr Mut, etwas zu sagen. In der Muttersprache ist man selbstkritischer. Im Moment bin ich sehr glücklich. Alles hat bis jetzt sehr gut geklappt. Ich versuche jetzt, alles noch ein bisschen zu geniessen. Ich wäre unehrlich, wenn ich sagen würde, dass ich nicht müde sei von der Kälte – aber nicht vom Zirkus! Ich habe im Sommer überhaupt keine Probleme gehabt mit der Hitze, aber jetzt, mit der Kälte, wird alles weniger spontan.

Seit fast acht Monaten sind Sie mit dem Zirkus Knie unterwegs, mehr als 300 Mal sind Sie aufgetreten. Zeit für eine Bilanz …

Ich ziehe eigentlich keine Bilanzen, weil das immer bedeutet, dass etwas zu Ende ist. Was ich sagen kann, ist, dass es anstrengend und neu für mich war, Doppelvorstellungen zu geben. Ein Kinderpublikum zu erleben war für mich total neu. Eine neue Erfahrung war auch, wie man im Wohnwagen das Wetter spürt: Man muss nicht das Fenster öffnen, um zu wissen, dass die Hitze kommt oder dass es kalt wird. Neu war die Zusammenarbeit mit den Tieren, neu waren der Wohnwagen, das Sägemehl, die hohen Natel-Rechnungen. Neu war zu sehen, wie sich die Schweiz in der Nacht bewegt. Und natürlich die vier Sprachen, die bei Knie eine grosse Rolle spielen.

Als sensiblem Wort- und Kulturakrobaten sind Ihnen sicher viele sprachliche und kulturelle Eigenheiten aufgefallen, während Sie mit dem Zirkus das Land bereisten.

Sehr interessant war die Begegnung mit der französischen Schweiz. Die Reaktionen des Publikums sind dort total anders. Dieser Teil der Schweiz macht sich gerne lustig über den Nachbarn. In der Deutschschweiz kommt man an einen Stammtisch und wird gefragt: «Geits?» In der französischen Schweiz heisst es: «Le con est arrivé.» Die Schweiz ist nicht schwarz-weiss, die Sprachgrenze existiert. Freiburg und Biel erleben das Thema Zweisprachigkeit. Für die Lausanner ist Schweizerdeutsch noch ein Thema, für die Genfer hingegen kaum. Der Alltag ist völlig anders. In Genf ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass eine Reinigung auch Bettwäsche wäscht, in der Deutschschweiz viel weniger. Und das alles in einem so kleinen Land …

In Freiburg sind Sie, wie bereits in Biel, zweisprachig aufgetreten. Eine besondere Herausforderung?

Ich arbeite sehr gerne so wie in Biel und Freiburg, weil ich die Begegnung liebe, die Orte, wo Süss- und Salzwasser sich treffen. Ich muss mich natürlich besonders konzentrieren, aber es ist auch sehr schön. Es ist einmalig, weil beide Sprachen verstanden werden.

Ihre Programme leben vom Spiel mit sprachlichen und kulturellen Eigenheiten. Der Kanton Freiburg mit seiner Zweisprachigkeit, Deutschfreiburg mit seinen Dialekten müssten wahre Fundgruben für Sie sein.

Mit dem Zirkus habe ich nur vier Tage in Freiburg verbracht. Aber ich kannte die Stadt ja schon. Ich habe hier in der Aula der Universität gespielt: eine unvergessliche Erinnerung. Wenn ich aber sagen würde, jetzt nehme ich die Seele von Freiburg mit, wäre ich unehrlich. Freiburg ist für mich immer dieser wunderbare kleine See, den ich von der Autobahn aus sehe. Freiburg ist eine Stadt, die mit der Universität verbunden ist, und natürlich mit Käse: «Moitié-moitié» …

Zurück zum Zirkus: Zirkuszelt, Manege, Tiere und Akrobaten – für viele ein Kindertraum. Auch für Sie?

Für mich war es ein Albtraum! Meine Grossmutter hat mir als Kind immer gesagt: «Wenn du dich nicht benimmst, schicke ich dich zum Zirkus!» Wir haben in Italien ja keinen Knie. Erst in der Schweiz habe ich Knie kennen gelernt. Es ist Zirkus, aber vor allem ist es Knie: nicht «Zirkus Knie», sondern «Knie-Zirkus» …

Vom Albtraum zur Realität: Wie ist es zu Ihrem Engagement beim Zirkus Knie gekommen?

Die Knies verfolgen die Schweizer Kleinkunstszene sehr aufmerksam. Wenn sie das Gefühl haben, jemand könnte zu ihnen passen, dann engagieren sie ihn. Die Zirkusarbeit ist eine grosse Herausforderung für einen Kleinkünstler. Ich komme ja selber vom Kleintheater …

Worin unterscheidet sich die Zirkusmanege vom Kleintheater?

Das Publikum ist viel grösser: 2500 Zuschauer statt 200. Und die Leute sind auf allen Seiten. Es ist wie ein Karussell; ich drehe mich die ganze Zeit im Kreis. Meine Nummern musste ich für das Zirkuspublikum straffen. Das Programm hat sich im Verlauf der Tournee immer wieder verändert. Das ist schwierig und anstrengend, aber ich schätze es auch als Chance, die mir der Zirkus Knie gegeben hat.

Wie erleben Sie die Arbeit mit den Tieren?

Mit Eselin Silva gibt es schon eine Kommunikation. Bei meinem «Stier» Rambo (einem Watussi-Rind, Anm. d. Red.) weiss man nie so genau, ob er Lust hat, mitzumachen oder nicht. Er ist ein König. Ich habe gelernt, dass man aufpassen muss, wenn Pferde ihre Ohren nach hinten drehen. Es wäre gut, wenn auch die Menschen ihre Ohren so bewegen könnten; dann wüsste man immer, woran man ist.

In zwei Wochen geht die Tournee zu Ende, und Sie kehren zurück nach Bern, wo Sie mit Ihrer Familie leben. Werden Sie den Zirkus vermissen?

Ich werde die Arbeit mit den Tieren vermissen. Die Gänse, Enten, Esel: Das werde ich im Theater nie mehr haben. Vielleicht wird mir am meisten das Gefühl fehlen, dass ein Traum in Erfüllung geht. Die Knies stellen vieles zur Verfügung: Tiere, Infrastruktur, Organisation, Kontakte zu den Medien. Die Medien kommen jetzt zu mir wie die Bienen zu den Blumen. Jetzt werde ich aus dieser «Boeing» aussteigen müssen und wieder im «Zug» unterwegs sein. Aber es ist auch gut für mich, auf die Theater-Ebene zurückzukommen.

Und worauf freuen Sie sich?

Ich freue mich darauf, wieder mit Menschen zusammen zu sein, die jetzt acht Monate lang weit weg waren. Und ich freue mich auf meine Badewanne. Aber ich bin Schauspieler und werde jetzt sicher nicht ein Jahr lang Pause machen.

Gibt es schon Pläne für Ihre künstlerische Zukunft?

Ich werde in Deutschland und wahrscheinlich in Österreich auftreten. In der Schweiz habe ich Angebote für Gala-Anlässe. Und wenn die Sterne es mir erlauben, werde ich versuchen, ein neues Programm zu schreiben. Ich will im Moment keine grossen Pläne machen. Das Leben ist ein unglaublicher Regisseur und hat viele Überraschungen parat. Nach Knie einen neuen Traum zu fin

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