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Die schwierige Rückkehr eines Jerusalem-Pilgers ins normale Leben

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Fahrettin Calislar

Die Enge in Franz Malis kleinem Büro im Universitätsgebäude Miséricorde ist erdrückend. Sie ist ein Kontrast zu den unendlich scheinenden Weiten, welche Mali zusammen mit seiner Pilgergruppe letztes Jahr durchwandert hat. An seiner Seite gingen der Jesuit Christian Rutishauser, Hildegard Aepli, früher Leiterin des Salesianums in Freiburg, und Pastoralassistentin Esther Rüthemann. Sechs Monate waren sie unterwegs, von Zug bis Jerusalem, zu Fuss. Er habe von dieser Grenzerfahrung profitiert, sagt Mali: «Ich fühle mich wohl, ausgeglichener, weniger nervös, vielleicht auch etwas reifer, gestandener und zuversichtlicher.»

Unterkunft suchen

Sie hätten keine Erfahrungswerte gehabt, sagt er, sie seien einfach losgewandert. Er musste das lernen, denn die Gruppe wurde jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt: «Ich wurde ruhiger und sagte mir: Ich tue mein Möglichstes und bin zuversichtlich, dass es gut kommt.» Nicht nur das eigentliche Wandern, auch die Suche nach einer Unterkunft war beschwerlich. «Wir haben zwar eine Route geplant, sie aber nie rekognoszieren können.»

Am Anfang waren sie ernüchtert, wie klein die Tag für Tag zurückgelegten Strecken im Verhältnis zu ihrem Plan waren. Dennoch: Irgendwann passierten sie den Balkan, liessen die Türkei hinter sich und erreichten Palästina. «Es ist beeindruckend, wie gut man doch auch zu Fuss vorwärtskommt.»

Einige Probleme konnten die Pilger voraussehen, viele nicht. Und er, Mali, war gewissermassen der Navigator der Gruppe. Vor allem die Entwicklung der Lage in Syrien habe ihnen Kopfzerbrechen bereitet, erinnert er sich. Er war skeptisch, doch seine Mitpilger blieben standhaft: «Sie sagten: Entweder kommen wir alle an oder gar keiner.» Es war auch allen klar, dass sie die Übung abbrechen würden, sobald die Gesundheit tangiert würde. «Wir haben unseren Rhythmus gefunden.»

Viele neue Freunde

Die Wanderer gingen an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit. Mali ist überrascht, wie gut er die Mühsal wegstecken konnte: «Ich erfuhr erst später, welch grosse Schmerzen die anderen hatten, welche Überwindung sie brauchten, um durchzuhalten.»

Besonders erfreut war er über den Erfolg des Blogs, den sie jeden Tag von ihrem Nachtlager aus mit Gedanken und Routeninformationen fütterten. «Ich weiss nicht, wie viele es sind, aber es sind viele.» Immer mehr registrierten sich, schrieben Kommentare, und es entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis. «An dieser Community beteiligten sich viele, die uns allen zuvor unbekannt waren.»

Der Blog war für sie ein Instrument, um die Öffentlichkeit auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Zugleich fühlten sie sich nicht allein auf ihrer langen Reise. Denn sie wussten, dass viele Menschen mit ihren Gedanken bei ihnen waren. Deshalb habe es ihm Spass gemacht: «Aber der Öffentlichkeit etwas von mir preiszugeben, war für mich anfänglich nicht einfach.»

Der Wanderdrang bleibt

Als er wieder zurück in Freiburg war, ging Mali wieder zur Arbeit, als ob nichts geschehen wäre. Ferien brauchte er nicht, Erholung auch nicht. «Ich bin gesünder angekommen als losgelaufen.» Auch weil sie beispielsweise in Jordanien eine längere Pause eingelegt hatten. «Wir konnten durchatmen und uns entspannen.»

Ein ganz anderer Mensch sei er nicht geworden. Geändert habe sich trotzdem vieles. Wenn er einmal länger gehen müsse, verspüre er einen inneren Drang, einfach weiterzulaufen. «Ich bin dann nicht müde, ganz im Gegenteil, dann kommt der Motor erst richtig in Gang.»Der Kontakt mit den anderen Mitgliedern der Gruppe sei seit der Rückkehr nicht mehr so intensiv, bedauert Franz Mali. Zumal die zweite Freiburgerin, Hildegard Aepli, weggezogen ist.

Ein einmaliges Projekt

Die Wallfahrt zu viert war ein einmaliges Projekt, das wussten sie. Und dann würden sie alle wieder in ihren Alltag zurückkehren, ins Büro, zu ihren Büchern und Vorlesungen. Sie haben noch eine Abschlussveranstaltung geplant: «Wir wollen dazu andere Fusswallfahrer nach Jerusalem einladen.» Ausserdem wollen sie ihre Erlebnisse in einem Buch zusammentragen. «Zu viert ist das schwierig. Im Blog war es einfacher, weil dann jeder einfach seinen Teil geliefert hat.» Eine Fortsetzung, da ist sich Mali sicher, werde es nicht geben. Ein anderes Projekt sei nicht geplant. «Nun ist Schluss.» Und dennoch: Sie hoffen, dass ihre Reise nicht nur ihrer Selbstverwirklichung gedient hat. «Wir würden uns freuen, wenn das Wallfahren nach Jerusalem ein Trend würde.» Der Boom des Jakobswegs nach Santiago de Compostela macht ihnen Hoffnung. «Dabei ist Jerusalem eigentlich der ursprüngliche Hauptwallfahrtsort in der Christenheit.» Und der Weg über den Balkan und den Orient ist der Klassiker. Deshalb auch der Blog. «Wir hoffen, dass die Leute unsere Daten herunterladen und der Route mittels unserer Angaben folgen können.»

Die Aufzeichnungen von Mali und seinen Freunden beinhalten Angaben über Unterkünfte, Verpflegungsmöglichkeiten und Besonderheiten. Und sie verbinden bereits bekannte Details anderer Fusswallfahrer mit ihren Erkenntnissen. «Das gibt dem Pilger mehr die nötige Sicherheit.»

http://blog.lassalle-haus.org

Vorschau

Vortrag über Reise nach Jerusalem

Franz Mali, Professor an der Universität Freiburg, und Hildegard Aepli, ehemalige Hausleiterin des Salesianums in Freiburg, berichten am Mittwoch, den 14. März 2012, an der Universität Freiburg über ihre Wanderung «Zu Fuss nach Jerusalem». Am Freitag, 23. März, begleitet Martin Heimgartner am Klavier Hildegard Aepli. Sie liest Gedichte, die während der Wallfahrt entstanden sind. fca

«Zu Fuss nach Jerusalem»: Mittwoch, 14. März, 17.15 Uhr, Universität Freiburg, Gebäude Miséricorde, Auditorium C. Freitag, 23. März, ab 19 Uhr, Miséricorde, im Musiksaal 2031.

Franz Mali ist Professor für Patristik und Kirchengeschichte an der Universität Freiburg.Bild Aldo Ellena

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