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Die Seele baumeln lassen

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wort zum sonntag

Autor: Renate Put/Kipa

Die Seele baumeln lassen

Im Kommunionvers des morgigen Sonntagsgottesdienstes wird eine bekannte Bibelstelle aufgenommen, die hier nach der Bibel in gerechter Sprache aufgenommen wird, um unsere bisherige Lesart etwas aufzubrechen: «So kommt doch alle zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid: Ich will euch ausruhen lassen. Nehmt meine Last auf euch und lernt von mir: Ich brauche keine Gewalt und mein Herz ist nicht auf Herrschaft aus. So werdet ihr für euer Leben Ruhe finden. Denn meine Weisungen unterdrücken nicht, und meine Last ist leicht.» (Mt 11,28-30)

Besorgt um das Wohl von Leib und Seele, lädt Jesus die Jünger, die von einer «Missionsreise» zurückkommen, zur wohlverdienten Ruhepause ein. Man kann es sich wirklich so vorstellen: Sie haben Zeit, auszuruhen und von all dem Erlebten zu erzählen und mit den Menschen zusammen zu sein, die die Nächsten sind. Wie menschlich und normal.

Dieser Text atmet neben menschlichem Nahesein auch Sein-Können und Loslassen. Und so passt dieser Text hervorragend zur bevorstehenden Ferienzeit.

Die Ferien sind geplant, alle wichtigen Vorbereitungen für eine der schönsten Jahreszeiten sind getroffen. Und dann heisst es: Endlich ausruhen. Nichtstun, geradezu spielerisches Nichtstun, den Ferienalltag Tag für Tag feiern und all das tun, wonach einem zumute ist. Hauptsache ausruhen, abschalten, ausschlafen, loslassen, die Seele baumeln lassen (Kurt Tucholsky) und vielleicht mittels körperlicher Aktivitäten den innerlich angestauten Stress abbauen. Und Zeit für Beziehungen, Zeit mit der Familie zu haben. Zeit für Neues. Und Zeit zum Erzählen.

Es ist gar nicht einfach, nach einer Zeit höchster Aktivitäten umzuschalten auf eine gemässigtere Gangart, von der Orientierung nach aussen nun mehr dem eigenen Innen Raum zu geben. In der Regel geht zunächst in uns das Arbeitsalltagstempo noch eine Weile weiter, bevor wir genauestens erspüren, was wir brauchen, damit wir uns an Leib und Seele erholen. Und dann das tun, was uns inneren Frieden und Ruhe bringt.

Nun wird in der ersten Sonntagslesung aus der hebräischen Schrift vom Propheten Jesaja die grosse Sehnsucht des Volkes Israel nach Frieden, Freude, Fröhlichkeit und Trost aufgenommen, und der Prophet vermittelt die Zusage Gottes, dass dies Wahrheit und Wirklichkeit wird. (Jes 66,10-14c) Und der Text endet in dem Bild: Das ist wie Frühling, wie frisches Grün. Und zwar nicht nur für Israel, sondern auch für uns.

Im vorigen Jahr, ich hatte eine Auszeit, habe ich meinen Rucksack gepackt und bin allein acht Wochen durch die ehemalige DDR gewandert. Es war mein «Jakobsweg». Ich hatte Zeit, viel Zeit. Zeit für das, was in mir ist. Zeit für die Menschen, Zeit für die Natur im Frühling. Mein Zeit-Haben und meine Neugier auf die Menschen ermöglichten viele Gespräche über die Erfahrungen derjenigen, die die alte DDR, die Wende und die Einheit mit und in Deutschland erlebt hatten. Diese Erfahrungen haben mich bereichert. Manches hat mich sehr nachdenklich gemacht, manches auch beunruhigt, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Kohelet hat recht: Es gibt für alles eine Zeit! Und jetzt ist Ferienzeit! Für viele.

Die Theologin Renate Put ist Mitglied des Katharina-Werkes und wohnt in Basel.

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