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Die sehbehinderte Pferdeflüsterin

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Bettina Suter ist sehbehindert. Das hindert sie nicht daran, Pferde und Hunde für die Tiertherapie auszubilden. In Guggisberg leitet sie zusammen mit Roland Kräuchi die Stiftung Compaterra, die Menschen mit einem physischen oder psychischen Leiden unterstützt.

Geduldig streicht Bettina Suter mit der Bürste über ihren Schimmel Castagna, putzt seine Mähne und seinen Schweif und entfernt Schmutz aus seinem Fell. Das Pferd steht an diesem kalten Morgen gelassen da uns lässt sich in aller Ruhe von Suter pflegen. Auf den ersten Blick wird klar: Die beiden kennen sich und vertrauen einander. «Das Pferd hat einen so ruhigen und umgänglichen Charakter», sagt Suter. «Ihm ist es egal, wie ich aussehe, ob ich ein paar Kilo zu viel auf den Rippen habe – oder ob ich sehbehindert bin oder nicht.»

Kraft tanken mit Tieren

Die Stiftung Compaterra in Guggisberg ist eine Stiftung der besonderen Art. Sie richtet sich insbesondere an Menschen, die eine physische oder psychische Beeinträchtigung haben. Diese können auf dem Hof in Guggisberg eine Auszeit von ihrem Alltag nehmen und die Begleitung eines Therapietiers in Anspruch nehmen. Konkret bietet die Stiftung tiergestützte Therapie mit Hunden und Pferden. Dabei steht der Umgang mit dem Tier im Vordergrund und dass die Kunden Zeit mit dem Pferd oder dem Hund verbringen können. «Bei uns können die Betroffenen Kraft tanken, für einen Moment ihre Sorgen vergessen – oder einfach mal in ein Fell weinen.» Besonders nach Schicksalsschlägen – wie einer Krankheit oder einem Unfall – können Pferde oder Hunde den Menschen zu neuem Selbstvertrauen verhelfen, so Suter.

Plötzlich ein Hirntumor

Bettina Suter ist Gründerin und stellvertretende Leiterin der Stiftung Compaterra. Auch sie musste einen Schicksalsschlag verkraften. Im Jahr 2008 diagnostizierten die Ärzte bei ihr einen Hirntumor. Als dieser grösser wurde, drückte er das Kleinhirn ins Grosshirn. Durch den Überdruck wurde der Sehnerv abgedrückt. Seither ist Suter fast blind.  Dennoch hat sie den Mut nicht verloren und strotzt nur so vor Lebensfreude.

Soll ich mich in eine Ecke verkriechen und warten, bis ich sterbe?

Sie habe sich nicht aufgeben wollen und habe keinen Sinn darin gesehen, rund um die Uhr gepflegt zu werden. «Ich wollte lieber Zeit mit meinen Pferden verbringen.» Nach und nach habe sie ihre Erkrankung und ihr Handicap akzeptieren können. Dazu beigetragen hätten auch ihre Pferde. Sie hätten sofort gemerkt, dass bei ihr etwas anders sei, und hätten ruhiger und geduldiger reagiert.

Bettina Suter ist aufgrund ihrer Sehbehinderung auf die Hilfe von Hunden angewiesen.
Aldo Ellena

Tiere geben Selbstvertrauen

Diese Erfahrung wollte Suter anderen Menschen weitergeben, nach dem Motto: «Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung.» So habe sie mit ihrem ehemaligen Partner, der auch sehbehindert ist, zunächst einen Verein gegründet. Schliesslich hätten sie den Hof bei Guggisberg gefunden und die Stiftung Compaterra gegründet.

Ich wollte Menschen mit einer Behinderung zeigen, dass sie es schaffen können.

Ziel der Stiftung sei es denn auch, Betroffenen Mut zu machen und ihnen Zuversicht zu geben. «Wir wollen den Menschen zeigen, dass es sich lohnt, trotz ihrer Behinderung oder ihrer schweren Krankheit etwas zu suchen, das ihnen Freude macht.» Etwas Zeit mit einem vierbeinigen Freund zu verbringen, sei der erste Schritt. Zudem dürfe hier jeder so sein wie er wolle und müsse sich nicht verstellen. «Wir wollen den Betroffenen zeigen, dass das Glas oft nicht halb leer, sondern halb voll ist.»

Keine Angst vor Handicap

Auch für die Angehörigen der Betroffenen sei die Stiftung da. Besonders bei Geschwistern von behinderten oder schwerkranken Kindern sei das Angebot sehr beliebt. «Auch sie leiden an der Situation und können hier einen coolen Tag mit dem Pferd oder dem Hund verbringen.» Manchmal kämen ganze Familien auf den Hof. «Wenn die Kinder sehen, wie ungeschickt sich ihre Eltern mit den Pferden anstellen, lachen sie sich krumm.»

Neben der Arbeit auf dem Hof geht Suter auch an Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser und zeigt auf, was die Stiftung macht. Wichtig sei ihr nämlich auch, dass die Menschen ihre Angst vor dem Kontakt mit Leuten mit einer Behinderung ablegen könnten. «Wir wollen aufzeigen, dass man trotz einer Behinderung ein lebenswertes Leben führen kann.» Ein Handicap würde leider nach wie vor negativ konnotiert und «behindert» sei immer noch ein Schimpfwort. Sie wolle mit dem Klischee aufräumen, dass Behinderte nicht brauchbar seien. «Wir sind ganz normal und nicht ansteckend.»

Trotz ihrer Selbstständigkeit ist Suter auf Hilfe angewiesen, um den Hof am Laufen zu halten. Um mit ihren Therapiepferden arbeiten zu können, braucht sie Hilfe von Menschen, die sehen können. «Nur so weiss ich mit Bestimmtheit, wie die Pferde reagieren, wenn ich sie berühre.» Neben zwei Personen, die fest angestellt sind, und einer Lehrtochter arbeiten auch zwei Praktikanten auf dem Hof. «Wir wollen mit den Praktikumsplätzen den Menschen auf dem sekundären Arbeitsmarkt eine Chance geben.»

Talent mit Pferden

Schaut man Suter eine Weile zu, sieht man, dass da eine besondere Verbindung zu ihren Pferden besteht. Nur so lässt sich wohl erklären, dass sie es schafft, die Pferde zu Therapiepferden auszubilden und bei der Ausbildung von Assistenz- und Therapiehunden mitzuhelfen. «Ich habe wohl ein Talent für den Umgang mit Pferden. Das habe ich von meinem Vater geerbt.» Wie genau sie mit den Pferden umgehe, damit diese ihr gehorchen würden und ruhig und geduldig blieben, sei Berufsgeheimnis. Es sei aber ganz einfach: «Ich kommuniziere mit den Pferden und arbeite viel mit Lob.»

Manchmal frage sie sich zwar schon, weshalb sie sich das alles antue. «Ich muss in der grössten Kälte und bei Schneetreiben raus.» Wenn sie aber sehe, wie eine betroffene Person nach einer halben Stunde Reiten mit einem Strahlen im Gesicht zurückkomme, mache dies jede Mühe wett. Die Rückmeldungen ihrer Kunden geben ihr recht: Es tue ihnen gut, sie würden die Zeit mit den Tieren geniessen und würden sich danach sehnen, wiederzukommen.

Für Suter ist ein Leben ohne Tiere ohnehin nicht vorstellbar. «Ein Tier hat mir noch nie absichtlich wehgetan.» Ihr persönlich falle es schwer, für ihre Anliegen einzustehen. «Aber wenn es um meine Tiere geht, kann ich zur Furie werden.» Denn die Tiere würden dem Menschen so viel zurückgeben. «Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr oft erlebt, was Tiere in einem Menschen im Positiven bewirken können – das ist unbezahlbar.»

Zur Person

Die Liebe zum Pferd prägt ihr Leben

Bettina Suter ist 1979 in Bern geboren. Sie war medizinische Sekretärin und hat in ihrer Freizeit Zeit mit ihren Pferden verbracht. Nachdem bei ihr ein Hirntumor diagnostiziert wurde, verlor sie ihr Augenlicht. Sie gründete die Stiftung Compaterra und zog im Januar 2016 auf einen Hof in der Nähe von Guggisberg, wo sie acht Pferde und fünf Hunde hält.  nj

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