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«Die Sense ist wie Cindy Crawford»

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Eindrücke aus der Sense.Bilder Michel Roggo

«Die Sense ist wie Cindy Crawford»

Autor: Imelda Ruffieux

Michel Roggo hat in den letzten sechs Jahren praktisch jeden Fluss in der Schweiz fotografiert. «Dabei habe ich gemerkt, wie einzigartig die Sense ist», sagt der Freiburger Fotograf. Es gebe keinen einzigen anderen Fluss, bei dem so wenig Zeichen des Menschen zu finden seien. «Jeder Tropfen läuft frei das Flussbett hinab, das Wasser sucht sich immer neue Wege, mal links, mal rechts des Ufers.»

Gefährlich und unbändig

Michel Roggo kennt die Sense bei schönem, aber auch bei schlechtem Wetter. Normalerweise führt der Fluss zwischen zwei und drei Kubikmeter Wasser. Nach einem heftigen Gewitter, wie dies zum Beispiel 1991 der Fall war, waren es 500 Kubikmeter. Zum Vergleich: als die Aare in Bern über die Ufer ging, führte sie rund 600 Kubikmeter Wasser mit sich. «Bei so einer unvorstellbaren Menge reisst der Fluss alles mit sich, was sich ihm in den Weg stellt.» Michel Roggo hat in seinem umfangreichen Fotoarchiv Bilder eines (illegal gebauten) Hauses, von dem nach einem Gewitter nur noch die Hälfte steht. «Dieser gefährliche und unbändige Fluss ist unwahrscheinlich wertvoll», sagt er. «Er sollte als Denkmal für die nächsten Generationen stehen gelassen werden. Damit wir ihnen am Beispiel der Sense einst zeigen können, dass so einmal alle Flüsse in der Schweiz ausgesehen haben.»

Vergessener Fluss

Das gute Abschneiden des Flusses bei der Studie des WWF Deutschland sei für ihn keine Überraschung. «Die Stärke der Sense ist, dass man sie vergessen hat», sagt Michel Roggo. Er erinnert daran, dass es in den 1940er-Jahren ein Projekt für einen Staudamm gegeben hat, das aus Rentabilitätsgründen wieder fallen gelassen worden ist. Auch heute würde sich die Wassernutzung nicht lohnen, ist er überzeugt. Den Fluss mit einem Kleinwasserkraftwerk zu verbauen, dass nur wenige Tage im Jahr Strom liefern kann – eine schlechte Idee, findet er. In der Schweiz seien bereits 95 Prozent der potenziellen Gewässer für Wasserkraft verbaut. «Die Frage ist: wie weit wollen wir gehen? Bis auf 100 Prozent? Das ist krank. Wir müssen lernen, stopp zu sagen.»

Das Argument, dass ein Teil der oberen Sense ja bereits mit Schwellen versehen und der Unterlauf stark verbaut ist, zählt für ihn wenig im Vergleich zur ungezähmten Schönheit im übrigen Fluss. «Die Sense ist wie Cindy Crawford – eine schöne Frau trotz des hässlichen Muttermals. Niemand ist perfekt», sagt er und lacht.

Zu viel Fondue

Ein Kopfschütteln hat Michel Roggo für die Schutzpolitik der kantonalen Behörden übrig. Die Berner Regierung habe die mit Schwellen verbaute Kalte Sense unter Schutz gestellt, führt er aus. «Und wir wollen einem Berner Unternehmen erlauben, den nicht geschützten Teil der Sense zu verbauen – Irrsinn! Man könnte meinen, die Freiburger Regierung habe zu viel Fondue gegessen!» Andersrum hätte es längst Opposition gegeben, davon ist er überzeugt: «Stellen Sie sich vor, wir Freiburger würden ein gleiches Projekt in einem Berner Bach planen. Das gäbe sicher Reaktionen.»

Michel Roggo findet es schade, dass sich die Sensler nicht mehr für ihren Fluss wehren. Eigentlich wüssten sie nämlich um dessen Wert. «So viele Leute halten sich im oder am Fluss auf, baden, fischen, bräteln ihre Cervelat.»

Das Beispiel der geplanten und am Protest der Bevölkerung gescheiterten Funkantenne auf dem Moléson sollte seiner Meinung nach im Sensebezirk Schule machen. «Wir Sensler vertrauen viel zu stark auf die Behörden, die Obrigkeit. Wir denken, ‹die wissen schon, was sie tun›. Die althergebrachte Haltung, sich zu ducken und zu schweigen, ist immer noch in den Köpfen drin.»

Alles ist vernetzt

Etwas Verständnis hat Michel Roggo aber doch für die Haltung der Sensler: «Alles ist so kleinräumig und vernetzt, man will den Nachbarn nicht auf die Füsse treten oder gar die Arbeitsstelle riskieren. Und noch absurder ist, dass die Stromgesellschaften im Kanton Freiburg von den gleichen Leuten kontrolliert werden, welche die Bewilligung für Wasserkraftwerkprojekte geben.» Der Druck der Energielobby auf die Exekutive sei gross. «Da ist es schwer, neutral zu bleiben.»

Michel Roggo an der Arbeit.Bild Aldo Ellena

Michel Roggo:Geduldig und neugierig

Die Flüsse auf der ganzen Welt stehen unter Druck», sagt Michel Roggo. Er muss es wissen, hat er sich doch in den letzten 30 Jahren als Fotograf vor allem mit Gewässern befasst. «Wenn es ums Wasser geht, mache ich alles, auch mich über 70 Meter zu einem unterirdischen See abzuseilen.» Im Winter macht er gerne Unterwasseraufnahmen, weil das Wasser sehr klar ist. Um die natürliche Komposition nicht zu zerstören, steht er am Ufer und hält seine Kamera an einer Stange ins Wasser. Oft ist er stundenlang unterwegs. «Man muss lernen, langsam zu arbeiten.»

In seinem neuesten Projekt porträtiert er 30 besondere Fliessgewässer auf der ganzen Welt; in dieser Bildergalerie ist auch die Sense zu finden. Zudem wird Michel Roggo im Schweizer Pavillon an der Weltausstellung 2012 in Korea eine Bilder-Serie präsentieren. Unter diesen ausgewählten Fotos, die die Schönheit der Schweiz repräsentieren, sind auch Bilder der Sense zu sehen, des «letzten ungebändigten Flusses der Schweiz».

«Man muss unvoreingenommen an ein Gewässer gehen», sagt er. «Bilder entstehen im Kopf.» Um gute Bilder machen zu können, müsse man eine Sensibilität für Schönheit entwickeln. «Die Neugier ist der Motor von allem», sagt Michel Roggo. Auch mit 60 Jahren habe er sich eine kindliche Neugier erhalten können. im

Weitere Informationen: www.roggo.ch

Serie

Wem gehört die Sense?

Die Sense hat dem Sensebezirk nicht nur seinen Namen gegeben, sondern ist auch Grenzfluss zwischen den Kantonen Bern und Freiburg. Sie schlängelt sich von Zollhaus bis nach Laupen, mal im breiten Kiesbett, mal zwischen steilen Felswänden durch. In einer Serie beleuchten die FN die teilweise unvereinbaren Ansprüche, die in Bezug auf den Fluss vorhanden sind: Sie ist beliebtes Naherholungsgebiet, Umweltschützer möchten die Auenlandschaft so stark wie möglich unter Schutz stellen und Energieproduzenten sehen die Sense als guten Standort für ein Kleinwasserkraftwerk. im

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