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Die Sense produziert vorerst keinen Strom

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Nach dreieinhalb Jahren Planung hat der Berner Energiekonzern BKW das Konzessionsgesuch für sein geplantes Kleinwasserkraftwerk an der Warmen Sense bei Zollhaus noch immer nicht eingereicht. Und er wird es auch in nächster Zeit nicht tun. Denn wie die FN in Erfahrung brachten, stellt die BKW das Projekt Zollhaus vorerst zurück.

«Es wird hinsichtlich allfälligem Verbesserungspotenzial überprüft, welches die Akzeptanz und die Bewilligungsfähigkeit erhöhen könnte», hält Murielle Clerc, Stellvertretende Leiterin Medienkommunikation bei der BKW, in einer schriftlichen Antwort fest. Die BKW verfolge gegenwärtig zahlreiche interessante Wasserkraftprojekte. «Da nicht alle Projekte gleichzeitig realisiert werden können, konzentrieren wir uns prioritär auf diejenigen mit den besten Realisierungschancen», so Clerc.

Dazu gehört das Projekt an der Warmen Sense anscheinend nicht. Es stiess auf starken Widerstand in Umweltschutzkreisen, vor allem beim WWF Schweiz. Der Umweltschutzverband argumentiert, die Sense sei einzigartig und einer der wertvollsten Alpenflüsse überhaupt. Dies zeige die Studie von WWF Deutschland vom November 2011, welche die Sense als natürlichsten Alpenfluss Europas einstuft (die FN berichteten). Der WWF will verhindern, dass die unterhalb des geplanten Kraftwerks liegenden Abschnitte der Sense beeinträchtig werden. Denn die Auenlandschaft von nationaler Bedeutung sei ein wichtiger Lebensraum für Fische oder auch Insekten.

Ein zu grosses Opfer

Über den neusten Entscheid der BKW zeigt sich WWF Schweiz erfreut, fordert aber noch mehr: «Der WWF würde es begrüssen, wenn die BKW das Projekt nicht nur zurückstellen, sondern es ganz einstellen würde», erklärt Mediensprecher Stefan Inderbitzin auf Anfrage. Der WWF verlange zudem, dass die Freiburger und Berner Kantonsbehörden aktiv werden und das Gebiet langfristig schützen. «Es gibt in der Schweiz genügend andere Standorte für Kleinwasserkraftwerke als an der Warmen Sense», sagt er. Der Verband hoffe auch, dass kein anderer Stromproduzent sich dem Projekt bei Zollhaus annehme. «Die Sense ist zu wertvoll, um sie der Stromproduktion zu opfern», betont Stefan Inderbitzin.

«Die Vernunft siegt»

Auch die Fischer freut die vorläufige Zurückstellung des Projekts. «Tipptopp», so Roland Müllers Reaktion auf die Neuigkeit. Der Präsident des Fischereivereins Plaffeien-Schwarzsee betont, dass der Verein gegen den Bau des Kraftwerks sei. So habe die BKW den Fischern zwar eine Restwassermenge zugesichert, diese sei jedoch auf das ganze Jahr berechnet und würde wohl zu gewissen Zeiten nicht ausreichen, so Müller.

Auch Franz Engel aus Düdingen, Fischer und Mitglied des Deutschfreiburger Fischereivereins, ist erleichtert. «Offensichtlich siegt die Vernunft», sagt der Naturfreund und Kenner der Sense. Der Eingriff in die Natur, den das Kleinwasserkraftwerk bewirken würde, sei in keinem Verhältnis zum Gewinn, findet er.

Es hat bereits Schwellen

Das 5,5-Millionen-FrankenProjekt der BKW sieht vor, mittels eines Kleinwasserkraftwerks im Flussabschnitt zwischen der Geissalpbrücke und der Industriezone von Zollhaus Strom für 400 Haushalte zu produzieren. In diesem Gebiet gibt es bereits 18 Schwellen, von denen die meisten für die Fische unüberwindbar sind. Das Turbinenhaus soll auf dem Boden der Holz Zollhaus AG gebaut werden.

Landbesitzer Werner Wyss will in Zollhaus ein Zentrumfür erneuerbare Energien schaffen. Mit seinem Teil der Projekte sei er auf Kurs: Die Solaranlage mit 1460 Quadratmetern Panelfläche, die Strom für 67 Haushalte produziert, werde noch dieses Jahr in Betrieb genommen. Im nächsten Jahr saniere die Holz Zollhaus AG zudem die Heizanlage, die mit Restholz betrieben werde und ebenfalls Strom produziere. Deshalb sei der Entscheid der BKW, das Projekt zurückzustellen, ein herber Rückschlag für ihn, sagt Werner Wyss. «Ich bin sehr enttäuscht, aber ich gebe nicht auf.»

Forderungen gestellt

Ein erstes Vorgutachten der kantonalen Ämter zum Projekt der BKW war negativ ausgefallen (die FN berichteten). Die BKW legte in der Folge ein zweites Projekt für die Warme Sense vor, das im Juli 2013 vom Bau- und Raumplanungsamt ein positives Gesamtgutachten erhalten hatte, wie dessen Pressesprecherin Corinne Rebetez erklärt. Doch auch dieses stelle Umweltschutzforderungen, welche die BKW erfüllen müsse, wolle sie das Projekt fortführen.

Murielle Clerc von der BKW erklärt, dass die Realisierungschancen eines Projekts nicht nur von der Bewilligungsfähigkeit, sondern auch von der Wirtschaftlichkeit abhängen würden. Diese könnten sich im Laufe des Verfahrens durch Auflagen und zusätzlicheAnforderungen verschlechtern.Deshalb könne sie nicht sagen, ob das Projekt unter Umständen ganz aufgegeben werde und wie die zeitliche Prognose aussehe. Wird die BKW auch vom Entscheid des Bundesrates beeinflusst, der aufgrund der Energiestrategie 2050 für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) bei Kleinwasserkraftwerken eine Untergrenze einführen will? «Die Frage der KEV wird von Wasserkraftwerk zu Wasserkraftwerk individuell angeschaut», so Murielle Clerc.

Energiewandel: «Der Druck ist gross»

D er Entscheid des Berner Energiekonzerns BKW, das Atomkraftwerk Mühleberg bereits 2019 vom Netz zu nehmen (FN vom 31. Oktober), verdeutliche einmal mehr, wie wichtig die Förderung erneuerbarer Energien sei, sagt Werner Wyss, auf dessen Boden das Turbinenhaus des Kleinwasserkraftwerks in Zollhaus zu stehen kommen sollte. Wyss setzt sich für die Realisierung des Projekts ein und erwartet diesbezüglich klare Richtlinien vom Kanton.

An Windpark festhalten

Der Druck sei gross, neue erneuerbare Energien zu produzieren und die Energiepolitik 2050 so rasch als möglich umzusetzen, sagt der Freiburger Energiedirektor Beat Vonlanthen. Zu den benötigten Energiequellen ge höre auch die Wasserkraft. Der Freiburger Staatsrat habe den Bundesrat aber immer in seiner Strategie unterstützt, mit Kleinwasserkraftwerken zurückhaltend umzugehen, sagt Vonlanthen. Den Beschluss der BKW, das Projekt Zollhaus vorerst zurückzustellen, nehme er zur Kenntnis. «Aber wenn wir den Energiewandel schaffen wollen, müssen wir auch neue Energien zuführen», so der Staatsrat. Am Projekt des geplanten Windparks auf dem Schwyberg, gegen den die Einsprachen immer noch vom Kantonsgericht behandelt werden, halte er nach wie vor fest. ak

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