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«Die Situation ist völlig anders als vor 14 Jahren»

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Autor: Lukas Schwab

Freiburg Von aussen wirkt auf dem Areal der Brauerei Cardinal in Freiburg auf den ersten Blick alles normal. Spätestens am Eingangstor wird aber klar, dass es kein Dienstag wie jeder andere ist: Securitas-Leute kontrollieren rigoros jeden, der das Brauereiareal betreten will. Wer sich nicht als Angestellter oder Lieferant ausweisen kann, wird freundlich, aber bestimmt weggeschickt.

«Schock und Jammer»

Drinnen sind die Angestellten trotz angekündigter Schliessung der Brauerei per Juni 2011 an der Arbeit. Erst kurz vor zwölf tauchen Angestellte auf dem Weg in die Mittagspause vor der Brauerei auf. «Es ist ein Schock und ein Jammer», sagt Jean-Daniel Jorand, Gabelstaplerfahrer bei Cardinal. Gemeinsam mit allen anderen Mitarbeitern wurde er morgens um sieben Uhr an einer kurzfristig einberufenen Sitzung über die Schliessung informiert. Man habe damit gerechnet, dass das früher oder später geschehen würde, sagt der 58-Jährige, «dass es so schnell ging, war aber eine Überraschung.»

«Wir müssen damit leben»

Wie es mit ihm persönlich weitergeht, weiss Jorand noch nicht. «Aber in meinem Alter dürfte es schwierig sein, eine neue Stelle zu finden.» Dennoch wisse er nicht, ob er allenfalls ein Stellenangebot bei Feldschlösschen in Rheinfelden annehmen würde. «Ich spreche kaum Deutsch und habe hier ein Haus, das ich nicht aufgeben möchte», erklärt er.

Etwas anders sieht das der 58-jährige Bierbrauer André Clement. Er kann sich einen Wechsel des Arbeitsortes durchaus vorstellen: «Ich bin flexibel», erklärt er. Ein Bierbrauer bleibe ein Bierbrauer, egal wo. Bezüglich der Schliessung verspürt Clement nicht Wut, sondern eher Abscheu. «Aber wir müssen damit leben», sagt er. In einem globalen Wirtschaftssystem laufe es halt so, dass bei einer Überproduktion reagiert werde.

René Fragnière, Präsident der Personalkommission von Cardinal, ist einer der 18 Mitarbeiter, die vorzeitig pensioniert werden. «Aber für die restlichen 57 Angestellten werde ich kämpfen», erklärt er. Er sei wie alle anderen normal zur Arbeit gegangen und habe erst an der Sitzung um sieben Uhr von der Schliessung erfahren. «Niemand wusste im Voraus etwas, es wurde absolut geheim gehalten», sagt er. Die ersten Reaktionen des Personals seien sehr ruhig ausgefallen. «Aufgrund der kurzfristigen Information waren wohl die meisten sehr überrascht und schockiert», sagt Fragnière.

Umfeld hat sich verändert

Mit Demonstrationen wie im Jahr 1996, als Tausende gegen die drohende Cardinal-Schliessung auf die Strasse gingen, rechnet Fragnière nicht. «Die Situation ist völlig anders als vor 14 Jahren», sagt er. Das Personal sei älter geworden, und die Brauerei gehöre heute zu einem internationalen Grosskonzern. Zudem glaubt er nicht, dass die Politik sich so stark für Cardinal einsetzen wird wie damals. «Das wirtschaftliche und das politische Umfeld haben sich stark verändert», sagt er. Zudem sei seit Jahren klar gewesen, dass eine Verlagerung des Produktionsauftrags der Carlsberg-Gruppe ins Ausland das Ende von Cardinal bedeuten könnte. «Aber es ist unglaublich schade, wir haben gute Arbeit geleistet und waren eine spezielle Brauerei.»

Arbeitsplätze in der Region

Laurent Pillonel, Logistiker und Mitglied der Personalkommission, wurde von seiner Frau, die die Nachricht im Radio gehört hatte, über die Schliessung informiert. «Ich hatte frei und wurde nicht benachrichtigt», sagt der 39-Jährige. Er erinnert sich noch gut an die Demonstrationen von 1996. «Damals war ich jung und habe für Cardinal gekämpft», sagt er. Heute sehe die Situation anders aus: «Es sind alle 14 Jahre älter, viele stehen kurz vor der Pension.» Zudem sei die Belegschaft von damals rund 200 auf heute 70 Mitarbeiter geschrumpft.

Pillonel hofft deshalb in erster Linie, dass für alle Mitarbeiter eine Lösung gefunden wird. «Wichtig wäre es, Stellen in der Region anzubieten», sagt er. Ein Umzug nach Rheinfelden sei für viele schwierig. «Auch ich müsste mir das gut überlegen.»

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