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«Die Sozialhilfe ist das letzte Auffangnetz»

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Urs Kolly hat von 1995 bis 1999 den Sozialdienst der Gemeinde Schmitten geleitet und war in den letzten 17 Jahren Leiter der Berufsbeistandschaft des Sense-Unterlandes mit einem Einzugsgebiet von rund 22 000 Einwohnern. Zeit für einen Wechsel, auch wenn ihm die Arbeit im Sensebezirk immer gefallen habe, sagt der neue Leiter der Sozialdienste Worb im Gespräch mit den FN.

 

 Urs Kolly, Sie wechseln den Ort, aber nicht den Fachbereich. Was gefällt Ihnen an der Arbeit in der Berufsbeistandschaft?

Mir gefällt vor allem die Vielfältigkeit. Das Begleiten von Personen, die schutzbedürftig sind, ist sehr abwechslungsreich. Kein Tag gleicht dem anderen. Die Hilfestellungen sind sehr breit gefächert und stellen Bereiche im gesamten Leben eines Menschen dar. Diese enorme Spannweite ist sehr bereichernd und spannend. Besonders gefallen haben mir auch die rechtlichen Aspekte unter anderem im Bereich der Sozialversicherungen und der sozialen Sicherheit. Dieses Aufgabengebiet ist sehr komplex. Es ist spannend zu sehen, wie die verschiedenen Bereiche ineinandergreifen und wie die Verknüpfungen funktionieren.

 

 Sie haben in Ihrem Berufsalltag oft mit Schicksalsschlägen zu tun. Haben diese Begegnungen auch Ihr eigenes Leben geprägt?

Ich habe erfahren, dass viele Personen nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und durch irgendwelche Umstände nun auf Hilfe angewiesen sind. Ich war oft beeindruckt, mit welcher Kraft und welchem Optimismus sie den Alltag bewältigen und sich trotz der Umstände am Leben freuen. Die Gespräche und Begegnungen mit Klienten und Klientinnen haben mich bereichert und oft mit grosser Bewunderung erfüllt. Bei meiner Masterausbildung hat uns ein Dozent den folgenden, für mich prägenden Satz mitgegeben: «Berufsbeistände sind Glücksbringer.» Oft ist es mir gelungen, etwas zum Glück der betreffenden Personen beizutragen, manchmal auch nicht.

 

 Auf der einen Seite die Not der Menschen, auf der anderen Seite finanzielle Zwänge–wie haben Sie diesen Spagat erlebt?

Klar spüren wir den finanziellen Druck, wenn betreute Personen auf finanzielle Sozialhilfe angewiesen sind. Ich habe auch Verständnis für die Situation der Gemeinden und des Staats. Die Sozialhilfe ist das letzte Auffangnetz. Wer diese Hilfe bezieht, hat keine anderen Möglichkeiten mehr, sein Einkommen eigenständig zu erwirtschaften. Ich habe in all den Jahren nie erlebt, dass die Gemeinden das Geld leichtfertig ausgeben. Bevor eine Person finanzielle Hilfe beanspruchen kann, machen die Sozialdienste umfassende Abklärungen. Die Entscheide werden schlussendlich durch die Sozialkommissionen verabschiedet.

Manche Klienten der Berufsbeistandschaft sind schwierig im Umgang, sprechen gar Drohungen aus. Haben Sie sich je bedroht gefühlt?

Nein, zum Glück nicht. Ich denke, es ist wichtig, die betreuten Personen gut und offen aufzuklären und in die verschiedenen Prozesse einzubeziehen, damit sie nachvollziehen können, warum zum Beispiel Kürzungen von Budgets erfolgen. Können die betreuten Personen dies verstehen, fühlen sie sich eher verstanden und müssen keine Drohungen aussprechen, um sich Gehör zu verschaffen.

 

 Haben Sie das Gefühl, dass die schwierigen Fälle zunehmen? Warum?

Es ist offensichtlich, dass der Spardruck der öffentlichen Hand immer grösser wird. Wenn die Sozialversicherungen sparen müssen, geben sie diesen Spardruck nach unten weiter. Dass diese Situation den betreuten Personen Angst machen kann, liegt auf der Hand, denn oft geht es um ihre Existenz. Diese Angst kann für diese Personen sehr belastend sein.

 

 Und wie belastend ist Ihre Arbeit? Gab es schlaflose Nächte?

Die Arbeit ist anspruchsvoll und von vielen Faktoren geprägt. Oft müssen wir in kurzer Zeit verschiedene und tragfähige Lösungen finden und Entscheide treffen. Dies erfordert eine stete Präsenz und gute Dossierkenntnis. Ich hatte einige teils schlaflose Nächte. Ich hatte aber auch das Glück, in einem kompetenten Team und mit guten Kollegen im Sensebezirk zusammenarbeiten zu dürfen. Dieser gegenseitige Austausch und die Unterstützung haben sicher dazu beigetragen, dass sich die schlaflosen Nächte in all den Jahren an einer Hand abzählen lassen.

Gemeinden: Neuer Verband war Meilenstein

D ie dritte Delegiertenversammlung des Gemeindeverbandes Berufsbeistandschaft Sense-Unterland am Donnerstagabend in Überstorf stand im Zeichen des Wechsels. Zum Ende der Legislatur war es nicht nur für Präsidentin Isabelle Davet Burri, sondern auch für andere Vertreter von Bösingen, Düdingen, Überstorf, Wünnewil-Flamatt und Schmitten das letzte Treffen. Zugleich verabschiedete der Verband den scheidenden Stellenleiter Urs Kolly und begrüsste seinen Nachfolger Elmar Boschung.

Bis letztes Jahr wurde die Berufsbeistandschaft im Unterland mit einer Vereinbarung geregelt; am 24. Juni 2015 erhielt die Zusammenarbeit in Form eines Gemeindeverbandes eine neue rechtliche Basis. Urs Kolly bezeichnete diesen Entscheid im Jahresbericht als Meilenstein, der sechs Jahre Vorbereitung bedurfte. Weiter hielt er fest, dass Öffentlichkeitsarbeit, etwa in Form von Vorträgen, in seinem Amt immer wichtiger geworden sei. «Viele Leute wissen gar nicht, was wir machen.» Es herrsche Aufklärungsbedarf, um das Verständnis zu fördern.

217 Dossiers geführt

Die Berufsbeistandschaft Sense-Unterland hat im Jahr 2015 217 Dossiers geführt, das sind etwa gleich viele wie im Vorjahr. Die vier Berufsbeistände (300 Stellenprozente) haben insgesamt 32 neue Dossiers eröffnet, 18 weniger als im Jahr 2014. «Doch sagt dieser Vergleich nicht alles aus: Einige Dossiers geben sehr wenig zu tun, an anderen arbeitet man fast jeden Tag», so Urs Kolly. Die Delegierten haben zudem die Betriebsrechnung 2015 für das zweite Semester genehmigt. Der Überschuss des ganzen Betriebsjahrs von rund 64 000 Franken wird den Gemeinden rückver- gütet. im

Zur Person

17 Jahre bei der Berufsbeistandschaft

Urs Kolly ist 52 Jahre alt und lebt in Schmitten. Er hat von 1989 bis 1995 das Alters- und Pflegeheim Bachmatte in Oberschrot geleitet. Danach leitete er während sechs Jahren den Sozialdienst von Schmitten. Seit 1999 ist er Stellenleiter und Berufsbeistand der Berufsbeistandschaft Sense-Unterland mit Sitz in Schmitten. Er verfügt über einen Masterabschluss in Sozialarbeit und Recht. Urs Kolly sass für die SP von 2001 bis 2003 im Gemeinderat von Schmitten. Seine Nachfolge tritt der 48-jährige Elmar Boschung an.im

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