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Die spezielle Situation der Bäuerinnen

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Vor 50 Jahren sah die Situation einer Bäuerin etwa so aus: Sie hatte viele Kinder, wohnte im selben Haus wie die Schwiegereltern, bekochte neben der ganzen Familie auch noch die Angestellten und half oft im Stall oder auf dem Feld aus. Heute sind die Bauersfamilien meist nicht viel grösser als andere Familien, die verschiedenen Generationen wohnen nicht mehr unter demselben Dach, Angestellte haben nur noch wenige und der grösste Teil der Bäuerinnen hat eine Ausbildung und arbeitet Teilzeit ausserhalb des Hofes.

Die beiden Situationen sind natürlich generalisierend und korrespondieren nicht mit dem Alltag vieler Bäuerinnen–in der Tendenz stimmen die Bilder jedoch, wie Eva Flückiger, Beraterin am landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve, sagt. Seit 50 Jahren bietet das Institut hauswirtschaftliche Beratung und Weiterbildung für Bäuerinnen. Gestern feierte das Institut das Jubiläum mit dem «Tag der Freiburger Bäuerinnen». Genauso wie sich die Rolle und Situation der Bäuerinnen verändert hat, hat sich in all den Jahren auch die Beratung gewandelt.

Den Frauen etwas bieten

«Freiburg hat damals einen grossen Effort gemacht», sagt Flückiger. Denn das landwirtschaftliche Institut habe nicht nur den Männern etwas bieten wollen, sondern auch den Frauen. Keine Selbstverständlichkeit zu jener Zeit.

Zu Beginn lagen die Schwerpunkte der Beratung gemäss Eva Flückiger bei Themen wie Arbeitsrationalisierung, Hygiene, Einrichtung des Hauses oder der Ernährung. «Damals kamen beispielsweise die Tiefkühler auf, also gab es Kurse zum Tiefkühlen», erzählt Flückiger. Ein anderer Kurs habe sich dem Thema des kalorienarmen Kochens gewidmet.

Heute gibt es immer noch Kurse zu Kochen und Haushalt. Grosse Themen sind aber beispielsweise die Direktvermarktung oder der Agrotourismus. «Wir beraten Frauen oft, wie sie beispielsweise einen Laden auf dem Hof einrichten können, welche Preise sie für welche Produkte verlangen können und welche gesetzlichen Schritte dafür notwendig sind», sagt Flückiger. Bei Agrotourismus geht es etwa um das Führen eines Bed and Breakfast oder um Schlafen im Stroh. Es komme auch immer wieder vor, dass die Frauen einen Betriebszweig aufbauen oder übernehmen. «Sie erarbeiten sich so Unabhängigkeit», so Flückiger.

Eine spezielle Situation

Obwohl 60 Prozent der Bäuerinnen heute Teilzeit ausserhalb arbeiten und ihr Leben «wie bei jeder anderen Frau auch ist», bleibe ihre Situation speziell, sagt Flückiger. «Sie werden fast immer Bäuerin aus Heirat.» Viele hätten selbst keinen landwirtschaftlichen Hintergrund. Ihre Situation sei jedoch auch aufgrund des juristischen Status, des Lohnes und der Altersvorsorge besonders: Oft ist die Arbeit einer Bäuerin auf dem Hof nicht bezahlt und sie hat keine Pensionskasse (siehe auch Kasten). In den allermeisten Fällen gehört der Hof dem Mann. «Hier besteht grosser Aufholbedarf, allerdings hat sich in den letzten Jahren schon viel verbessert», sagt Flückiger.

Weitere Schwierigkeiten, welche die Bäuerinnen in der Beratung gemäss Flückiger nennen, ist die ständige Verfügbarkeit, die verlangt wird. «Die Frau macht das Mittagessen auf 12 Uhr bereit, der Mann kommt aber erst um 12.30 Uhr. Das kann ärgerlich sein.» Auch das Zusammenleben der Generationen oder die Unmöglichkeit von Ferien stellten immer wieder Probleme dar. «Die Ansprüche der Bäuerinnen haben sich verändert.» Gleichzeitig hätten Bauern noch stärker als andere Männer das traditionelle Rollenbild im Kopf. «Wir bieten beispielsweise den Landwirten in Ausbildung einen freiwilligen Kurs in Hauswirtschaft. Er ist sehr schlecht besucht», sagt Eva Flückiger.

Doch, und das ist Flückiger wichtig, die heutigen Bäuerinnen würden auch viel an ihrer speziellen Situation schätzen: «Sie erachten ihre Wohnlage auf dem Land als privilegiert, ihnen gefällt die Verbundenheit zu Natur und Tier und der Familienzusammenhalt.» So würden die Frauen beispielsweise auch schätzen, dass die Kinder den Vater öfters sehen als andere. «Und die Scheidungsrate in Bauersfamilien liegt deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt.»

Eva Flückiger. Bild Vincent Murith

Lohn: Gemeinsames oder geteiltes Einkommen?

S oll ein Bauer seiner Frau einen Lohn bezahlen, wenn sie auf dem Hof mithilft, eventuell gar einen Hofladen führt und zusätzlich den ganzen Haushalt erledigt? Natürlich mögen da viele in einer ersten Reaktion denken. Dass dies aber nicht immer Sinn macht, zeigte Tobias Anliker, Betriebsberater am landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve, gestern am Tag der Bäuerinnen auf.

Ein geteiltes Einkommen oder eine Lohnzahlung kann sich zum Nachteil der Frau und des Mannes auswirken – wenn das Einkommen insgesamt tief ist. Teilt sich das Paar beispielsweise das Einkommen hälftig auf, dann ist es möglich, dass der Mann bei einer Invalidität eine sehr kleine Rente erhält, da diese aufgrund seines Einkommens berechnet wird. Bei Invalidität der Frau hingegen erhält sie nicht mehr, als wenn sie keinen Lohn erhalten würde, da ihr Einkommen bei einer Teilung ebenfalls klein ist.

Die Einkommensaufteilung sei meist nur bei hohen Einkommen vorteilhaft, so Tobias Anliker. Er rief die Frauen dazu auf, ihre Situation gut abzuklären und sich beraten zu lassen. «Jeder Fall ist anders, es gibt keine generellen Antworten und Ratschläge», sagte er.

Heikle Situationen

Gemäss Anliker kann es finanziell in vier Situationen heikel werden für die Bäuerinnen: Bei Schwangerschaft, Krankheit/Unfall, Invalidität und Tod des Ehemannes. Auch hier sei es wichtig, dass die Ehepaare die Versicherungen gut überprüften. Finanziell weniger problematisch sind laut Anliker Scheidungen und die Pension.

2700 Betriebe, 220 Kurse

Im Kanton Freiburg gibt es aktuell rund 2700 Bauernbetriebe. Das Institut Grangeneuve bietet pro Jahr 220 halbtägige Kurse in der hauswirtschaftlichen Beratung und Weiterbildung an. Geführt werden die Kurse von sechs Beraterinnen, Leiterin ist Irène Lüthi. mir

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