Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Technik der Sechziger

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gestern Abend vor fünfzig Jahren klatschten Neill, Buzz und Edwin um 18.15 Uhr Freiburger Zeit in den Pazifischen Ozean. Ferdinand Magellan gab dem grössten Meer der Erde 1519 diesen Namen, nachdem es ihm als Erstem gelungen war, den amerikanischen Kontinent mit dem Schiff zu durchqueren. Nach den Stürmen an der Südspitze Amerikas kam ihm der Pazifik still und friedfertig vor, pazifisch eben.

 

Doch Magellan unterschätzte den Pazifik gewaltig. Nicht nur ist er die Brutstätte von mehr als der Hälfte aller tropischen Wirbelstürme, er ist auch riesig, was übermütige Kartografen gerne an den Rändern ihrer verzerrten Karten zu verstecken versuchen. Ein Flug von Los Angeles nach Taiwan dauert über 13 Stunden, und überquert nie Land. Magellan brauchte für seine Reise sogar beinahe vier Monate oder zwanzig Mal so lang, wie er dachte. Spätestens nach der letzten Ration des bereits verwurmten Zwiebacks war es auch unter seiner Besatzung mit der Friedfertigkeit vorbei.

 

Das wahre Meer der Ruhe liegt auf dem Mond. So benannt hat es Giovanni Battista Riccioli 1519, als man noch davon ausging, dass es dort Wasser geben würde. Wasser haben Neil und Buzz nicht gefunden, als sie in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 dort herumspazierten. Dafür aber auf alle Fälle absolute Ruhe im lunaren Vakuum – mal abgesehen von der ständigen Unterhaltung aus Houston.

Aber alleine konnten sich die tollkühnen Piloten ausserhalb ihrer fliegenden Blechtrommel bestimmt nicht gefühlt haben: Mehr als 600 Millionen Menschen haben jeden ihrer Schritte live vor dem Fernseher verfolgt. Nicht wenige haben ihren ersten Fernseher wohl extra für diesen Moment gekauft: der erste Mensch auf einem anderen Himmelskörper! Nie mehr hat eine technische oder wissenschaftliche Sendung mehr Zuschauer erreichen können als die Eröffnung einer Sommerolympiade. Auch wenn sich an Letztere wohl kaum jemand nach 50 Jahren noch erinnert.

 

Das Gehüpfe im feinen Trabantensand war aber auch ein teurer Spass, hat doch das gesamte Apollo-Programm damals rund 1,7 Prozent des Bruttosozialprodukts der USA verschlungen. Das entspricht etwa dem, was sich die Schweiz ihren Gotthard-Basistunnel kosten liess. Wie Ali G. in seinem legendären Interview mit Buzz festhält, ist jetzt aber immerhin bewiesen, dass der Mond tatsächlich existiert. Und dank der Weltraumeuphorie ­jener Zeit wurde meine Kindheit mit gefrorenem Zuckerwasser in Raketenform versüsst. Auch war ich eines der Millionen von Kindern, die mindestens einmal in ihrem Leben davon geträumt haben, Astronaut zu werden. Das war noch vor meiner ersten Achterbahnfahrt.

 

Ob sich das Weltgeschehen dramatisch anders entwickelt hätte, wenn noch nie jemand auf dem Mond gewesen wäre, weiss ich nicht. Aber was mir niemand nehmen kann, ist das gute Gefühl zu wissen, dass, wenn viele Menschen mit Begeisterung und Überzeugung zusammenarbeiten, auch Ziele erreicht werden können, die noch fünfzig Jahre danach begeistern. Oft wünsche ich mir, wir würden unsere aktuellen Probleme auch mit dem kollektiven Optimismus jener Zeit angehen. Man mag mich technikgläubig schimpfen. Aber ich bezweifle, dass die aus jeder Ecke plärrende Früher-war-alles-besser-Nostalgie uns jemals vor den Bildschirmen vereinen wird aus Stolz über unsere Spezies. «Für einen unbezahlbaren Moment in der gesamten Geschichte der Menschheit», sagte Nixon während seines kurzen Telefonats mit Neil auf dem Mond, «sind alle Leute der Erde vereint: vereint im Stolz auf das von Euch Erreichte und vereint in unserem Gebet, dass Ihr sicher auf die Erde zurückkehren werdet.» Sie kehrten zurück.

Daniel Wegmann ist Professor für Bioinformatik an der Universität Freiburg und entwickelt statistische Verfahren, um evolutive und ökologische Prozesse aufgrund grosser Datensätze zu beschreiben. Er hat in Bern und den USA studiert und ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die regelmässig naturwissenschaftliche Themen bearbeitet.

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema