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Die unerhörte Grundidee von Charles Lewinsky in «Andersen»

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Einer erwacht, und irgendetwas stimmt nicht. Hat man mich gefasst, fragt er sich? Stecke ich in Dunkelhaft? Eher in «Ekel-Haft»–diese gequälten Schreie und die knatternden Fürze, die er sich im Finsteren anhören muss. Es ist dann doch ganz anders als gedacht. Den Vorsatz «Ich werde immer Andersen bleiben. Andersen und niemand anderes» muss er fallen lassen.

Zwei Perspektiven

Was in Charles Lewinskys neuem Romand «Andersen» folgt, ist eine Kindheit aus zwei grundverschiedenen Perspektiven. Auf der einen Seite berichtet der frühreife, hochintelligente, auf sachliche Art brutale Bub Jonas, auf der anderen Seite sein Vater Arno, ein einfach gestrickter, zartfühlender Computerfachmann, ein Softie, wie man früher sagte.

Wie in doppelter Verpackung steckt in den Erzählungen von Vater und Sohn die Seele eines über hundert Jahre alten Mannes, eines höchst unsympathischen Manipulators–oder besser Dompteurs: Denn er versteht Menschen wie Hunde zu dressieren.

Das will er auch mit einem Verwandten tun. Doch dieser erweist sich als mehr: als Seelenverwandter. Erstmals im Leben entwickelt der Manipulator Zuneigung, ja Liebe. Er lässt deshalb die Zügel, die er sich selbst angelegt hat, schleifen–mit ganz grausamen Folgen.

Fruchtbare Irritationen

 Lewinsky ist ein Meister der Verzögerungstaktik. Immer wieder streut er kleine Irritationen ein, die sich erst viel später deuten lassen. Und obwohl der Protagonist sich dauernd selbst erklärt, lässt die Spannung über fast 400 Seiten keinen Moment nach. Der Mann hat einen genauen Plan, aber man kann ihm noch so brav bei Fuss folgen; wohin die Wanderung führt, errät man nicht. Der Schluss ist ein Schock.

Das pure Gegenteil

Als gewiefter Drehbuchautor («Fascht e Familie», «Fertig Lustig») beherrscht Charles Lewinsky Rollenprosa wie nur wenig andere: Die Sprachen von Arno und Jonas passen den beiden Charakteren wie Massanzüge, als wären sie von verschiedenen Personen geschrieben worden. Man könnte allenfalls bemängeln, dass jeder das pure Gegenteil des anderen ist–das wirkt mitunter etwas schematisch.

Dennoch: «Andersen» ist eines jener Bücher, die einen traurig machen, weil man weiss, sie gehen irgendwann zu Ende. sda

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