Seit letztem Freitag ist es formell: Das Rektorat der Universität Freiburg hat dem Staatsrat einen Antrag für eine Erhöhung der Einschreibegebühren zugestellt. Gemäss den Informationen, die dem Rektorat zur Verfügung stehen, will der Staatsrat den Entscheid über die Studiengebühren zusammen mit dem Abschluss einer neuen Zielvereinbarung fällen. Wie Marianne Meyer Genilloud, Kommunikationsverantwortliche der Erziehungsdirektion, gegenüber den FN sagte, haben bisher weder die Direktion noch der Staatsrat einen Entscheid getroffen. Dies soll aber bis in drei Wochen geschehen.
Die Uni-Rektorin Astrid Epiney informierte am Dienstag in einem Schreiben an die Universitätsgemeinschaft über die geplante Gebührenerhöhung (die FN berichteten). Das Schreiben ging an die rund 14 000 Studierenden und Angestellten der Uni. Letztmals hatte die Rektorin nach ihrem Amtsantritt ein solches Rundschreiben verschickt. Im Schreiben erklärt sie, dass die anvisierte Erhöhung sowohl inländische und ausländische Studierende als auch Doktorierende betrifft. Finanziell schlecht gestellten Studierenden biete die Universität ausserdem wie bisher eine gezielte Unterstützung an, die bis zum Erlass der Einschreibegebühren gehen könne.
Gemäss dem Antrag des Rektorats sollen die Gebühren von heute 655 Franken auf bis zu 855 Franken ansteigen. Damit würde sich die Freiburger Universität in der Grössenordnung derjenigen von Bern, Basel und Luzern bewegen. Dank tieferen Lebenshaltungskosten wäre ein Studium in Freiburg gesamthaft aber immer noch billiger als an gebührengünstigeren Orten wie Lausanne oder Genf.
Kanton zahlt 15 Millionen mehr
Den geplanten Schritt begründet Astrid Epiney im Schreiben wie folgt: «Die Erhöhung soll dazu beitragen, die im Rahmen der vom Senat genehmigten Mehrjahresplanung 2018–2022 als prioritär eingestuften Entwicklungsziele umzusetzen.» Zu diesen Zielen zählt die Rektorin die Erweiterung des Studienangebots, die Verbesserung der Betreuungsverhältnisse oder die Sicherung der Dienstleistungen zugunsten der Studierenden und der wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie die Erhaltung einer zeitgemässen Infrastruktur. Die Realisierung dieser Zielsetzungen werde vom Rektorat und vom Senat für die Wahrung der Attraktivität und für die Positionierung der Universität auf nationaler und internationaler Ebene als notwendig erachtet.
Die Rektorin weist im Schreiben an die Universitätsgemeinschaft auch darauf hin, dass nicht nur die Studierenden mehr zahlen müssten, sondern dass auch der Kanton seinen Beitrag an die Uni erhöhen werde. In einem Grundsatzentscheid habe der Staatsrat nämlich beschlossen, den jährlichen kantonalen Beitrag von derzeit 95 Millionen Franken bis 2022 sukzessive auf 110 Millionen Franken pro Jahr zu erhöhen. Diese Erhöhung sei in der Finanzplanung 2018–2022 so vorgesehen. Der Staatsrat wird sein Legislaturprogramm und die Finanzplanung am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellen. Die Erziehungsdirektion bestätigte diese Erhöhung gegenüber den FN noch nicht.
Markante Budgeterhöhung
Derzeit beträgt das Budget der Universität Freiburg 215 Millionen Franken. Wie Astrid Epiney auf Anfrage der FN sagte, machen die Einschreibegebühren vier bis fünf Prozent davon aus, also knapp zehn Millionen Franken. Und dieser Betrag dürfte sich um knapp einen Drittel erhöhen.
«Er macht nur einen Bruchteil am ganzen Budget aus», so Epiney. «Man muss diesen Betrag im Verhältnis zu dem sehen, was ein Studium nach derzeit geltenden Berechnungen kostet was und die Kantone pro auswärtigem Studierenden im Jahr bezahlen: je nach Studiengang 12 000 bis 50 000 Franken.» Nebst dem höheren Kantonsbeitrag und den höheren Studiengebühren hofft Astrid Epiney auch auf eine Zunahme anderer Einnahmen. Bis ins Jahr 2020 könnte das Budget der Universität um somit über zehn Prozent ansteigen.
Für die Uni-Rektorin entspricht die Suche nach zusätzlichen Mitteln somit auch einer gewissen Lastenverteilung. «Die Mittel kommen Projekten zugute, welche den Studierenden konkret helfen. Ich denke besonders an das derzeit schwierige Betreuungsverhältnis.»
Reaktion
Studierende fordern Ablehnung des Antrags
Zur geplanten Erhöhung der Einschreibegebühren an der Universität Freiburg hat sich nun auch die Allgemeine Studierendenschaft AGEF mit einer fünfseitigen «Information an alle Einwohner des Kantons Freiburg» zu Wort gemeldet. Das Schreiben enthält fünf Forderungen: dass der Kanton sein Budget und seinen Beitrag für die Universität noch einmal überdenkt; dass der Staatsrat den Antrag des Rektorats nicht in Betracht zieht; dass verschiedene soziale Hilfen für Studierende besser bekannt gemacht werden; dass das Rektorat durch konkrete Unterstützungsmassnahmen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung gewährleistet; und dass das Rektorat zu einer «kollegialen, konsensuellen und konsultativen Leitung» zurückkehrt.
Die Studierendenvertretung kreidet dem Rektorat an, es habe sich betreffend die geplante Gebührenerhöhung nicht mit ihr in Verbindung gesetzt. So habe es mit der Freiburger Tradition der Zusammenarbeit und des Dialogs gebrochen. In ihrem Brief habe Rektorin Astrid Epiney aber geschrieben, dass im Rahmen von universitätsinternen Konsultationen ein intensiver Austausch mit den Vertretungen der Studierendenschaft und der wissenschaftlichen Mitarbeitenden stattgefunden habe. Für die AGEF widerspricht die Gebührenerhöhung gar einer UNO-Konvention, gemäss welcher Hochschulunterricht jedermann gleichermassen entsprechend seinen Fähigkeiten zugänglich gemacht werden müsse.
«Man muss die Erhöhung im Verhältnis zu dem sehen, was die Kantone für die Studierenden bezahlen.»
Astrid Epiney
Rektorin Universität Freiburg