Freitagabend. In der Unterstadt herrscht reges Treiben. Viele Leute sind unterwegs, die Tische vor den Bars und Restaurants allesamt besetzt. An diesem Wochenende hat sich die Festivalorganisation Les Jeans das Ziel gesetzt, den Besuchern Musiker und Bands aus der Region vorzustellen und diverse Konzerte in den Kellern, Lokalen und Plätzen in der Altstadt anzubieten. Kurz vor Sonnenuntergang ertönen auf dem Klein-St. Johann-Platz die heimatlichen Klänge des Alphorn-Quartetts L’Echo du Fochaux. Das Quartier von heimischer Musik beschallt, dazu ein Cardinal – was will man mehr?
In der Goltgasse startet das nächste Konzert. Das Banshee’s ist allzeit spärlich beleuchtet, das Holz riecht nach Kaffeeklecksen, die Tische sind geziert von Guinness und Killkenny’s. Mir wachsen wohl bald schon rote Barthaare. Es ist eng, man zwängt sich durch die Leute und an der Bar vorbei. Bei einer kleinen Treppe gen Ende des irischen Lokals gelangt man in den Keller. Der Gig hat erst gerade begonnen, die Klänge locken Hörlustige an. Erst eine Handvoll Besucher bevölkern den kleinen Gewölbekeller, und doch scheint es schon voll. Es schmeckt nach dunklem Bier. Eine einfache Lichterkette beleuchtet dürftig, das reicht als Lichtshow. Zuvorderst die drei Musiker von Namaïga, neben ihnen türmen sich verschiedene Instrumente. Ein Synthesizer betört mit sphärischem und bizarrem Sound – bin ich da in einem irischen Keller oder in Stanley Kubricks «2001: Odyssee im Weltraum» gelandet? Die nächsten Stücke sind dann schon mehr nach meinem Gusto: Programmierte Schlagzeugrhythmen liefern träge Beats, die Gitarre spielt fernöstlich angehaucht, und die Sängerin verlockt mit einer hellen Stimme. Die drei Freiburger entpuppen sich als Trip-Hopper. Ein französisch gesungenes Portishead oder wie ein orientalisches Massive Attack. Das Trio jongliert mit ihren Instrumenten, von Mandoline zu Keyboard, zu DJ-Equipment oder Querflöte. Im Keller herrscht Stille, Musik wird genossen.
Die Meute tanzt
Im Spirale finden sich langhaarige Hippies und Jeansjackenträger mit Irokesen. Das Konzert von Papaya Fuzz steht an. Von Stille ist hier keine Rede. Das Punk-Trio liefert energiegeladenen Rock’n’Roll, doch anstatt wie Mia Wallace und Vincent Vega in Tarantinos «Pulp Fiction» tanzt die Meute hier ausschweifend und mosht sich glücklich. Ein schnelles und chaotisches Stück nach dem anderen wird im Surfabilly-Style gepoltert, der süchtigmachende und rabiate Lärm findet beinahe kein Ende. Glücklich und mit einem leichten Surren in den Ohren verlässt man das Jazzlokal.
Der Abend – eine hervorragende Gelegenheit, um die musikalischen Schätze der Musikszene von Freiburg kennenzulernen.