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Die Win-win-win-Lösung für Groupe E

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Nein, er könne es sich nicht erklären, räumte Groupe-E-Generaldirektor Dominique Gachoud ein, warum sich seine Vorgänger an der Spitze des Unternehmens–damals noch Freiburgische Elektrizitätswerke–für die heutige Lösung und gegen das Konzept von Ingenieur Hans Maurer entschieden. Dieser hatte im Jahr 1904 einen Stausee bei Schiffenen mit einer Verbindung in den Murtensee vorgeschlagen. Diesen Plan hat Groupe E nun hervorgeholt. «Wir brauchen die Erkenntnisse der Vergangenheit für ein Projekt der Zukunft», betonte Gachoud gestern vor den Medien.

Man kenne die Gründe für die Entscheidung damals nicht. Nachträglich erscheint Maurers Plan als die bessere Lösung. Er gehe davon aus, sagte Gachoud, dass man den Entscheid für das heutige Kraftwerk wohl aus der politischen und finanziellen Situation heraus verstehen müsse. Genauso verhält es sich mit dem aktuellen Projekt, dessen Kernelemente ein tief in den Boden gegrabener Stollen und ein unterirdisches Kraftwerk in der Nähe von Murten sind.

Es winkt ein Haufen Geld

Für die Energiewende reiche Stromsparen nicht, man müsse mehr aus den bestehenden Kraftwerken herausholen, so Gachoud. Mit dem Projekt schlägt Groupe E drei Fliegen mit einer Klappe. Das Gewässerschutzgesetz des Bundes schreibt die Sanierung von Kraftwerken vor, die zu grosse Unterschiede im Durchlass aufweisen. Fachleute nennen dies das Schwall-Sunk-Problem. Die Saane führt unterhalb des genau 50 Jahre alten Stauwehrs mal fünf Kubikmeter, mal 135 Kubikmeter pro Sekunde. Abflussschwankungen schaden der Tier- und Pflanzenwelt unterhalb des Wehrs. «Das ist ein zu grosser Unterschied», erklärte Lionel Chapuis, Leiter Wasserkraft bei Groupe E. Für die Sanierung winkt Geld aus Bern, viel Geld. Chapuis rechnet mit Beiträgen von 160 Millionen Franken: «Und das ist ein wesentlicher Punkt für unseren Entscheid.»

Der zweite Effekt: Der Höhenunterschied zwischen dem Schiffenen- und dem Murtensee ist doppelt so gross wie die aktuelle Fallhöhe des Schiffenen-Kraftwerks. Durch die Umleitung des Saanewassers in den Murtensee kann Groupe E mehr als doppelt so viel Energie produzieren wie mit dem heutigen Kraftwerk. Konkret: Strom für 55 000 statt wie bisher für 24 000 Haushalte.

350 Millionen Franken würde das Projekt kosten. Weil es im Idealfall den Beitrag für die Schwall-Sunk-Sanierung wegrechnen kann, bleibt dem Unternehmen noch knapp die Hälfte der Kosten, die zu bezahlen wären. Vorausgesetzt, der Bund heisst das Projekt gut. Die Signale sind laut Chapuis positiv.

Das alte Kraftwerk wird irgendwann ausser Betrieb genommen, mindestens die zweite, vor zwei Jahren eingebaute Turbine aber, wird für alle Fälle weiterhin unterhalten. Und eine kleinere, welche das Restwasser nützt.

Mittel gegen Hochwasser

Chapuis sprach nicht nur von einer Win-win-Situation – sanieren und zugleich ausbauen –, sondern gar von einem dreifachen Gewinn. Mit dem Bypass in den Murtensee besteht in Zukunft die Möglichkeit, Saanewasser vorgängig abzuleiten, wenn weiter unten am Bielersee die Hochwassergefahr steigt. «Der Murtensee hat eine grosse Aufnahmekapazität», so Chapuis. Ausserdem könne das sauerstoffhaltige Saanewasser zur Verbesserung der Qualität des Murtensees beitragen.

Der Stollen wird eine Länge von neun Kilometern haben und einen Durchmesser von 7,2 Meter aufweisen – was demjenigen des zukünftigen Tunnels zur Poyabrücke entspricht. Der Stollen wird eine Höhendifferenz von rund 100 Metern haben. Der maximale Abfluss beträgt rund 100 Kubikmeter pro Sekunde, was sich im Rahmen der Kapazität des heutigen Kraftwerks bewegt. Auch die Restwassermenge, der zugesicherte Abfluss die Saane hinunter, bleibe gleich, so Chapuis.

In mindestens zehn Jahren

Baubeginn ist für 2019 vorgesehen, die Inbetriebnahme um 2025. Zurzeit laufen Vorstudien. Danach werden eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt und ein Baugesuch eingereicht. Die Linienführung des Stollens, der Standort des Kraftwerks und die Position der Wasserrückgabe in den Murtensee sind in Planung. Jedoch werde man die kürzestmögliche Variante wählen, so Chapuis. Das Projekt sieht eine unterirdische Verbindung vom Kraftwerk zum Umspannwerk in Galmiz vor.

Noch ist das Projekt als Einbahnstrasse gedacht. Die Verantwortlichen wollen keine Pumpfunktion einbauen, die Wasser aus dem Murtensee zu günstigen Zeiten – wenn Sonnen- und Windstrom in Hülle und Fülle vorhanden ist – wieder zurückführt, um es dann, wenn der Strom teuer ist, noch mal zu turbinieren. «Das lohnt sich heute wegen des tiefen Strompreises nicht», erläuterte Direktor Gachoud.

Allerdings: Man habe diesen Aspekt immer im Hinterkopf und plane so, dass ein späterer Ausbau zu einem Pumpspeicherkraftwerk nicht ausgeschlossen sei: «Wir wollen die Türe offen lassen.» Er wolle nicht, dass seine Nachfolger sagen müssten, sie wüssten nicht, was sich die Erbauer dieses Kraftwerkes eigentlich überlegt hätten.

Kommentar

Eine alte Idee aus der Schublade

 Groupe E ergreift die Flucht: die Flucht nach vorne. Denn statt wie andere Produzenten mit dem Schicksal–in Form der vom Bundesrat beschlossenen Energiewende–zu hadern und diese möglichst auszusitzen, teigt der Freiburger Energiekonzern mit der grossen Kelle an. Das Schiffenen-Murten-Projekt wäre nicht nur ein wesentlicher Beitrag zum Ausstieg aus der Atomkraft, es würde noch manches andere Problem lösen. Und dass Groupe E den Mut dazu hat, diesen Weg trotz des aktuell miserablen Strompreises zu gehen, ist dem Unternehmen hoch anzurechnen. Es hätte auch einfach die Hände in den Schoss legen und sagen können: «Irgendwie zieht dieser Kelch an mir vorbei.» Dies in der Annahme, dass die Politik dereinst den Ausstieg aus dem Ausstieg beschliesst. Doch genau das macht das Team von Generaldirektor Dominique Gachoud nicht: Es erkennt die Gelegenheit, welche das Gewässerschutzgesetz des Bundes bietet, und beschliesst eine Vorwärtsstrategie. Den ersten Schritt hat übrigens schon Gachouds Vorgänger Philippe Virdis gemacht, denn die ersten Planungen stammen aus dem Jahr 2011. Es ist die Ironie des Schicksals, dass als Grundlage für das Schiffenen-Murten-Projekt ein Plan dient, den ein visionärer Ingenieur vor 110 Jahren ausgearbeitet hat. Hans Maurer verband die beiden grossen Gewässersysteme des Kantons, das Saanebecken und das Seeland. Eine Vision, die offenbar bis heute ihre Attraktivität behalten hat.

Die Grafik zeigt das Schiffenen-Murten-Projekt. Rechts sind die Kraftwerke des Seelands zu sehen. Grafik zvg

Varianten: Vieles ist möglich, aber nur ein Projekt macht Sinn

K önnte Groupe E das neue Kraftwerk nicht bauen, müsste das Unternehmen das bestehende dennoch sanieren. Dafür gibt es mehrere Varianten, welche zwar die meisten gesetzlichen Vorgaben erfüllen würden, jedoch zum Teil massive Haken aufweisen. So liegt als Möglichkeit ein zweiter Stausee, also ein Ausgleichsbecken, kurz vor dem Einfluss der Sense in die Saane auf dem Tisch. Doch dieses Projekt wäre teuer, aufwendig in der Umsetzung und würde zu einem namhaften Bodenverlust für die Landwirtschaft führen. Bis zu einer halben Milliarde Franken schätzt Groupe E die Kosten für diese Variante. Ein Betrag, der die Kapazität des Ausgleichsfonds des Bundes sprengen würde. Auch ein Stollen in den Murtensee ohne den Bau eines Kraftwerkes wäre möglich. Dessen Kosten werden auf 160 Millionen Franken geschätzt. Groupe E evaluiert auf Geheiss des Bundes weitere Varianten (siehe Kasten nebenan). Erörtert werden zum Beispiel die Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt sowie auf die Wasserqualität des Murtensees. Doch keine dieser Varianten sieht im Gegensatz zum favorisierten Projekt eine Ausweitung der Stromproduktion vor.

Die Umweltverbände werden ins weitere Verfahren einbezogen. Gestern kannten sie aber, darauf angesprochen, noch keine Einzelheiten des Projektes. fca

Vorgaben

Bund will Sanierung mit Mehrwert

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) sieht für die Lösung des Schwall- und Sunk-Problems mehrere Ansätze vor. Diesen entsprechen die Varianten, welche Groupe E evaluiert. Der aufwendigste Weg ist der Bau von Rückhaltebecken. Der zweite Ansatz ist die Direktableitung des Schwalls in einen bereits vorhandenen See, allenfalls kombiniert mit dem Bau eines Kanals oder Stollens. Das Bafu favorisiert Varianten, die einen Mehrwert generieren, sei es durch die zusätzliche Produktion von Energie, eine Erhöhung des Hochwasserschutzes oder durch den Einbezug eines touristischen Nutzens.fca

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