Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Wirkung ist wichtiger als die Wirklichkeit

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Es gibt einen sehr grossen Fundus an Sagen im Gantrischgebiet», sagt Andreas Sommer. Rund vierzig dieser Sagen hat der 37-Jährige bereits schriftlich festgehalten und im Lokalblatt «Der Sensetaler» publiziert. «Es sind überlieferte Geschichten, die ich aber auf lebendigere Weise neu erzähle», erklärt er. Sein Interesse an der Welt der Sagen wurde jedoch nicht hierzulande geweckt. Sommer verbrachte nach der Matura mehrere Jahre zusammen mit Angehörigen der nomadisch lebenden Tuareg in der Sahara. In dieser Zeit hat er erlebt, welch grossen Stellenwert das gegenseitige Erzählen von Geschichten für die Tuareg hat und wie sie diese Kultur pflegen. «Das Archaische am Zusammensitzen und Erzählen hat mich sehr beeindruckt.»

Universelle Motive

Als Sommer nach einiger Zeit das Bedürfnis nach Wurzeln und Sesshaftigkeit verspürte und deshalb in seine Heimat – er ist in Niederscherli aufgewachsen – zurückkehrte, machte er sich auf die Suche nach hiesigen Erzählungen. Als Quellen dienen ihm die CD «Sage zwüsche Gürbe und Sense» von Karl Grunder sowie der Klassiker «Sagen und Märchen aus dem Senseland» von German Kolly. «Es sind aber vor allem die Einheimischen selbst, die ich aufsuche und die mir in Gesprächen und teils aus alten Heimatbüchern überlieferte Sagen zutragen.»

Dabei stellt er oft Parallelen zwischen den Erzählungen der Tuareg und den Sagen aus dem Gantrischgebiet fest. Zwar seien die Tuareg-Geschichten vergleichsweise stärker belehrend, doch die Themen seien sich sehr ähnlich: «Universelle Motive wie Liebe, Treue, Verrat, Feindschaft, Versöhnung oder Trauer treten immer wieder auf. Bloss die Bilder, mit denen sie dargestellt werden, unterscheiden sich», führt Sommer aus. «Zum Beispiel gibt es im Gantrischgebiet viele Zwergensagen. Bei den Tuareg gibt es hingegen keine Zwerge, sondern Wüstenwesen.» Das Schema sei aber oft gleich: «Es gibt von alters her einen Bund zwischen den Menschen und der Natur. Sobald der Bund aufgebrochen wird, fallen die Menschen in Einsamkeit und Isolation und beginnen zu leiden.» Deshalb sieht Sommer die Sagen als geeignetes Mittel, um in der heutigen Zeit die Menschen zu sensibilisieren für die «ökologische Realität der Natur» und die organische Verbindung des Menschen zu dieser.

 Mehr Wert als aufs Aufschreiben von Sagen legt Sommer auf das mündliche Erzählen. «Wenn ein Mensch für einen anderen Menschen etwas erzählt, ist es ganz anders, als wenn es niedergeschrieben ist», ist er überzeugt. «Die Geschichte wird zu einem sozialen Ereignis und vermittelt ein Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit.» Und das Wichtigste am Geschichtenerzählen, nämlich das Wecken von inneren Bildern, komme so noch mehr zur Geltung. «Das ist es, was mich interessiert: Wie eine Geschichte auf den Zuhörer wirkt. Und dabei spielen die Umgebung und die Launen der Natur eine zentrale Rolle, denn dieselbe Geschichte wirkt bei unterschiedlichen Umständen und auch bei verschiedenen Leuten ganz anders.»

Das Erleben einer mündlichen Erzählung lässt sich intensivieren, wenn man die Geschichte an ihrem Schauplatz hört. Deshalb hat Sommer vor vier Jahren das Unternehmen «Anima Helvetia» gegründet und bietet seither im Gantrischgebiet geführte Wanderungen an zu den zahlreichen Schauplätzen von Sagen, wo jeweils innegehalten wird und er die dazugehörigen Geschichten frei erzählt.

Ob sich etwas tatsächlich zugetragen habe, sei nebensächlich. «Als Geschichtenerzähler bin ich nicht der historischen Wahrheit verpflichtet», meint Sommer. Wichtiger als die Grenze zwischen Fakten und Fiktion sei für ihn jene zwischen der äusseren, objektiven Wahrnehmung einerseits und der subjektiven Wahrnehmung der inneren Seelenbilder andererseits.

Zugang zur «Anderswelt»

 Den Menschen Zugang zu einer anderen, magischen Wirklichkeit – zur «Anderswelt», wie Sommer sie in seinem Buch (siehe Kasten) nennt – zu verschaffen und ihre Vorstellungskraft anzuregen, ist sein grösstes Anliegen. «Das kommt dann einer Rückbesinnung auf die Kindheit gleich, in der man stärker mit Phantasiewelten verbunden war. Auf die meisten Menschen hat das eine sehr beruhigende Wirkung.»

Wanderungen: Begleitet oder auf eigene Faust

A ndreas Sommer organisiert regelmässig öffentliche Sagenwanderungen durch das Gantrischgebiet. Auf Anfrage führt er auch geschlossene Gruppen durch die «sagenhafte Landschaft». Die nächsten öffentlichen Wanderungen finden am 20. Oktober und 2. November tagsüber statt. Am 17. November und 15. Dezember stehen dann abendliche Sagenwanderungen bei Vollmond auf dem Programm.

Wer sich auf eigene Faust durch das Gantrischgebiet bewegen und dennoch nicht auf die Sagen verzichten möchte, findet in Sommers vor einem halben Jahr im Weber Verlag Thun erschienen Buch «Sagenhafte Wanderungen am Gantrisch» Routenvorschläge, die dazugehörigen Geschichten sowie Anregungen zur Gestaltung einer eigenen Wanderung. fa

Informationen, Reservationen und Buchbestellung: www.animahelvetia.ch

Meistgelesen

Mehr zum Thema