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«Die zweite Welle brach wie eine Naturkatastrophe über uns herein»

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Für Caroline Pelloni war die Arbeit auf der Intensivstation emotional belastend.
Charles Ellena

Caroline Pelloni hat als Expertin Anästhesiepflege die Corona-Pandemie auf der Intensivstation an vorderster Front miterlebt. 

«Wir haben vor einem Jahr gesehen, dass da etwas Gewaltiges auf uns zukommt»: Caroline Pelloni erinnert sich gut an die Gefühle vor der ersten Welle der Corona-Pandemie. Sie hat damals als Expertin Anästhesiepflege im Freiburger Spital HFR gearbeitet. «Wir haben uns auf einen Krieg vorbereitet.» Im Spital wurde die Zahl der Betten für die Intensivpflege ausgebaut, Personal von den Standorten Tafers und Riaz wechselte nach Freiburg, Material aus den Aussenstandorten wurde nach Freiburg gekarrt.

Und dann geschah zuerst einmal nicht viel. «Das Warten war schwierig», sagt die 51-Jährige: «Wir wussten nicht, was genau geschehen würde.» Doch die erste Welle der Corona-Pandemie kam auch im Kanton Freiburg an. «Wir führten nur noch Notfalloperationen durch, geplante Operationen wurden abgesagt. Und wir vom Anästhesie-Team wechselten auf die Intensivpflege.» 

Keine Routine

Expertinnen der Anästhesiepflege intubieren Patientinnen und Patienten; so wie sie das auch auf der Intensivpflege mussten. «Doch sonst hat der Wechsel für uns viele Unsicherheiten mit sich gebracht: Wir hatten keine Routine in der Intensivpflege.» Während den Zwölf-Stunden-Schichten sei sie stets extrem aufmerksam und angespannt gewesen. «Das war sehr aufreibend.»

Die Arbeit auf der Intensivstation sei belastend. «Es ist etwas anderes, jemanden für eine Operation kurzfristig zu intubieren, als jemanden zu pflegen, der während Wochen intubiert ist.» Und: «Wir haben uns auch um die Familien gekümmert, die nicht zu ihren Nächsten konnten und nicht wussten, ob sie überleben werden.» Emotional sei das sehr belastend gewesen. 

Bei einer Familie sind Vater und Mutter bei uns im Spital gestorben – und kurz darauf intubierten wir den Sohn.

Caroline Pelloni
Expertin Anästhesiepflege

In der ersten Welle seien die Menschen alleine gestorben, ohne Angehörige. «Die Familie durfte nicht einmal mehr die Verstorbenen sehen.» 

Patienten im Hinterkopf

Ging Caroline Pelloni nach Hause, hatte sie die Patientinnen und Patienten im Hinterkopf. «Man fragt sich, ob sie die Nacht überleben, wie es ihnen geht, ob sie zurück auf die Station können.» Mit den Kolleginnen sprach sie in dieser Zeit nicht über ihre Müdigkeit und Sorgen: «Man versucht sich zu schützen, sich einen Panzer zuzulegen.» Erst nach der ersten Welle hätten sie sich ausgetauscht.

Mit Schürze, Augenschutz, Maske und Handschuhen schützte sich das Personal vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. «Wir hatten darunter sehr warm und hatten ständig Durst; gleichzeitig gingen wir kaum aus dem Saal, da wir sonst das ganze Schutzmaterial hätten auswechseln müssen.»

Das Schutzmaterial sei auch für die Patientinnen und Patienten schwierig gewesen: «Wir sahen darin alle gleich aus.» In der zweiten Welle hätten sich darum alle mit grossen Namensschildern gekennzeichnet.

Die erste Welle war weniger stark als befürchtet. Anfang Mai nahm das Spital die geplanten Operationen wieder auf. «Die Ärzte wollten endlich wieder arbeiten, wir aber waren müde. Physisch und psychisch», erinnert sich Caroline Pelloni.

Das Anästhesie-Team arbeitete so den Sommer über weiterhin intensiv, wenn auch nun wieder in seiner gewohnten Umgebung: den Operationssälen. Das Team ging davon aus, dass es nicht mehr auf die Intensivstation zurückkehren muss. 

Dann kam die zweite Welle

Doch dann kam die zweite Welle. Schneller und viel stärker als erwartet. Und die Expertinnen Anästhesiepflege arbeiteten teilweise wieder auf der Intensivstation. Geplante Operationen fanden weiterhin statt, sodass das Personal sowohl in den Operationssälen als auch auf der Intensivstation im Einsatz war.

«Hatten wir in der ersten Welle viele ältere Patientinnen und Patienten und solche mit Vorerkrankungen, wurden nun vermehrt jüngere und gesunde Leute eingeliefert.» Das habe dem Personal gezeigt: Komplikationen kann es bei allen geben. «Das hat die Angst vor dem Virus verstärkt.»

«Die zweite Welle brach wie eine Naturkatastrophe über uns herein, innert weniger Tage stieg die Zahl der Patientinnen und Patienten enorm an», erinnert sich Caroline Pelloni. Zwar sei die Arbeit in dieser Zeit für sie einfacher gewesen: 

Wir kannten die Krankheit besser und versuchten, die Leute nicht zu intubieren. So hatte ich das Gefühl, lebende Menschen zu pflegen, und nicht bloss schlafende, intubierte Körper.

Caroline Pelloni
Expertin Anästhesiepflege

Gleichzeitig aber sei es sehr hart gewesen, erneut auf der Intensivstation zu arbeiten. «Zum Glück sind wir ein zusammengeschweisstes Team.» Während der zweiten Welle waren auch mehr Pflegende krank oder in Quarantäne. «Wir haben trotzdem immer sofort jemanden gefunden, der eingesprungen ist.» Angst, sich am Arbeitsplatz anzustecken, habe sie nie gehabt: «Wir waren sehr gut geschützt.»

Lehren ziehen

Heute arbeitet Caroline Pelloni nicht mehr beim Freiburger Spital. «Ich überlegte schon seit längerer Zeit, ob ich weg von der Anästhesie soll; die Pandemie hat diesen Schritt nun beschleunigt.»

Sie hofft, dass die Menschen ihre Lehren aus dieser Pandemie ziehen: «Wir müssen unseren Umgang mit unserem Planeten radikal verändern.» Für sie ist klar, dass die Globalisierung und die Zerstörung der Umwelt Pandemien begünstigen. Rasch für ein Wochenende zu einem Städtetrip fliegen – das liege einfach nicht mehr drin. «Aber ich befürchte, dass nach der Pandemie die meisten zu ihrem früheren Leben zurückkehren.»

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