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«Diese Zeit mussten wir uns nehmen»

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«Bis zum St. Nikolaus möchten wir das Südportal der Kathedrale wieder öffnen.»–Diese Hoffnung hatte Stanislas Rück, Vorsteher des kantonalen Amts für Kulturgüter, kurz nach der Eröffnung der Poya- und der Schliessung der Zähringerbrücke im Herbst 2014 gegenüber den FN geäussert. Wer aber kürzlich bei der Kathedrale in Freiburg vorbeispaziert ist, hat gesehen: Die Holzwände, die das Südportal vor Regen und Abgasen schützen, stehen noch immer.

Gewisse Entscheidungen hätten mehr Zeit in Anspruch genommen als ursprünglich geplant, sagt Rück, der für Unterhalt und Restaurierung der Freiburger Kathedrale zuständig ist. «Aber diese Zeit mussten wir uns nehmen: Das Südportal ist nun seit zwei Generationen nicht mehr sichtbar. Da bringt es jetzt nichts, sich unnötig drängen zu lassen. Auch wollten wir unsere Arbeit richtig machen. Einen Schnellschuss hätten wir uns nicht verziehen.»

Wie viel rekonstruieren?

Eine der wichtigen Fragen sei etwa gewesen, wo eine Rekonstruktion sinnvoll sei und wo nicht, erklärt Rück im Innern des Containers und deutet auf die Fassade, wo deutlich zu erkennen ist, dass abgewitterte Teile aufgemörtelt wurden. «Etwa bei Reliefs haben wir die Kanten rekonstruiert, damit die Grobstruktur erkennbar bleibt», erklärt Rück. Auch bei verzierenden Elementen, die anhand von Fotografien–die frühesten stammen aus den 1890er-Jahren–oder besser erhaltenen, identischen Verzierungen genau nachgebaut werden können, sei eine Rekonstruktion sinnvoll. Dagegen entschieden hätten sich die Verantwortlichen hingegen bei den Figuren in den Spitzbögen, den sogenannten Archivolten, von denen einige durch Wasser und Kälte stark beschädigt worden sind. «Wir haben uns auf die Volumenergänzung beschränkt: Wenn etwa ein Kopf fehlte, haben wir ihn grob nachgebildet. Den Figuren mit einem Gesichtsausdruck Leben verleihen werden wir aber nicht. Sogar mit Fotografien wäre dies sehr schwierig. Wir müssten zu viel erfinden.»

Eine weitere heikle Frage sei die Eintönung des Portals. «Wir haben klare Hinweise darauf, dass das ganze Portal früher farbig war.» Jedoch sei dies zu wenig, um das frühere Aussehen zu bestimmen. Deshalb sei der Entscheid auf eine Graufassung gefallen–aber auch dort gibt es Unterschiede. «Man kann die Kalk-Kasein-Schlämme deckend anbringen, damit alles wie neu aussieht, oder aber so, dass sie nur die gröbsten Flecken ausgleichen. Wir haben uns für Letzteres entschieden: Wir wollten nicht übertreiben mit schön. Die historische Tiefe und die Komplexität sollen auch an der Oberfläche sichtbar bleiben.»

So einleuchtend diese Entscheidungen nun klingen, ganz einfach seien sie nicht immer gewesen. «Wir haben teils Experten hinzugezogen, vielerorts haben wir auch Tests gemacht. Und da vergehen schnell einmal einige Monate», so Rück. Lange werde es nun aber nicht mehr dauern, bis die Freiburgerinnen und Freiburger ihr Südportal, dessen Renovation den Kanton rund 1,5 Millionen Franken gekostet hat, besichtigen können, verspricht Rück. «Wir werden diese letzte grosse Baustelle an der Kathedrale noch dieses Jahr beenden. Wahrscheinlich werden wir das Portal gegen Ende der Sommerferien öffnen.»

Gute Abdichtung nötig

Im Gegensatz zum Hauptportal wird das Südportal – wo vorhanden – mit den Originalfiguren bestückt sein. Ist dies nicht zu heikel? «Nein», sagt Stanislas Rück. Zum einen habe mit der Schliessung der Zähringerbrücke die Verkehrsbelastung stark abgenommen. Die zweite grosse Gefahr für die Sandsteinfiguren sei die Witterung. Bis in die 1840er-Jahre sei der Nebeneingang mit einem weit auskragenden Vordach gedeckt gewesen, so Rück. Johann Jakob Weibel, der erste Kantonsarchitekt von Freiburg, habe aber–der neugotischen Mode entsprechend – das Dach entfernen und eine Balustrade mit einem Zinnenkranz anbringen lassen. «Der fehlende Schutz und die schlechte Abdichtung führten dazu, dass Wasser in den Stein eindrang.» Vor allem die exponierten Figuren seien so durch Regen und Frost stark beschädigt worden.

Besonders wichtig sei es deshalb, nun eine gute Abdichtung zu machen, die auch regelmässig kontrolliert werde. Ein Zurück zum Holzdach aus der Zeit vor den 1840er-Jahren sei aber nicht zur Debatte gestanden. «Dies wäre zwar aus konservatorischer Sicht besser gewesen. Es hätte aber nicht mehr gepasst.»

Südportal: Die Drei Könige und St. Nikolaus

S eit den 1970er-Jahren ist das Südportal der Freiburger Kathedrale von einem schützenden Container umgeben. Viele Figuren wurden für die Restaurierung entfernt und befinden sich zurzeit in Ateliers, werden aber in den nächsten Monaten wieder ihren alten Platz einnehmen. «Das Südportal hätte gut zur vergangenen Woche gepasst: Es ist das Dreikönigsportal», sagt Stanislas Rück, Verantwortlicher für den Unterhalt und die Restaurierung der Kathedrale, den FN. Im Zentrum befinde sich Maria mit dem Kind, rechts die Drei Könige, die ihre Gaben darböten. Links stehe der Heilige St. Nikolaus mit den drei Töchtern, die er vor der Prostitution gerettet habe. «Es ist eine Mischung ikonografischer Elemente», sagt Rück. Weitere Figuren, so etwa Christus, Johannes der Täufer, Propheten und Aposteln liessen sich in den Archivolten, den Spitzbögen, finden.

Das Südportal sei einiges älter als das Hauptportal, welches eine Darstellung des Jüngsten Gerichts zeige, sagt Rück und erklärt: «Die Kathedrale wurde von hinten nach vorne gebaut, zwischen den beiden Portalen liegen etwa hundert Jahre. Dies lässt sich auch an den verschiedenen Einflüssen erkennen.» So sei das um 1340 entstandene Südportal der südwestdeutschen Kunst verpflichtet, die Figuren seien feiner, langgezogener, ausgeprägter gestaltet. Das erst im späten 15. Jahrhundert abgeschlossene Hauptportal hingegen zeige neben deutschen auch französische, insbesondere burgundische Einflüsse, einige Figuren wirkten deutlich massiger und gedrungener. «Die entsprechende Gestaltung hing auch davon ab, an wen man die Aufträge vergab», so Rück. rb

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