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Digital heisst noch lange nicht sozial

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Die Digitalisierung ist ein Dauerbrenner – aber in der Öffentlichkeit dominieren die Diskussionen um die Veränderungen in der Wirtschaft und in der Arbeitswelt. «Umso dringlicher ist es, dass wir die sozialen Auswirkungen der Digitalisierung in den Blick nehmen», betonte Mariangela Wallimann-Bornatico, Präsidentin der Caritas Schweiz, in ihrer Begrüssung beim Caritas-Forum vom 25.  Januar in Bern. «Wir müssen uns fragen, wie wir den Prozess der Digitalisierung politisch so steuern und gestalten können, dass die gesellschaftliche Solidarität nicht untergraben, sozialer Ausschluss abgewehrt, die demokratische Partizipation nicht geschwächt und der Missbrauch digitaler Macht durch staatliche oder private Akteure verhindert werden.» Die Situation sei durchaus vergleichbar mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, als staatliche Regulierungsmassnahmen, der Aufbau der So­zialversicherungen oder die Einführung der Sozialpartnerschaft die Arbeiterinnen und Arbeiter absicherten.

Totalüberwachung?

Verändert hat sich die Gefahrensituation: Heute stehe die Selbstbestimmung auf dem Spiel, sagte Dirk Helbing, Professor für Computational ­Social Science der ETH Zürich, in seinem Referat. Die Unmenge an Daten, die Firmen wie Facebook und Google aus dem Nutzerverhalten generieren, bilden das Einfallstor für subtile Manipulationen der öffentlichen Meinung oder gar von Wahlergebnissen. Zugleich bescheren die datengetriebenen Technologien einigen wenigen Firmen exorbitante Gewinne. Helbing geht davon aus, dass sich ohne Gegensteuer diese Machtakkumulation noch beschleunigen wird, was einem System der Totalüberwachung Vorschub leistet. Dirk Helbing plädiert deshalb dafür, die digitale Gesellschaft so zu organisieren und einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, dass alle am Wohlstand teilhaben können. Ihm schwebt ein offenes Informations- und Innovations-Ökosystem vor, in dem jeder mit seinen Daten Geld verdienen kann.

Schutz ist kein Selbstläufer

Auf die Gefahren eines einseitig auf Effizienz und Profit ausgerichteten digitalen Kapitalismus machte auch Vania Alleva, die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, aufmerksam. Das emanzipatorische Potenzial der Technik könne nur genutzt werden, wenn die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten garantiert seien. Den rechtlichen Rahmen aus Sicht der Arbeitnehmenden steckte der Jurist Aurélien Witzig ab. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Universitäten Genf und Neuenburg zeigte auf, wie sich das Entstehen eines digitalen Prekariats rechtlich verhindern lasse. Der Schutz der Arbeitnehmenden sei gerade im Zeitalter der Digitalisierung kein Selbstläufer – zumal jene, die zeit- und ortsungebunden arbeiten (siehe Kasten links), schwieriger gewerkschaftlich zu organisieren seien. Witzig plädierte unter anderem dafür, auch auf Tarifverträge oder internationales Recht zurückzugreifen.

Arme sind ausgeschlossen

Bettina Fredrich, Leiterin Sozialpolitik bei Caritas Schweiz, nahm die Digitalisierung aus der armutspolitischen Perspektive unter die Lupe. So werde häufig ausgeblendet, dass armutsbetroffene Menschen schon heute von den profitablen Entwicklungen weitgehend ausgeschlossen bleiben. Eine gleichberechtigte Gesellschaft setze voraus, explizit Menschen mit ungenügenden Kompetenzen zu fördern und mehr Möglichkeiten zu bieten, Beruf und Familie besser zu vereinbaren, nicht zuletzt für alleinerziehende Mütter.

Wissen und Unwissen

Am Nachmittag diskutierten die Social-Media-Expertin ­Adrienne Fichter und Manuela Specker, Leiterin Bildung bei Caritas Schweiz, über das Internet als Nährboden für Ausgrenzung und Radikalisierung. Verschwörungstheorien, Unwahrheiten und Hasskommentare finden über Social Media eine rasante Verbreitung, gleichzeitig verlieren traditionelle Me­dien an Deutungshoheit und Einfluss. Verbunden mit der Möglichkeit, User selektiv anzusprechen (siehe Kasten rechts), ist dieser Totalumbau des Zugangs zu Information und Wissen eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie. In diesem Klima verstärkter Polarisierungen drohen wichtige sozialpolitische Anliegen unterzugehen, während rechtspopulistische Angstmacherei und Hassbotschaften immer mehr Raum einnehmen, so das Fazit.

Lebensqualität sichern

Zum Abschluss erfuhren die Forumsteilnehmenden, wie die österreichische Hauptstadt die digitalen Möglichkeiten zum Vorteil ihrer Bürgerinnen und Bürger und zur Schonung der Ressourcen einsetzt. Ulrike Huemer, Chief Information Officer der Stadt Wien, berichtete über den Wandel zur «Smart City». Oberstes Ziel sei, die Lebensqualität angesichts der städtetypischen Herausforderungen wie Mobilität oder Bevölkerungswachstum beizubehalten und auf diesem Weg die gesamte Bevölkerung einzubinden und niemanden zurückzulassen.

Work-Life-Blending

Die perfekte Mischung oder Mehrarbeit?

Industrie 4.0, Neue Arbeitswelten oder New Work. Es gibt etliche Schlagworte, die die Veränderungen im heutigen Berufsleben umschreiben. Dazu gehört auch das Work-Life-Blending, die Verschmelzung klar umrissener und genau definierter Bereiche, in denen Handlungen entweder der Arbeitswelt oder der Lebenswelt zugeordnet werden. So entsteht ein ständiges und darum kaum mehr wahrnehmbares Springen zwischen dem, was wir Arbeit oder Beruf nennen, und dem, was wir normalerweise unter Begriffen wie Freizeit, Lebenszeit, Privatheit einordnen. Arbeiten von 9 bis 17 Uhr, starre Arbeitszeiten und eine Anwesenheitspflicht im Büro? Das kennen heute längst nicht mehr alle Arbeitenden. Arbeitgeber lassen bei der Bestimmung der Arbeitszeit und des Arbeitsortes Freiheiten. Diese Selbstbestimmung wird geschätzt und als motivierend empfunden. Man kann Berufliches so legen, dass man wichtige Termine der Familie wahrnehmen kann. Dafür arbeitet man dann am Abend von zu Hause aus oder führt berufliche Telefonate auch am Wochenende. Umgekehrt soll man am Arbeitsort auch mal eine halbe Stunde Privates erledigen können, z.B. Mails schreiben oder wichtige Rechnungen begleichen.

Diese Flexibilität ermöglicht es, Beruf und Familie zu vereinbaren, und sie soll zugleich auch effektiver sein – für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Angetrieben wird ein solches Verschmelzen von Arbeit und Privatem – Work-Life-Blending – durch das Internet, die informationstechnische Vernetzung von Dingen (mobile Endgeräte), Personen und Systemen (Programme mit unterschiedlichsten Steuerungslogiken), Arbeitsformen wie das Homeoffice und eine allzeit gegenwärtige IT-Infrastruktur (z.B. Cloud Computing). Die ständige Erreichbarkeit hat auch Negatives: Erholungszeiten werden kürzer, Arbeit am späten Abend, man kann nicht mehr abschalten. Das kann zu Schlafstörungen und gesundheitlichen Problemen führen. Ständiges Erreichbarsein kann auch die Familie oder andere sozialen Beziehungen belasten. Unklar ist weiter, wie Unternehmen in der Realität reagieren, wenn Arbeitende wirklich immer wieder auch private Belange am Arbeitsplatz regeln. Wenn Berufliches in den privaten Bereich vordringt, Privates jedoch nicht in den beruflichen Bereich, dann würde Work- Life-Blending einseitig von Unternehmen ausgenutzt. Bisher scheint es keinen klaren Beweis zu geben, dass sich die eigene Leistung durch Work-Life-Blending wirklich erhöht. So gilt immer noch, dass erholte Arbeitende leistungsfähige Arbeitende sind.

tr

Microtargeting

Werbebotschaften werden an den Kunden angepasst

Microtargeting ist eine Kommunikationsstrategie und auch unter dem Begriff «Datenbasiertes Marketing» bekannt. Es findet in der politischen Kommunikation und im Marketing Anwendung. Unter Microtargeting werden auf den Kunden angepasste Werbebotschaften verstanden, die eine bestimmte, vorher genau ausgesuchte Zielgruppe ansprechen sollen. Microtargeting bedeutet also, direkt die Interessen eines Menschen anzusprechen. Dabei ist es von Bedeutung, eine möglichst präzise Einteilung der potenziellen Kunden vorzunehmen, um den entsprechenden Personenkreis mit den für sie passendsten Botschaften versorgen zu können. Diese Einteilung wird anhand von Datenbanken durchgeführt. Je genauer und je umfangreicher die personenbezogenen Daten dieser Datenbanken sind, umso präziser sind die Ergebnisse. So werden beispielsweise die Suchmaschinen-Anfragen oder Social-Media-Beiträge einzelner Personen in Inte­ressensgebiete und Schlagworte eingeteilt und die Daten dazu gesammelt. Schon beim nächsten Aufruf einer anderen Internetseite wird mittels der gesammelten Daten zugeschnittene Werbung präsentiert.

Was mit Werbung funktioniert, klappt auch mit politischen Botschaften. Politiker versuchen, Informationen zu verbreiten, um so Stimmung in die eine oder andere Richtung zu erzeugen oder um darüber zu informieren, was die eigene Partei vorhat. Denn obwohl online frei zugänglich, liest kaum jemand die einzelnen Punkte eines Parteiprogramms durch. In US-Wahlkämpfen wird diese Methode besonders gern angewandt, um die für einen Kandidaten interessanten potenziellen Wähler konkret ansprechen zu können.

tr

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