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Diskussionsrunde: «Schule und Heim sind zwei verschiedene Jahrhunderte»

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Die Juristin Samah Ousmane stammt aus Tschad. Sie kam als Kind mit ihrer Familie in die Schweiz und hat eine Zwangsheirat erlebt. In der Diskussionsrunde am Symposium sagte sie: «Dass ich hätte Nein sagen können – das gehört einfach nicht zu unserer Tradition.» Viele Menschen realisierten nicht, wie gross der Unterschied zwischen Kulturen sein könne. «Im Tschad ist eine solche Ehe normal – meine Eltern dachten, sie täten etwas Gutes, als sie mir einen Mann suchten.» Sie habe Schweizern von ihren Erlebnissen erzählt. «Das war aber auch schmerzhaft, denn sie sagten: Deine Eltern sind schrecklich.» Dabei wisse sie, dass ihre Eltern sie liebten.

Sie hat ihren Mann verlassen, als er Gewalt ausübte. «Ich ging, um zu überleben, nicht, weil ich es so entschieden hatte.» Danach habe sie sich oft gefragt, wie sie diese Situation ausgehalten habe. «Aber als ich mitten drinsteckte, sah ich alles anders – ich war gefangen in der Tradition und in der Familie.»

In der Schweiz bleiben?

Immer wieder tauchte am Symposium die Frage auf, ob eine Frau die Aufenthaltsbewilligung verliere, wenn sie sich scheiden lasse. Klare Antworten gabs keine. «Wer für die Eheschliessung in die Schweiz kam und sich in den ersten fünf Jahren Ehe trennt, verliert den Aufenthaltsgrund und damit die Bewilligung», sagte Roselyne Crausaz-Clivaz, Juristin beim Amt für Bevölkerung und Migration. Zwangsheirat könne jedoch ein Grund für eine Aufenthaltsbewilligung sein.

Bashkim Iseni von der Universität Lausanne und Projektleiter von albinfo.ch sagte: «Ich glaube nicht, dass das Thema Zwangsheirat in der Schweiz sehr wichtig ist.» Hingegen gebe es viele arrangierte Ehen. Und er erinnerte daran, dass gerade viele Albaner und Türken aus sehr kleinen, ländlichen Gemeinden mit patriarchalen Strukturen stammten. «Die Jugendlichen, die hier aufwachsen, erleben dann Schule und Heim als zwei völlig verschiedene Welten, als zwei verschiedene Jahrhunderte.» Wollten die Eltern jemanden verheiraten, könne das Kind nicht einfach Hilfe bei den Behörden holen: «Klar kann die Justiz einschreiten – aber was ist dann mit der Familie?», fragte Iseni. Kein Jugendlicher könne ohne seine Familie leben. Er setzt vor allem auf die Information und Aufklärung der Eltern.

«Einfach machtlos»

Einig war sich die Runde, dass manchmal alle Hilfsangebote scheiterten. «Dann sind wir einfach machtlos», sagte Sylvie Becker Schorno vom Frauenhaus. «Mehrere Ämter begleiten eine junge Frau – und doch erreicht niemand etwas.» njb

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