Doktorarbeiten im Internet
Neue Datenbank des Westschweizer Bibliotheksverbundes
Der Westschweizer Bibliotheksverbund Rero nimmt die Herausforderung des digitalen Zeitalters an. Eine neue Datenbank ermöglicht den Zugriff auf zahlreiche wissenschaftliche Texte.
Von CAROLE SCHNEUWLY
Elektronische Dokumente, Dienstleistungen via Internet, die virtuelle Bibliothek: Von den rasanten Entwicklungen im Bereich des Internets und der Informatik sind die Bibliotheken in vielfacher Hinsicht betroffen. Schon 1998 haben sich auf Initiative des Rates der Direktoren der grossen Westschweizer Bibliotheken Bibliotheksverantwortliche zusammengefunden, um nach gemeinsamen Wegen in die digitale Zukunft zu suchen. Damals wurde der Entscheid getroffen, die Online-Dokumentation gemeinsam voranzutreiben und insbesondere Schweizer Doktorarbeiten elektronisch zu veröffentlichen.
Inzwischen ist die digitale Bibliothek Rero Doc funktionstüchtig und kann unter der Adresse http://doc.rero.ch konsultiert werden. Von der Uni Freiburg etwa sind bereits 72 Dissertationen zugänglich. Ausserdem hat die Kantons- und Universitätsbibliothek Kub angefangen, die beiden Tageszeitungen La Liberté und Freiburger Nachrichten als PDF-Dateien ins Netz zu stellen; erfasst sind bis jetzt die Jahre 1900 bis 1920.
Weniger Pflichtexemplare
für Doktoranden
Rero Doc ermöglicht verschiedene Arten der Suche, zum Beispiel nach Stichwort, nach Dokumentart (Bücher, Dissertationen, Zeitungen sowie Vorabdrucke und Nachdrucke wissenschaftlicher Artikel) oder nach Institution (Universitäten Freiburg, Genf, Lausanne, Neuenburg, Tessin). Die Datenbank verfolgt mehrere Ziele, wie Rero-Direktorin Marylène Micheloud am Donnerstag gegenüber den Medien erklärte. Man wolle wissenschaftliche Dokumente elektronisch erhalten, einen möglichst breiten Zugang ermöglichen und Wissenschaftlern eine Publikationsplattform bieten.
Auf einfache und kostengünstige Weise publizieren zu können, ist vor allem für Doktoranden interessant. Auf diese Weise können sie die Anzahl Pflichtexemplare ihrer Arbeiten markant reduzieren. Gleichzeitig zeigen aber auch viele Akademiker, denen die digitale Veröffentlichung ihrer Arbeiten keinen finanziellen Nutzen bringt, Interesse an dem Projekt.
Juristen publizieren
auf die traditionelle Art
Die Möglichkeit, Dissertationen elektronisch zu veröffentlichen, besteht an der Uni Freiburg bereits seit einiger Zeit. 2001 habe die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät damit angefangen, erklärte Roger Pfister, wissenschaftlicher Mitarbeiter der verantwortlichen Dienststelle Polygon. Später seien auch die philosophische, die theologische und die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät dazugekommen. Vorbehalte habe heute, ähnlich wie an anderen Universitäten, nur noch die juristische Fakultät, die ihre Dissertationen auf traditionelle Weise via Buchverlage publiziere.
Dem Westschweizer Bibliotheksverbund gehören über 210 universitäre, öffentliche und spezialisierte Bibliotheken der Kantone Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Wallis und Waadt an. Der gemeinsame Katalog (http://opac.rero.ch) umfasst über sechs Millionen Dokumente.
Weitere Informationen: www.rero.ch.
Dissertationen der Uni Freiburg: http://ethesis.unifr.ch.