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Doppeldossier bleibt eine Knacknuss

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Denkpause im Doppeldossier Begegnungszone und Parkhaus in Murten bereitet dem Gemeinderat Kopfzerbrechen. Der Generalrat hatte eine unterirdische Variante zum oberirdischen Siegerprojekt «Prinz von Tarent» gefordert. Das Verfahren werfe grundsätzliche Fragen auf, sagt die Murtner Gemeinderätin Ursula Schneider Schüttel (SP). Zwar sieht die Stadtregierung eine gemeinsame Realisierung der beiden Projekte vor, doch sollte sich das Parkhaus auf Jahre hinaus verzögern, sei es denkbar, die Begegnungszone vorzuziehen.

 

 Wenn Sie auf einem Spielfeld mit zehn Feldern angeben müssten, wo sich die Begegnungszone nach der Rückweisung der Parkhausvorlage befindet, wo würden Sie den Stein ablegen?

Mit der Begegnungszone allein sind wir eigentlich weit, etwa auf Feld sieben oder acht von zehn. Die Gestaltung ist klar, wir wissen, wie viel Parkplätze wo zu stehen kommen sollen, wir haben einen Plan für die Parkplatzbewirtschaftung. Auch die Finanzierung wäre keine grosse Sache, wir müssten die nötigen Kosten ins Budget nehmen. Schliesslich müssten wir das Verfahren für die Signalisierung durchführen. Sie ist das Kernstück der Arbeiten: Wir müssen eine 20er-Zone signalisieren und allenfalls Parkplätze umstreichen.

 

 Was hält Sie davon ab, sofort loszulegen?

Das grosse Hindernis ist das Parkhaus. Wir denken die beiden Projekte seit Beginn der Arbeiten als Einheit, denn das Parkhaus dient der Entlastung des Stedtlis. Wenn wir im Stedtli weniger Parkplätze wollen, brauchen wir neue an einem anderen Ort. Deshalb die Lösung mit dem Parkhaus auf dem Viehmarkt-Platz. Wichtig für die Entwicklung der letzten Monate war die Initiative für ein verkehrsfreies Stedtli. Damit kristallisierten sich die beiden aktuellen und gegensätzlichen Standpunkte heraus. Die einen wollen ein Parkhaus und sind dafür bereit, eine Begegnungszone in Kauf zu nehmen. Die anderen wollen ein verkehrsfreies Stedtli und dafür nehmen sie das Parkhaus in Kauf. Dieser Gegensatz hat sich durch alle Diskussionen über das Parkhaus und die Begegnungszone durchgezogen. Deshalb ist es politisch nicht möglich, das eine vom anderen zu trennen. Der Gemeinderat hält darum vorderhand daran fest, dass wir das Parkhaus abwarten, bis wir die Begegnungszone umsetzen.

 

 Wie wirkt sich der Rückweisungsantrag auf die Realisierung des Doppelprojekts aus?

Wir prüfen eine unterirdische Variante für das Parkhaus und legen dem Rat eine Alternative zum Siegerprojekt aus dem Wettbewerb vor. Das ist der Auftrag, da sind wir dran. Die nötigen Schritte sind in die Wege geleitet. Wir hoffen, dass wir im Laufe des Jahres einen Kreditantrag für tiefer gehende Abklärungen stellen können. Wir müssen zuerst grundsätzliche Fragen abklären: Was ist ein «unterirdisches» Parkhaus? Das heisst: Was darf man der Oberfläche noch erkennen? Welches Projekt müssen wir prüfen, ein neues oder eines aus dem Wettbewerb? Was soll mit der Oberfläche passieren? Diese Fragen wirken sich auf die Kosten aus.

 

 Das scheint zu dauern. Was macht der Gemeinderat, wenn sich die Realisierung weiter verzögert?

Wenn das Parkhaus in ein paar Jahren realisiert werden kann, würden wir an der bisherigen Planung zur Umsetzung der Begegnungszone festhalten. Es kann aber auch sein, dass der Generalrat nicht einverstanden ist mit einem Nachtragskredit oder dass er ihn wiederum an uns zurückschickt mit neuen Aufträgen. Wenn wir also den Eindruck erhalten, dass das Parkhaus auf absehbare Zeit nicht realisiert wird, dann bin ich überzeugt, dass entweder im Gemeinderat oder vonseiten von Interessengruppen die Frage aufgeworfen wird, wie es mit der Begegnungszone weitergeht.

 

 Welche Optionen liegen dann auf dem Tisch? Die Entkopplung der beiden Projekte?

Solange das Parkhaus noch eine reale Möglichkeit ist, koppeln wir die Begegnungszone nicht ab. Langfristig jedoch wäre eine Entkopplung denkbar; es gäbe auch genug Unterstützung für dieses Anliegen, vor allem von jenen, die eine Verkehrsberuhigung wollen. Wir dürfen nicht vergessen: Mit der Begegnungszone wollen wir eine Verbesserung der Verkehrs- und Parkierungssituation im Stedtli ermöglichen. In einem ersten Schritt zu einer kurz- oder mittelfristigen Verbesserung haben wir das Parkierungsreglement geändert, die Gültigkeit der Vignetten und die Parkplatz-Bewirtschaftung geändert. Schon das allein scheint einen positiven Effekt auf die Situation auf dem Viehmarkt und im Stedtli ergeben zu haben. Meines Erachtens hat es aktuell ein gutes Angebot an freien Parkplätzen. Das kann natürlich trügen. Wie ist es im Sommer? Wir werten zurzeit eine Erhebung aus. Sollten wir auch objektiv eine Verbesserung feststellen, steht die Frage im Raum, ob wir gewisse Massnahmen der Begegnungszone noch vor der Realisierung des Parkhauses umsetzen können. Das ist durchaus möglich, denn vielen ist die Verbesserung der Verkehrssituation im Stedtli ein echtes Anliegen.

Und das liesse sich wirklich ruckzuck realisieren?

Baulich braucht es keine grossen Massnahmen. Die Leute müssen sich umgewöhnen, auch daran, dass sie weniger Parkplätze direkt im Stedtli zur Verfügung haben. Aber: Wir zählen heute 116 Parkplätze im Stedtli. Mit der Begegnungszone wären es noch rund 70. Das sind 46 Plätze weniger – das wäre verkraftbar. Auch ein stufenweises Vorgehen wäre möglich: Wir könnten ja zuerst die Temporeduktion einführen, ohne an den Parkplätzen etwas zu ändern. Das genaue Vorgehen müssten wir noch anschauen.

 

 Zurück zum Parkhaus. Im Wettbewerb gingen 85 Projekte ein. Warum nehmen Sie nicht einfach das nächstbeste und stellen es dem Siegerprojekt gegenüber?

Wir mussten grundsätzlich einen Wettbewerb durchführen für ein Projekt dieses Umfangs. Dies ist erst recht gerechtfertigt, wenn es in einem historischen Umfeld zu stehen kommt.Wir haben den Wettbewerb bewusst offen ausgeschrieben, damit wir möglichst viele Lösungen erhalten und sich darunter sicher gute Lösungen befinden würden. Hätten wir von Beginn an gesagt, es müsse eine unterirdische Lösung sein und sich zudem rechnen, hätten wir den Rahmen zu stark eingegrenzt. Dann wären kaum die besten Lösungen gekommen. Die 85 Vorschläge sind eine beachtliche Zahl in einem Wettbewerb. Erstaunlicherweise sind wenige unterirdische Projekte eingegangen, und diese hatten alle einen Haken. Im Vergleich zum Siegerprojekt waren sie unbefriedigend. Es kommt hinzu, dass wir beim Viehmarkt einen komplexen Terrainverlauf haben. Wir machen nicht auf der flachen Wiese in Loch in den Boden und decken es wieder zu. Wir müssen in einen Hang bauen mit acht Metern Höhendifferenz zwischen den Ebenen. Das ist nicht einfach. Unterirdisch ist relativ. Es hat immer oberirdische Bauteile: Ein- und Ausfahrt, technische Bauten, Ausgänge für die Benützer. Ich bin nach wie vor vom Siegerprojekt überzeugt. Es scheint aber für viele schwer nachvollziehbar zu sein.

 

 Wie geht Ihre Suche nach einer Lösung nun weiter?

Wir müssen nun abklären: Prüfen wir eine Variante aus dem Wettbewerb, oder nehmen wir einen neuen Anlauf mit neuen Varianten? Die Frage ist nicht, ob ein neuer Wettbewerb als solcher heikel ist. Heikel wäre es, einfach eines der unterirdischen Projekte aus dem ersten Wettbewerb umsetzen zu wollen. Wir müssten das Siegerprojekt entschädigen, wenn wir auf ein neues Projekt umsatteln. Denn die Architekten hatten ja auch ihre Investitionen. Es gibt meines Wissens keinen vergleichbaren Fall in dieser Grösse. Es ist verfahrenstechnisch knifflig, denn wir waren zu einem Wettbewerb verpflichtet und haben einen durchgeführt. Allerdings mit einem für viele unbefriedigenden Resultat. Heisst das nun, es braucht einen zweiten Wettbewerb? Können wir zum Beispiel das Siegerprojekt nachbearbeiten lassen? Das ist nicht so einfach. Sie können das Parkhaus ja nicht einfach unter den Boden drücken.

 

 Welcher Ausweg schwebt Ihnen persönlich denn vor?

Ich bin von der Idee eines zweiten Wettbewerbes nicht überzeugt. Es ist nicht gesagt, dass nach einem ersten Durchgang mit so vielen Eingaben ein zweiter ein besseres Projekt hervorbringt. Und ich finde es nicht fair gegenüber den Teilnehmern des ersten Wettbewerbs. Ein neuer Durchgang ist zeitaufwendig und bringt weitere hohe Kosten mit sich. Wir müssen nun dem Generalrat einen Nachtragskredit für das Studium einer unterirdischen Variante–ob mit oder ohne Wettbewerb–unterbreiten. Dabei müssen wir uns im Klaren sein, wie das richtige Verfahren abzulaufen hat, damit wir danach ein gutes mit dem Siegerprojekt vergleichsfähiges Projekt und eine Übersicht über die insgesamt anfallenden Kosten haben. Dass man wie hier mitten im Verfahren die Spielregeln ändert, ist selten. Wir haben ja den Wettbewerb lanciert mit der Absicht, dass wir das Siegerprojekt verwirklichen.

 

 Fazit: Der «Prinz von Tarent», das Siegerprojekt des ersten Wettbewerbs, liegt – bildhaft gesprochen – im Sterben?

 Wir hatten den Auftrag, das Parkhaus so rasch wie möglich voranzutreiben. Und wir haben unsere Aufgabe erfüllt, haben ein breit abgestütztes und transparentes Verfahren lanciert und ein gutes Projekt vorgelegt. Es kam aber anders, und wir gehen nun einen neuen Auftrag an. Die grundsätzliche Frage eines Parkhauses ist nicht gestorben, und der «Prinz» steht noch immer als Siegerprojekt zur Diskussion, denn wir werden ja eine Vergleichsvariante ausarbeiten. Aber der «Prinz» sieht heute schon nicht mehr wie ein echter Sieger aus.

Ursula Schneider Schüttel. Bild ce/a

Sie können das Parkhaus ja nicht einfach unter den Boden drücken.

Ursula Schneider Schüttel

Gemeinderätin (SP) Murten

Chronologie

Etappen in der Parkhaus-Geschichte

Im Oktober 2011genehmigt der Murtner Generalrat einen Kredit für die Vorbereitung eines Parkhaus-Ost-Projektwettbewerbs und für weitere verkehrstechnische Massnahmen in der Höhe von 120000 Franken.Im August 2012kommt die städtische Energie-, Umwelt- und Planungskommission zum Schluss, dass der beste Standort für ein Parkhaus Ost auf dem jetzigen Viehmarkt-Parkplatz ist.Im Februar 2013genehmigt der Generalrat einen Kredit von 220000 Franken für die Durchführung eines Wettbewerbs Parkhaus Ost.Im September 2013steht das Siegerprojekt fest: Es ist das zu einem Drittel oberirdische Projekt «Prinz von Tarent».Im Oktober 2014erteilt der Generalrat dem Gemeinderat den Auftrag, eine ausschliesslich unterirdische Parkhaus-Variante auszuarbeiten sowie mehr Details zur Finanzierung und den Kosten vorzulegen. Beim Projekt «Prinz von Tarent» sind die Kosten von 14 Millionen Franken zwar bekannt, aber nur mit einer Genauigkeit von rund 20 Prozent. Der Auftrag an den Gemeinderat entstammt der Feder der Murtner FDP.emu

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