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Gastkolumne

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Warum werden Fussballerauf Händen getragen?

Letzthin habe ich das Informationsblatt meiner Gemeinde studiert. Genauer: Ich habe studiert, wie viel Geld die Gemeinde eintreibt und an wen und sie es wofür wieder verteilt. Als Bürger sollte man eine solche frei Haus gelieferte Transparenz von Zeit zu Zeit zu würdigen wissen.

Wer allerdings vom Glauben an die Unparteilichkeit der sogenannten öffentlichen Hand beseelt ist, kann bei diesem Zahlenstudium leicht zum politischen Atheismus konvertieren. Denn längst nicht alle Bedürftigen kommen bei der Zuteilung der öffentlichen Gelder gleich gut weg. So ist mir etwa aufgefallen, dass der Fussball, die Königsdisziplin des Sports, auch eine königliche Vorzugsbehandlung geniesst, während andere Vereine, zum Beispiel Kulturvereine, kurzerhand an den Bettelstab getrieben werden.

Bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, deren Herz nicht oder nicht in erster Linie für das runde Leder schlägt–zum Beispiel bei mir–, führt eine so krasse Ungleichbehandlung früher oder später zu einer Steuerdepression. Tatsächlich verfalle ich jedes Mal in eine Art pekuniäre Melancholie, wenn ich meine hart verdienten Steuerfranken aus einer Fünfsternrasenbewässerungsanlage sprenkeln sehe, während zum Beispiel die Musikgesellschaft ohne Wimpernzucken zur Gemeindekasse gebeten wird, wenn sie in der Mehrzweckhalle ihr traditionelles Jahreskonzert aufführen will. Im Fussball gäbe es für ein solches Einsteigen bestimmt einen Foulpenalty. Aber wie wehrt man sich auf dem politischen Terrain dagegen? Indem man alle Gleichgesinnten zu einem demonstrativen Steuerstreik aufruft? Zu brachial! Ich sehe da sanftere Alternativen.

Da hat doch mal ein findiger Kopf die Idee gehabt, von der Allroundsteuer zur sogenannten Konkretsteuer überzugehen. Jeder Steuerzahler könnte dann selber bestimmen, wo und wie sein Geld konkret eingesetzt wird. So könnte ich zum Beispiel die Gemeinde dazu verpflichten, 54 Prozent meiner Einkommenssteuer in die Sanierung kaputter Strassen zu investieren, 27 Prozent in anfallende Saalmieten für musikalische Anlässe und den Rest in die Rettung bedrohter Bienenbestände. Zufriedene Eltern könnten mit ihren Abgaben das Gehalt der Lehrerin aufpolieren, zu der ihre Tochter oder ihr Sohn so gern in die Schule geht. Wasserratten wiederum könnten dafür sorgen, dass ihr Geld für ein öffentliches Schwimmbad auf die Seite gelegt wird.

Ich halte die Idee der Konkretsteuer für das finanzpsychologische Ei des Kolumbus. Die Leute würden ihren Steuerbogen endlich mit der gebührenden Motivation und ohne zu mauscheln ausfüllen, denn nun läge ja die Entscheidungshoheit über ihre fiskalischen Abgaben bei ihnen selbst. Das unterkühlte Verhältnis zwischen Bürger und Staat gehörte für immer der Vergangenheit an.

Zugegeben, der Plan hat auch Schwächen. So würde wohl niemand seine Steuern freiwillig in die Endlossanierung einer maroden Turnhalle investieren. Andererseits: Ist das eine Schwäche?

 

 Hubert Schallerunterrichtet Deutsch und Philosophie am Kollegium St. Michael in Freiburg. Er ist unter anderem Autor der Gedichtbände «Trommelfellschläge» (1986) und «Drùm» (2005). Als Kulturschaffender ist Hubert Schaller in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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