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Dreissig Jahre Denker und Lenker

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Bruno Stulz, nach 30 Jahren haben Sie sich entschieden, als Trainer aufzuhören. Was waren Ihre Beweggründe?

Im letzten Jahr wuchs in mir das Bedürfnis nach mehr Ruhe und Freizeit. Die 30 Jahre als Trainer waren eine tolle Zeit, haben aber auch viele Opfer verlangt. Der Aufwand ist gross, der Fussballplatz quasi dein Zuhause. Ich hatte das Glück, dass meine Frau auch gerne auf dem Fussballplatz ist und mich unterstützt hat. Für mich war aber immer klar, dass ich mit 60 nicht mehr Trainer sein will.

 

 Warum nicht?

Wenn man als Trainer mit Jungen arbeitet, muss man ihnen auch etwas vorzeigen können. Ich komme langsam in ein Alter, in dem Beweglichkeit und Kraft nachlassen. Gewisse Sachen konnte ich zwar noch vorzeigen, aber einfach in einem anderen Tempo. Ich habe mich immer ein bisschen genervt über Trainer, die aufgrund ihres hohen Alters das Training nur passiv leiten konnten. So wollte ich auf keinen Fall werden.

 

 Sie waren bekannt als impulsiver Trainer, der an der Seitenlinie auch mal zu heftig mitfiebert …

Ich habe immer beim Fussball mitgelebt–im Training und im Match. Leidenschaft habe ich auch von den Spielern verlangt. Ich bin oftmals explodiert, wenn sie diese nicht zeigten, und habe Spieler in die Kabine geschickt. Wegen meiner Impulsivität bin ich auch des Öfteren mit Schiedsrichtern aneinandergeraten. Nach dem Spiel habe ich mich jeweils entschuldigt und die Sache ausdiskutiert. Die Schiedsrichter haben immer verstanden, dass meine Emotionen nicht gegen sie als Person gerichtet waren, sondern dass ich einzig für die Mannschaft das Beste herausholen wollte.

 

 Bei den Spielern hatten Sie den Ruf eines harten und fordernden Trainers …

Ich war sehr fordernd, das stimmt. Eigentlich war ich nie zufrieden, selbst dann nicht, wenn wir gewonnen hatten. Ich habe immer noch Fehler gefunden und versucht, diese zu verbessern, damit das Team weiterkommt. Das ist nicht immer bei allen gut angekommen. In den letzten Jahren wurde ich diesbezüglich etwas toleranter.

 

 Inwiefern hat sich die Mentalität der Spieler während Ihrer Trainerkarriere verändert?

Die Bereitschaft, alles für den Fussball zu geben, ist heute kleiner. Es gibt je länger je mehr Spieler, die dorthin gehen, wo es am bequemsten ist. Wenn sie die Wahl haben zwischen einer starken Mannschaft, wo sie um ihren Platz kämpfen müssen, und einem schwächeren Team, wo sie einen Stammplatz auf sicher haben, dann entscheiden sich viele für das Zweite.

 

 Wie wirkt sich die schwindende Leistungsbereitschaft der Spieler auf die Arbeit des Trainers aus?

Früher waren die Fussballklubs noch richtige Dorfvereine, auswärtige Spieler gab es kaum. Einen Spieler, der schlecht spielte oder nicht zum Training erschien, setzte man auf die Reservebank. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Wenn es heute einem Spieler nicht passt, wechselt er einfach den Verein. Als Trainer braucht es mehr psychologisches Gespür. Man muss auf den einzelnen Spieler eingehen, Rücksicht auf private Dinge nehmen, vermehrt Zugeständnisse machen.

 

 Das heutige Transferreglement begünstigt diese Entwicklung …

Früher durften die Spieler nur einmal pro Saison den Verein wechseln. Heute ist dies bis Ende März alle zwei, drei Wochen möglich.

 

 Würden Sie eine Änderung des Transferreglements begrüssen?

Aus Sicht des Trainers, ja. So gäbe es weniger Wechsel, wodurch es einfacher ist, Kontinuität ins Team zu bringen. Für den Spieler ist es positiv, wenn er jederzeit die Möglichkeit für einen Wechsel hat, falls es ihm in einem Verein nicht gefällt.

 

 Sie wurden in Ihrer Karriere zweimal als Trainer entlassen. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

In Heitenried und beim FC Giffers-Tentlingen musste ich meine Sachen vorzeitig packen. Als Trainer muss man mit so was rechnen, dennoch waren es schwierige Momente. Wenn man sich mit Herzblut in etwas investiert und merkt, dass die eigene Arbeit nicht geschätzt wird, tut das weh.

 In der vergangenen 2.-Liga-Saison haben vier Vereine ihren Trainer während der laufenden Saison ausgewechselt. Was in der Super League gang und gäbe ist, scheint auch auf Amateurstufe in Mode gekommen zu sein …

Ich kann mich nicht erinnern, dass vor 15 Jahren einmal ein Trainer während der Meisterschaft entlassen wurde. Dass Ende Saison der Vertrag nicht verlängert wurde, das gab es ab und zu, aber nie während der laufenden Saison.

 

 Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Die Spieler haben heute mehr Macht. Die Vereine lassen sich von den Spielern beeinflussen, weil sie Angst haben, sie laufen sonst davon. Früher standen die Vereine hinter ihrem Trainer, heute entlassen sie ihn, um die Bedürfnisse der Spieler zu befriedigen. Es ist eine gefährliche Entwicklung. Jeder Trainer hat ein Ziel, das er mit der Mannschaft erreichen will. Dazu muss er längerfristig arbeiten können. Wenn man diesen Prozess unterbricht, indem man den Trainer entlässt, bringt es das Team nicht weiter. Der Prozess muss wieder von vorne beginnen.

 

 Welche Rolle spielen dabei die Sponsoren?

Auf 2.-Liga-Niveau üben die Sponsoren eher wenig Druck aus. Die Erwartungen an einen Verein sind heute aber allgemein gestiegen.

 

 Wie schwierig es ist, einen 2.-Liga-Verein zu führen, musste zuletzt Estavayer-le-Lac erfahren. Weil der Verein nicht genügend Spieler gefunden hat, hat er sich zwei Wochen vor Saisonstart zurückgezogen …

Ich finde es unglaublich, dass sich in der 2. Liga ein Verein zwei Wochen vor Saisonstart zurückzieht. Die Spielergespräche hätten schon viel früher stattfinden müssen. Hätte Estavayer die Konsequenzen bereits im Juni gezogen, dann müsste die Meisterschaft jetzt nicht mit dreizehn Teams ausgetragen werden, und Giffers-Tentlingen hätte in der 2. Liga bleiben können.

Am schlimmsten ist aber, dass der Verein kaum bestraft wird. Wenn ich als Trainer einen Disput mit einem Schiedsrichter habe und hinter die Bande geschickt werde, muss ich für diese Bagatelle 300 Franken Busse bezahlen. Estavayer, das dreizehn Mannschaften veräppelt hat, wird nur mit unwesentlich mehr gebüsst. Das ist lächerlich.

 

 Wie hat sich das spielerische Niveau der 2. Liga in den letzten Jahren entwickelt?

Als im Jahr 2000 die 2. Liga interregional eingeführt wurde, ist das Niveau stark gesunken. Die Freiburger 2. Liga hat aber wieder aufgeholt. Die sechs besten Mannschaften der aktuellen Saison sind allesamt besser als die Vereine der Berner Liga. Ich wünsche mir aber noch mehr Teams, die versuchen, das Spiel zu gestalten. Für meinen Geschmack wird zu oft defensiv agiert, der Ball nur nach vorne geschlagen und auf Konter gelauert.

 

 Der FC Kerzers trifft heute (20 Uhr, Erli) zum Saisonauftakt auf Richemond . Was trauen Sie Ihrem alten Team zu?

Kerzers hat super Stürmer, eine starke Verteidigung und einen guten Goalie. Im Mittelfeld hat das Team aber den Verlust von drei Stammspielern zu verkraften. Es hängt ganz davon ab, wie das Loch gestopft werden kann. Topfavorit ist für mich Richemond. Ich habe das Team spielen sehen und war beeindruckt. Das ist eine «Riesenmannschaft».

 

 Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, Trainer zu werden?

Ich war nie der bravste Spieler, war aufsässig und kam mit den Trainern nicht immer ganz gut aus. Einmal sagte mir mein Coach, ich solle doch selber Trainer werden, statt immer so schwierig zu tun. Das habe ich mir später zu Herzen genommen.

 

 Und wie war Ihr erster Sommer als Ex-Trainer?

Herrlich! Ich habe diesen Sommer genossen. Ich hatte nicht einen Zehntel so viele Telefongespräche geführt oder SMS erhalten wie vorher: keine Spieleranfragen, keine Spieler, die das Training absagen wollten, kein TK-Chef, der etwas klären wollte, kein Klubpräsident, der auf mich zugekommen ist–da war einfach nichts (lacht). Mein Telefon ist momentan ziemlich ruhig.

Zur Person

Bruno Stulz

Im Jahr 1985 gab Bruno Stulz seinen Einstand als Trainer in der Fussballschule des SC Düdingen. Auf dem Birchhölzli übernahm er später die 2. Mannschaft (4. Liga), ehe er über Giffers-Tentlingen (3.) und Gurmels (3.) beim FC Überstorf landete und 1999 seine Premiere in der 2. Liga gab. Über Heitenried (3.) und die Inter-A des SCD fand der 58-jährige Düdinger zum FC Kerzers. Diesen führte er in der Saison 2005/06 von der 3. in die 2. Liga. Drei Jahre später stieg er mit Kerzers gar in die 2. Liga interregional auf. Nach einem Abstecher zu Aarberg (2.) und Giffers-Tentlingen (2.) kehrte er 2012 aufs Erli zurück, wo er im Juni seine Karriere beendet hat.ms

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