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«Durch das Kopftuch habe ich die Möglichkeit, Gott tagtäglich für mein Glück zu danken»

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Sundes El Omami ist 22 Jahre alt, studiert an der Universität Freiburg Medizin und trägt ein Kopftuch. Sie hat sich bewusst dazu entschieden.

Sundes, wie bist du ­aufgewachsen?

Meine Familie stammt aus Libyen. Wir verliessen das Land vor zwanzig Jahren aus politischen Gründen. Aufgewachsen bin ich in Olten zusammen mit meiner älteren Schwester, drei jüngeren Geschwistern und natürlich meinen Eltern.

Welche Rolle spielte der Islam in deiner Kindheit?

Die Religion war immer Teil unseres alltäglichen Lebens. Früher habe ich, wie jedes Kind, den Glauben einfach angenommen und nicht hinterfragt. Mit zwölf Jahren begann ich das Kopftuch zu tragen, weil sich auch alle meine muslimischen Kolleginnen zu verhüllen begannen. Erst nach der Pubertät begann ich mich intensiver mit meinem Glauben zu beschäftigen und entschied mich dann bewusst für das Kopftuch.

Was waren die Gründe, die für den Hijab sprachen?

Erstens versuche ich nach den Regeln der Religion zu leben, sei dies jetzt in Hinblick auf Alkoholabstinenz oder eben auch auf die Verhüllung. Der Hijab erinnert mich auch immer wieder daran, dass das Leben einen tieferen Sinn hat, welchen ich durch die Religion erfahre. Durch das Kopftuch habe ich auch die Möglichkeit, Gott tagtäglich für mein schönes Leben und mein Glück zu danken.

Wie hätte deine Familie reagiert, hättest du dich gegen das Kopftuch entschieden?

Sie hätten meine Entscheidung akzeptiert. Für sie wäre es schlimmer gewesen, wenn das bedeutet hätte, dass ich mich ganz vom Glauben abwende. Als meine kleine Schwester das Kopftuch zu tragen beginnen wollte, waren sie zuerst dagegen. Sie sah für ihr Alter noch sehr jung aus, und meine Eltern fürchteten sich vor Reaktionen wie «So ein kleines Mädchen und schon verschleiert».

Du sprichst die Haltung der Schweizer Gesellschaft gegenüber Muslimen an. Wie nimmst du die Stimmung allgemein wahr?

Das ist sehr situationsabhängig. Wenn ich mit meinen nicht-muslimischen Kolleginnen unterwegs bin, spüre ich keinen Unterschied. Dass ich einen Schleier trage, ist für uns alle normal. Auch in der Schule wurde ich nie ausgegrenzt, meine Mitschüler waren eher neugierig und interessierten sich für meine Beweggründe. Ich habe lediglich in der Arbeitssuche Ausgrenzung erlebt.

Inwiefern?

Dass man wegen dem Kopftuch einen Job nicht bekommt, passiert immer wieder. Oft wird das damit begründet, dass der Kunde so was nicht sehen will. In meinem ganzen Leben habe ich in der Schweiz vielleicht zwei Ladenangestellte mit Kopftuch gesehen. Eine davon arbeitete im Lager, hatte also nicht einmal Kundenkontakt. In Ländern wie England oder Holland ist das anders, dort sind die Muslime historisch schon länger vertreten. Die Gesellschaft hat sich daran gewöhnt und empfindet eine Supermarktverkäuferin im Hijab nicht als störend.

Hast du schon öffentliche Anfeindungen erlebt?

Nein, persönlich ist mir noch nie etwas Derartiges passiert. Natürlich gibt es Sprüche und vor allem Blicke, aber die lernt man ziemlich schnell zu ignorieren. Ich habe das Gefühl, dass die Schweizer Bevölkerung Muslimen gegenüber eher passiv eingestellt ist, also keinen offenen Hass zeigt, sondern eher eine Art Ablehnung.

Was denkst du über ein Burkaverbot in der Schweiz?

Ich habe in der Schweiz noch keine Burka gesehen. Ein solches Gesetz wäre für mich daher pure Islamophobie. Ich kenne einige muslimische Frauen, die sich gerne verhüllen würden, es aus Angst vor Reaktionen jedoch nicht tun. Meiner Meinung nach wird in der Schweiz ein Kopftuch aus freiem Willen getragen, die Frauen hier sind gebildet und entscheiden sich bewusst dafür. Ein Verschleierungsgesetz halte ich für unnötig und freiheitseinschränkend.

Wie verschleiern sich die Frauen in deinem Heimatland Libyen?

In Libyen gibt es alles: Kein Kopftuch, ein Hijab wie ich ihn trage, bis zum Niqab, der nur die Augen frei lässt. Die Mehrheit kleidet sich ähnlich wie ich: lange Hosen, lange Ärmel und bedecktes Haar. Für sie ist die Verschleierung viel stärker kulturbedingt als religiöse Pflicht. Die Frauen dort sind immer überrascht, dass ich mich auch in der Schweiz so kleide.

Hintergrund

Weshalb tragen Muslima ein Kopftuch?

Religion und Kultur: Das sind die zwei Hauptgründe dafür, dass Muslima Kopftücher tragen. Oftmals verschmelzen die beiden Gründe jedoch.

Im Koran heisst es: «Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Augen niederschlagen und ihre Keuschheit bewahren, den Schmuck, den sie tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht normalerweise sichtbar ist, und ihre Tücher über ihre Busen ziehen» (Koranvers 31 in Sure 24). Es ist das meistverwendete Zitat, um aufzuzeigen, woher die Kleidervorschriften stammen und was sie für Bedeutung tragen.

Laut Gerald Hawting, einem weltweit renommierten Islam-und Koranexperten, kann dieser Vers so gedeutet werden, dass die weibliche Sittsamkeit vonnöten ist, um den Mann nicht in Versuchung zu bringen und unangenehme Gefühle zu vermeiden. Das Tragen des Kopftuchs ist ein Zeichen dafür, dem Islam anzugehören und sich nach den Vorschriften des Korans zu kleiden.

Klima und Mode

Die Kleidung ist je nach Region unterschiedlich. So ist der Facettenreichtum des Tragens von Tüchern gross. Bedeckt es nur das Haar oder den ganzen Körper, so ist das zu einem weiteren Teil von der gelebten Kultur abhängig. Das Kopftuch ist weitgehend ein Brauch und unterliegt somit der tiefverankerten Tradition, die nichtsdestotrotz dem Wandel der Zeit unterliegt. Historisch gesehen gab es ausserdem selten Zeiten, in denen weder in der orientalischen noch in der okzidentalen Welt kein Kopftuch getragen wurde. Dabei ist das Klima ein Aspekt: Die Kopfbedeckung dient als Schutz vor Sonne, Kälte und Wind. Es ist aber auch eine Frage der Mode.

Seit einiger Zeit ist das Kopftuch bei muslimischen Frauen in der okzidentalen Welt umstritten, weil es nicht mehr nur als Frage der Religion oder persönlichen Überzeugung wahrgenommen wird, sondern viel mehr auf eine Einschränkung durch ihr Zuhause hinweisen kann. Auch im Orient kommen diesbezüglich viele Fragen auf, denn als Zeichen der weiblichen Emanzipation gilt es, sich frei kleiden zu können. Diese Problematik trifft die aktuellen Diskussionen mitten ins Schwarze und führt zu kontroversen Abstimmungen über die Verhüllung der Frau in ganz Europa.

Michal Lisa Steinemann

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